Wann kommt das NZZ-Video zu Donald Trump?
Es besteht kein Zweifel: Die NZZ beschäftigt auch im digitalen Bereich echte Profis. Immer öfter stellt sie Videos in ihre Online-Plattform, im Sinne von kurzer, unterhaltsamer Information.
Ein solches Video ging auch am 18. März 2018 online. Die Headline: «Russlands unangefochtener Herrscher? Wie sich Putin an der Macht hält.» Ein perfekt gemachter Streifen, 4 Minuten und 43 Sekunden lang, anschaulich, verständlich, so wie Propaganda – oder eben Gegenpropaganda – sein muss.
Unbedingt reinschauen! Auch um das hier Folgende zu verstehen!
Putins Methode, sich an der Macht zu halten, beruht, so die NZZ, auf vier Säulen: 1. auf dem mehr und mehr zentralisierten Staat, 2. auf seiner Selbstdarstellung, 3. auf der Schaffung von Abhängigkeit und Nähe, und 4. auf Repression.
Interessant ist vor allem die Säule Selbstdarstellung. Da werden zuerst Monumente mit Herrschern auf stolzen, sich aufbäumenden Pferden gezeigt, dann Putin, ebenfalls auf einem Pferd.
Spätestens bei diesem Bild taucht die Frage auf: Hatte man nicht auch einmal ein ähnliches Bild von Donald Trump auf einem Pferd gesehen? Und: Warum gibt es eigentlich kein solches NZZ-Video zu Donald Trump?
Was nicht ist, kann ja noch werden. Die Thematik wäre nicht weniger interessant.
Vorschlag für ein Video über Donald Trump:
Donald Trumps Wahlerfolg und Macht beruhen ebenfalls auf vier Säulen: 1. auf seiner Selbstdarstellung, 2. auf seiner Unterstützung der Reichen und Superreichen (in offener Erwartung von Gegenleistungen), 3. auf seiner Kommunikation, 4. auf bisher in den USA unbekanntem Nationalismus.
Ein paar Beispiele in Bildern?
1. Trump ist der begnadete Selbstdarsteller:
Spätestens seit Berlusconi weiss man es: Der Clown im Fernsehen kommt gut an – wenigstens in den bildungsferneren Schichten, die es nicht nur in Italien gibt …
Was in den USA aber vor allem angebetet wird, ist Reichtum. Reichtum zeige Erfolg, und Erfolg zeige Leistung, meint man im Land der Tellerwäscher-Saga. Also zeigt sich Trump besonders gern als Superreicher. In seinem Appartment zuoberst im Trump Tower in NYC zum Beispiel ist golden, was immer golden sein kann: das ganze Mobiliar.
Aber natürlich muss Trump sich auch ein wenig sportlich zeigen – in den USA als Golfer natürlich.
2. Trump tut alles für die Reichen und Superreichen:
Donald Trump verweist gerne darauf, dass die Börsenkurse seit seiner Wahl zum Präsidenten der USA massiv angestiegen sind – was tatsächlich zutrifft. Die Reichen, die sich Bankaktien leisten können, vertrauen darauf, dass Trump alles tut, um sie noch reicher werden zu lassen:
Das Wasser mag weltweit abwärts fliessen, aber das Geld muss, so will es der von den USA propagierte Neoliberalismus, aufwärts fliessen: die Reichen sollen noch reicher werden!
Trump selbst macht das vor. Wer Trumps Reichtum nicht glaubt, kann in Manhattan spazieren gehen, bis er einen Wolkenkratzer gross angeschrieben sieht: TRUMP TOWER. Wie hoch dieser Tower allerdings ist, ist schwer abzuschätzen, man muss ziemlich steil nach oben schauen …
3. Trump kommuniziert per Twitter – ohne Argumente:
Donald Trump twittert nicht nur seinen Anhängern, er kommuniziert selbst mit seinen Erzfeinden per Twitter. Ein Beispiel aus den letzten Tagen:
Leute aus seinem engsten Umfeld, die sich noch immer an die Überzeugungskraft von Argumenten halten, sind bei Trump in kürzester Zeit weg vom Fenster. Zeitungen und Fernseh-Stationen, die sich (noch) um eine professionelle – sprich: ehrliche – Berichterstattung bemühen, werden ausgegrenzt und als Fake-News-Verbreiter der Lächerlichkeit preisgegeben. Nicht zuletzt über seine unappetitlichen Sex-Geschichten mag Donald Trump nur ungern lesen.
4. Trump sagt «America first» und baut Mauern
Donald Trump, der Präsident des wirtschaftlich und militärisch mächtigsten Landes der Welt, zeigt kein Interesse an einer friedlichen Welt, in der alle menschenwürdig leben können. Ihm geht es nur um «sein» Amerika: America first. Die Leute sollen zwar in 120 Ländern der Welt in 37’000 Restaurants des US-amerikanischen Gastronomie-Giganten McDonald’s Kaffee trinken und Burger essen, aber die Amerikaner selber sollen – so Trump – bitte US-amerikanische Produkte kaufen!
Die Geschichte der USA ist kurz: Das Land ist das Resultat der Einwanderung aus Europa im 17. und 18. Jahrhundert – unter Vertreibung und Vernichtung der Indogenen – und anschliessend und bis Ende 2016 der Einwanderung aus der ganzen Welt. Auch Donald Trumps bisherige zwei Ehefrauen, Ivana und Melania, sind aus Mitteleuropa zugewandert.
Tempi passati: Trump will die Einwanderung, insbesondere aus dem Süden, stoppen und will Mauern bauen: Mauern wie im 7. Jahrhundert v.Chr. in China, Mauern wie im Kalten Krieg mitten durch Deutschland, Mauern wie in Israel gegen die Palästinenser heute.
Nationalismus und Fremdenfeindlichkeit sind ein bewährtes Konzept für politischen Erfolg in demokratischen Ländern. Das weiss auch Donald Trump.
Wären diese vier Säulen, auf denen Donald Trumps Wahlerfolg und Macht basiert, nicht genug Stoff für ein kurzes, anschauliches NZZ-Video, wie jenes zur Machterhaltung von Wladimir Putin?
Doch wo ist das Pferd, das Zeichen der Macht?
Halt, da waren doch im NZZ-Video noch die Monumente mit der Herrschern, hoch zu Pferd, und da war doch noch das Bild Putins, ebenfalls auf dem Pferd, als – in seiner Selbstdarstellung – Symbol für seinen Anspruch auf Herrschaft (auch wenn der dabei abgebildete Gaul nicht nach Vollblut-Hengst aussieht und nicht besonders «skulpturwürdig» daherkommt)! Im NZZ-Video zu sehen, Putin hoch zu Pferd:
Wer jetzt im Internet nach einem Bild von Trump auf einem Pferd sucht, wird durchaus fündig:
Nur: schon bei schnellem Hinsehen und Vergleichen sieht man, dass das Bild das genau gleiche ist wie jenes mit Putin, nur der Kopf des Reiters ist ausgewechselt. So einfach ist es heute, der Welt etwas vorzutäuschen. «Ein Bild sagt mehr als tausend Worte», hiess es früher einmal – und wird trotz allem immer noch geglaubt …
So oder so, und auch ohne Pferd: Wann dürfen wir mit dem Video über Donald Trump aus dem Hause NZZ rechnen? «Donald Trump der Grosse: Die vier Säulen, auf denen sein Wahlerfolg und seine heutige Macht beruhen.»
Wir freuen uns darauf!
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Zum Autor. Es gibt keine Interessenkollisionen.
Reichtum vorgetäuscht: So dreist betrog Trump vor über 30 Jahren die Welt
https://www.huffingtonpost.de/entry/reichtum-vorgetauscht-so-betrog-trump-vor-35-jahren-die-welt_de_5ad9f558e4b029ebe0239247?utm_hp_ref=de-homepage
Deutscher Ex-Berater über Trump: «Er ist ungebildet und hat keine Ahnung von Wirtschaft"
https://www.focus.de/politik/ausland/erschreckender-einblick-in-die-welt-des-us-praesidenten-deutscher-ex-berater-ueber-trump-er-ist-ungebildet-und-hat-keine-ahnung-von-wirtschaft_id_8681283.html
Na, wer sagt’s denn, diesen Eindruck habe ich schon lange von Trump. Und wenn noch all seine Affären und sexuellen Ausschweifungen sowie sein tatsächlicher Schuldenberg zutage tritt, dann sind wir alle bestens unterhalten und zugleich nur noch entsetzt ob der Verlogenheit dieser «reichen» Kreise, denen es nicht an gesetzeswidriger Energie mangelt. Dann kommt sicher auch der ganze verruchte und unendlich schmutzige Sumpf eines amerikanischen Establishments ans Tageslicht. Und wir können davon ausgehen, dass es bei uns in Europa nicht viel anders zu und her geht.
Ich vermisste den Hinweis, dass auch Trumps Vorfahren einwanderten aus Deutschland. Im übrigen finde ich Putin und Trump nicht vergleichbar, zumindest noch nicht. 4 Punkte: Die USA sind kein zentralistischer Staat wie Russland. Das zeigt das Wahlmännersystem, das Clintons Wahl verhinderte obwohl sie mehr Stimmen hatte als Trump. Repression: Putin verfügt über einen Repressionsapparat, polit. Gegner werden ermordet oder bei Wahlen ausgeschlossen. Zudem sind seine Verbindungen (Nähe) mafiös. Einzig bei der Selbstdarstellung gebe ich dem Autor Recht. Wobei Putins Stil zwar machohaft ist, aber immer noch mehr Rafinesse har als Trumps primitives Auftreten.
Originelle Vorschläge. Nur – Erstens, Was stimmt eigentlich nicht am NZZ-Filmchen? Zweitens: Unlängst schrieb Kommentator Müller doch stolz und erhellend, für ihn sei der NZZ-Auslandteil abgehackt. Damit liest er auch viel Hintergründiges und durchaus Differenziertes über Putin und Trump nicht. Und berichtet offenbar auch grundsätzlich über die kompetenten Infos und Interviews mit Fachleuten gerade in der NZZ zu Lawrows Behauptungen über die angeblich manipulativen Informationen zu den Untersuchungen des Spiezer Labors und die dazugehörigen Dementi der OPCW in Den Haag zu den Giftgas-Untersuchungen ihrer Vertragslabors im Fall Skripal. Ein glaubwürdiger Journalist nimmt meiner Meinung nach auch Medien zur Kenntnis, an dem ihm vieles nicht in die eigene Weltsicht passt. Alte Weisheit: Man muss auch die andere Seite anhören, um die eigene Meinung zu prüfen – oder vielleicht sogar zu korrigieren.
@Reinhard Meier: Ich habe, neben Radio und Fernsehen, drei Schweizer Tageszeitungen abonniert, darunter selbstverständlich auch die NZZ, und darüber hinaus ein paar weitere, auch solche aus den USA, aus Israel und zum Beispiel auch aus der Ukraine, und auch zwei Wochenzeitungen, und ich beobachte über 20 Info-Plattformen, die meisten mit täglichen Newslettern. Warum ich das mache? Weil ich sonst – genau wie Sie es fordern – nicht legitimiert wäre, darüber zu schreiben. Danke für Ihr Interesse und mfG, Christian Müller
NZZ-Auslandteil: abgehackt oder abgehakt, das ist hier die Frage 😉