SRF: Bitte nicht sparen, besser werden!
Sonntagmorgen, 17. Februar 2019. Auf der Website SRF kann man lesen, dass im Kanton Graubünden ein vierter regionaler Naturpark entsteht. Beteiligt sind die drei italienischsprachigen Gemeinden Rossa, Calanca und Buseno. «Die Zustimmung an den Bürgerversammlungen war mit über 92 Prozent Ja-Stimmen überaus deutlich. Der Gemeindepräsidenten von Calanca, Toni Theus, freut sich über diesen klaren Entscheid», steht da geschrieben. Und: «Der geplante Park ist 120 Quadratmeter gross und erstreckt sich über die drei Gemeinden Rossa, Calanca und Buseno.»
120 Quadratmeter sind etwa so viel wie die Fläche einer grosszügigen Drei-Zimmer-Wohnung. Etwas mager für einen neuen regionalen Naturpark über drei Gemeinden. Vermutlich sind es 120 Quadratkilometer, also eine Million mal mehr …
Ein einmaliger Verschreiber?
Mitnichten. Verschreiber und Fehler gehören auf der Website von SRF zum Standard.
Ein paar Beispiele:
«Rund 300 Liter Wasser verbrauchen wir in der Schweiz pro Kopf und Jahr. Studien zeigen, dass die Schweiz theoretisch noch rund 300 Jahre ohne Regen auskommen würde, bis unser Wasservorrat versiegen würde.» Weniger als ein Liter Wasser-Verbrauch pro Kopf und Tag? Wir Schweizer?
«Bereits im Januar hatte es in dem 58 Stockwerke hohen Wolkenkratzer einmal in einer Kühlvorrichtung auf dem Dach gebrannt. Damals wurden zwei Menschen verletzt. Neben dem Penthouse des Präsidenten im 66. Stock beherbergt der Trump Tower das Hauptquartier der Trump Organisation.» Ein echt bedauernswerter Donald Trump, 8 Stockwerke über seinem Wolkenkratzer hausen zu müssen, so quasi schon im Himmel …
«Beim Angriff auf den Militätflughafen Tiyas in der syrischen Provinz Homs hat es Tote und Verletzte gegeben.» Da hat SRF offensichtlich bereits an die militärischen Mittäter gedacht.
«Der Westen machen Russland und Syrien für den angeblichen Angriff verantwortlich machen, bestreitet Russland, dass es einen Giftgasangriff auf Duma gab.» SRF machen halt öfter mal Fehler machen …
«Wir alten Dinosaurier sagen: Du bist entweder irisch oder britisch. Für den Friedensprozess ist es ist es gut wenn wir Dinosaurier irgendwann aussterben.» Ist es ist es ja wirklich gut, wenn die Sprach-Dinosaurier aussterben.
«Die gezielten Angriffe Angriffe mit Kampfflugzeugen und Marschflugkörpern seien eine Vergeltung für die Verwendung chemischer Waffen durch die syrische Regierung gegen das eigene Volk.» Solche Fehler Fehler können halt mal vorkommen …
«Das würde auch den politischen Druck erhöhen, befürchten die Initativ-Gegner.» Initativen sind eben immer gefährlich.
«Weil den Geschäftsbanken insgesamt weniger Geld zur Verfügung hätten und die Zinsen stiegen, so die Argumentation.» Den Geschäftsbanken haben hoffentlich noch immer Geld zur Verfügung …
«Die von der einstigen Galionsfigur gründete neue Partei Genève en Marche (GEM) schaffte den Einzug ins Parlament nicht.» Ist wohl auf Grund gelaufen …
«Im Vergnügungspark in Süddeutschland hat eine Feuer grossen Schaden angerichtet.» Weil alles Böse halt weiblich ist.
«Der motorisierte zwar Verkehr geht zurück – aber zu wenig. Das ziel der Städteinitiative einer Reduktion des motorisierten Verkehrs wird nicht erreicht.» Das Ziel war etwas gar klein, und wie steht’s mit dem Zwar-Verkehr?
«Der Verwaltungsrat werde auch in den vorliegenden Bericht für die Jahre 2016 bis 2018 erwähnt. Der Eigner werde dazu Stellung nehmen, sagte Schwaller mit Blick auf die stufengerechte Information durch Postministerin Doris Leuthard am heutigen Nachmittag. Wir können und nicht selber noch direkt einschätzen.» Stufengerechte Information? Etwa 2. oder 3. Klasse Volksschule?
«Überfüllte Lager – geschlossene Grenzen: Die Lage in Lybien.» Immer dieses elende y …
«Pompeo sieht kein Widerspruch.» Ist trotzdem einen Fehler. SRF kennt kein Fall Akkusativ …
«Der Fall wirft ein Schlaglicht auf eine Welt, die normalerweise im Verbogenen bleibt.» Mangels Schlaglicht verbogen. Mal schauen, ob wir’s nicht doch gerade hinkriegen.
«EU-Gericht fällt brisanten Entscheid zur Entechnik.» Die Entechnik? Wohl eine genetische Manipulation.
«Heinrich Übel jedoch weiss, dass dies nicht stimmen kann: Er ist ein Fabrikantensohn ist, der in seinem Leben mehr oder weniger gescheitert ist.» Vielleicht ist gescheitert ist, weil ist Fabrikantensohn.
«In Frankreich verhalten verhalfen die Tricks dem Unternehmen rascher zu schwarzen Zahlen.» So verhalten waren die Tricks vielleicht nicht.
«Rutscht der nationalrat nach links?» Macht ja nichts, ist eh nur noch klein.
«Der lebenslänglich verwahrte Sexualstraftäter Peter Vogt will mit Exit aus dem Leben scheiden, wie im Interview sagt.» ‹Er› ist offensichtlich schon weg.
«Der Gemeindepräsidenten von Calanca, Toni Theus, freut sich über diesen klaren Entscheid. Im März werde die Bewerbung bei Bund eingereich.» Mal ein paar Buchstaben zu viel, mal ein paar zu wenig, gleicht sich ja wieder aus.
«Aus der Reform wurde eine Reförmchen» Jetzt geht das Trans-Gender-Problem auch noch hier los …
Und so weiter, und so fort – der Beispiele gibt es noch viele
Ist es ein Trost für Schweizer Radio und Fernsehen SRF, dass auch andere Medien auf ihren Online-Plattformen Fehler machen?
Zum Beispiel auch die NZZ …
«Ein Reizgas-Dieb verursachte die Massenpanik vor der Disco bei Ascona – sechs Personen sind gestorben, sieben schweben noch in Lebensgefahr». Katastrophale Ereignisse sind umso attraktiver, je näher – gemessen in Kilometern – sie stattfinden. Und zwischen Ascona und Ancona liegt ja nur ein Buchstabe …
… oder sogar «Journal21», die Plattform der Ausland-Spezialisten
«Im Unterschied zu Nordkorea allerdings verfügen Vietnamesinnen und Vietnamesen über sehr viel mehr Freiheiten als Nordvietnamesinnen und Nordvietnamesen.» Dass 43 Jahre nach dem Ende Nordvietnams unvermittelt wieder Nordvietnamesinnen und Nordvietnamesen auftauchen – und das erst noch in Nordkorea – ist ja wirklich eine Sensation. Manchmal ist eben auch Politik-Berichterstattung Glückssache …
Im Rahmen der No-Billag-Volksinitiative hat die SRG immer wieder versprochen, ihre Kosten zu senken und mehr zu sparen. Unser Rat an Nathalie Wappler, die im Frühling als neue Direktorin bei SRF einzieht, ist allerdings ein anderer: Statt sparen könnte man, vielleicht bei gleichem Budget, auch einfach besser werden. Zum Beispiel auf der SRF-Website.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Zum Autor. Es gibt keine Interessenkollisionen.
Persönliche Mail an Herrn Müller:
Sehr geehrter Herr Müller
Ich danke Ihnen sehr, dass Sie dieses Thema aufgreifen. Ich finde es sehr ernüchternd, wie die sprachliche Qualität des Schweizer Journalismus zunehmend abnimmt. Fallfehler wie falsche Akkusative muss man den Medien gar nicht mehr melden, weil sie den Fehler nicht einmal verstehen. Ich hatte so einen «Fall» SRF gemeldet. Sie mussten nachfragen, worin genau der Fehler lag. Und in einem Artikel im Kulturteil der Aargauer Zeitung fand ich einmal allein beim Durchlesen (ohne Recherche) fünf inhaltliche Fehler. Ich bin der Ansicht, dass die aktuelle Krise des Journalismus auch (nicht nur) der abnehmenden Textqualität und der oft mangelhaften Recherche geschuldet ist ("copy/paste-Kultur"). Es wäre schön, wenn Sie hier dran bleiben würden. Beste Grüsse, Martin Fricker.
Nicht bloss die SRF-Website ist ein ständiges orthografisches Ärgernis, sondern auch die SRF-Tagesschau mit ihren Texteinblendungen. Kaum eine Sendung ohne peinlichen Rechtschreibfehler. Falsch geschriebene Personen- und Ortsnamen scheinen eine besondere Spezialität des Hauses zu sein. Ein Korrektorat, welches die Sendung jeweils vor der Ausstrahlung sichtet, scheint keines vorhanden zu sein.