Immer mehr Amateure basteln noch mehr Apps
Im letzten Jahr nahm Eddie das Schwein Chile im Sturm. Das iPhone-Game «ePig Dash», verdrängte das populäre «Angry Birds» vom ersten Platz der bezahlten Spiele im chilenischen App Store, wie das britische Magazin «The Economist» berichtet.
Die Story wäre an sich nichts Aussergewöhnliches. Auffallend ist aber, dass der Erfinder von «ePig Dash» ein Wirtschaftslehrer und Hobyyzauberer ist, der wenig bis nichts von Programmierung versteht. Stattdessen benutzte er das Programm von GameSalad, ein Do-It-Yourself-Tool (DIY) für App-Hersteller, um das Spiel zu kreieren.
Das Angebot wird immer grösser
DIY ist voll im Trend. Im Mai brachte Black Berry-Hersteller RIM ein Bastelkit heraus, das es Leuten ohne Know-how erlaubt, innerhalb von Minuten ein funktionierendes App herzustellen. Auch Apple hat ein Patent für ein DIY-Tool angemeldet, das mit dem Betriebssystem iOS auf seinen mobilen Geräten arbeiten soll. Im März veröffentlichte das MIT in Boston eine Beta-Version von «App Inventor», das es sogar vollkommen Unbegabten erlauben soll, Apps für Android-Smartphones zu fabrizieren.
Verschiedene Start-ups offerieren DIY App Services. Conduit macht es möglich, über eine einfache graphische Schnittstelle Apps für Mobilgeräte zu bauen. AppMakr hat mitgeholfen, rund 10 000 Apps zu kreieren. AppMakrs unterstützt die Anwender, ihre Apps auf den Standard zu bringen, den der Apple Store verlangt. Andere konzentrieren sich auf Android und Windows oder umgehen Apple, indem sie Web-Apps herstellen.
Gratis-Herstellung ist Trumpf
Herkömmliche Apps können Herstellungskosten von 10 000 Dollar oder mehr auslösen. DIY Apps sind gratis, falls der Service des Anbieters in Anspruch genommen wird, sind Abo-Gebühren fällig. Die Preise bewegen sich monatlich zwischen 30 und 80 Dollar.
KMUs und technisch versierte User gehören offenbar zu den fleissigsten Herstellern von Apps auf der Basis von DIY. Daraus kann auch ein Businessmodell entstehen. GameSalad erlaubt zum Beispiel, 2D-Spiele für Smartphones herzustellen, die dann zum Teil auch verkauft werden. Anscheinend gibt es bereits DIY-Entwickler, die den Lebensunterhalt aus dem Ertrag ihrer Apps bestreiten, die sie auf ihren Plattformen anbieten.
Demokratisierung mit Kehrseite
Die Demokratisierung der Apps-Technologie hat aber auch eine Kehrseite. Der App Store von Apple stellt schon heute 550 000 Apps zur Verfügung. Google offeriert 450 000 Apps zum Downloaden für das Android-Betriebsystem. Die absehbare Flut neuer Apps von Amateuren wird diese Zahlen noch weiter massiv in die Höhe treiben.
Professionelle App-Hersteller mögen sich durch die rasante Entwicklung noch nicht bedroht fühlen. Aber das kann noch kommen: Die Amateure holen mächtig auf.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
keine