Hans Küng ist der Schweizer Parade-Intellektuelle
Die Rangliste widerspiegle den «geistigen Einfluss» und die «öffentliche Deutungsmacht» der 500, schreibt das deutsche Magazin etwas vollmundig, ermittle aber keine «inhaltliche Qualität». Unter anderem werden die Präsenz in den 160 wichtigsten Print-Medien, Zitationen im Internet und Querverweise im biografischen Archiv Munzinger eruiert. Die Erhebung bezieht sich auf die letzten zehn Jahre. Die Liste erscheint nach 2006 und 2007 zum dritten Mal.
Die ersten drei Ränge belegen die Schriftsteller Günter Grass, Peter Handke und Martin Walser. An vierter Stelle erscheint die Journalistin Alice Schwarzer, danach folgen die Schriftstellerin Elfriede Jelinek und der Philosoph Jürgen Habermas.
Küng vor Muschg und Straubhaar
Unter den 500 werden 20 Schweizer und Schweizerinnen aufgezählt: Der Theologe Hans Küng steht als einflussreichster auf Platz 20. Auf Platz 43 folgt Schrifsteller Adolf Muschg, auf Rang 72 steht der Ökonom Thomas Straubhaar, auf Platz 74 der Schrifsteller Christian Kracht.
Die weiteren Schweizer Köpfe: Martin Suter (99), Jean Ziegler (135), Christoph Marthaler (140), Peter von Matt (143), NZZ-Feuilletonchef Martin Meyer (144), Urs Widmer (151), Ökonomin Beatrice Weder di Mauro (216), die deutsch-schweizerische Schriftstellerin Sibylle Berg (217), Lukas Bärfuss (244), Roger Köppel (267), Philosoph Peter Bieri (318), Thomas Hürlimann (326), Sozialwisssenschaftler Peter Gross (346), Peter Bichsel (348).
Neu dabei: Kast und Meyer
Neuaufnahme in die Liste haben gefunden: Psychologin Verena Kast (444) – und Ringier-Publizist Frank A. Meyer (473). Michael Ringier ist der Verleger des in Berlin erscheinenden Monatsmagazins. Es weist eine Auflage von 82’000 Exemplaren aus.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
keine
Dass FAM in dieser Liste erscheint, ist nicht verwunderlich ist CICERO ja eine Zeitschrift aus dem Ringier Verlag. Eben selbsternannte «Intelligenzia» . . . wie peinlich!
Hans Küng ist ein Mensch des Glaubens der gleichzeitig über die Fähigkeit und den grossen Horizont verfügt, die christliche Lehre in ein adäquates, glaubhaftes Verhältnis zur Allmacht Gottes einerseits und zur tatsächlichen Situation des Menschen in der heutigen Zeit andererseits, zu setzen und überzeugend darzulegen. Für mich als reformiertem ist er eine Schlüsselfigur zur Lösung von Glaubensfragen und -auslegungen innerhalb der christlichen – aber auch der ausserchristlichen – Sichtweisen und dogmatisch sturen Thesen.
Paul Spätig
All diese Rankings, die von den Medien geflutet werden, sind in den meisten Fällen peinlich, weil sie meistens nur einen Ausschnitt darstellen und eine Induktion höchst fragwürdig ist. So auch die Extraktion von R. L., um zu zeigen, dass beim „Cicero“-Ranking auch 20 Schweizer Intellektuelle im deutschsprachigen Raum mit von der Partie sind. Der Autor weist richtigerweise auf verschiedene Randbedingungen hin: „Präsenz in den 160 wichtigsten Print-Medien, Zitationen im Internet und Querverweise im biografischen Archiv Munzinger“. Was aber soll das Ranking, wenn „Cicero“ mit der Untersuchung, keine „inhaltliche Qualität“ vermittelt? Dann könnte man doch auf solche Füller wirklich verzichten. Und R. L. hätte sich die 20 Schweizer ersparen können, es sei denn, der Autor wollte doch noch etwas bauchpinseln, um des Schweizers Stolz zu fördern.
Ich bleibe noch kurz bei „Cicero“. Die Legende der 19. Abbildung der Bilderfolge (http://www.cicero.de/bilder/ranking-die-wichtigsten-intellektuellen-deutschlands-liste-der-500-cicero?image=18) verrät genug, um das Ranking in die Bedeutungslosigkeit zu katapultieren. Dort heisst es: „Die Erhebung basiert auf (1) der Präsenz in den 160 wichtigsten deutschsprachigen Zeitungen und Zeitschriften, (2) der Zahl der Zitationen im Internet, (3) den Treffern in der wissenschaftlichen Literaturrecherche Google Scholar und (4) reflektierten Querverweisen im biografischen Archiv Munzinger. Aktive oder ehemalige Politiker werden nicht berücksichtigt“. Was mag sich Max A. Höfer dabei gedacht haben? Vielleicht dies: Medienpräsenz, Anzahl Zitationen, Treffer in der Literaturrecherche und Querverweise im Munzinger-Archiv seien der Massstab für eine intellektuelle Persönlichkeit. Aber für diesen Massstab liefert Höfer keine Plausibilität, und schon gar keine logische. Ausserdem ist die Auswahl der Kandidaten sehr selektiv; Politiker werden generell ausgeschlossen. Beides weist darauf hin, wie unfundiert dieses Ranking ist und damit auch keine „inhaltliche Qualität“ vorhanden ist.
Max A. Höfer ist angeblich ein Datenspezialist. Wenn dem so ist, dann soll es so sein. Genau dies führt zu einem anderen Aspekt. Höfer befragt lediglich Datenbestände, zieht daraus seine Schlüsse, ohne eine logische Plausibilität zu liefern. Welchen Wert kann ein derartiges Ranking noch besitzen? Kaum ein Wert, ausser ein fragwürdiger virtueller Wert. Und dieser Wert widerspiegelt nicht die Meinung von Menschen. Sie sind nicht befragt worden, wo sie die Intellektuellen – nicht selektiert – einordnen würden und ob diese zu den Einflussreichen zählen. So ein Pech für die Datengläubigkeit!
Herr Spätig, ich kann mich voll und gnaz Ihrer Sichtweise anschliessen. Wundervoll, Danke.
Zu dem Datenerhebungsverfahren kann ich nur sagen, so ist es doch oft so, das wider seines Willens das Böse letztendlich oft das Gute gebiert. Denoch, die direkte Befragung der Bevölkerung wäre mir ehtisch sowie moralisch lieber als die über Verkaufs oder andere Pegel, welche das Artikelinteresse und somit Personeninteresse repräsentieren sollten. Die Fehlerquellen sind mir da zu vielfach möglich, ebenso wie die der möglichen Korruption. Unisono hat dies aber nichts mit der Person Hans Küng zu tun, welcher meiner Erfahrung nach sehr gut ein Bewusstsein in der Bevölkerung schafft, welches einen hohen Realitätswert hat.