Kommentar
Aufruf für ein aufgeklärtes «Vaterunser»
Red. Diesen Aufruf hat ein treuer Infosperber-Leser aus Gümligen BE verfasst.
—
Glaubt man dem Grossteil der Medien, scheinen sich die meisten bei uns nur für Konsum, Unterhaltung und Geld zu interessieren. Und dafür, mit wem und wo Paris Hilton den Sommerurlaub verbringt. Oder dass uns diesen Sommer eine «Glacé-Knappheit drohte».
Offensichtlich sind das unsere Probleme. Wir verdrängen, dass über 60 Prozent der Menschen nur das Nötigste haben, um sich anzuziehen, dass mehr als 800 Millionen hungern und dass täglich Tausende wegen Mangelernährung sterben. Und dass die meisten Menschen kein Geld zum Anlegen haben.
Wir, die Übersatten, mehrheitlich Christen, beten im Vaterunser: «Unser tägliches Brot gib uns heute.» Die Priester, die Pfarrherren, die Geistlichen, die Diener Gottes beten es gedankenlos vor, und ebenso gedankenlos plappern es die Gläubigen bzw. die Kirchgänger nach.
Ich kann gut verstehen, wenn einer der 800 Millionen Hungernden für Brot betet, aber nicht, wenn dies einer von uns Satten tut, einer, der einer Gesellschaft angehört, in der mehr als ein Drittel der Lebensmittel im Abfall landet, bald 50 Prozent der Menschen übergewichtig sind, Magenband- und Magenbypass-Operationen am Fliessband erfolgen.
Das ist gedankenlos. Die Aufklärung – mit der wichtigen Forderung, selbst zu denken – ist irgendwo stecken geblieben. Das zeigen auch Ergebnisse von Volksabstimmungen: Früher glaubte man den Worten von der Kanzel, heute der Werbung, den Plakatwänden und den Abstimmungszeitungen.
Aufgeklärt, nächstenliebend und empathisch müssten wir Satten den zweiten Teil des Vaterunsers wie folgt beten:
«Gib den Hungernden das tägliche Brot. Und vergib uns unsere Mitschuld. Führe uns nicht in Versuchung, übermässig zu konsumieren, Lebensmittel wegzuwerfen oder aus Profitgier gar zu vernichten und mit Nahrungsmitteln zu spekulieren. Gib uns die Kraft, selbst zu denken, und die Gnade, der Propaganda der Mächtigen dieser Welt nicht zu glauben. Amen.»
Das wäre ein christliches Aufbäumen gegen Gleichgültigkeit und Gedankenlosigkeit.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
schöner Gedanke.
Es wäre gut, den Urtext (aramäisch?) genau zu kennen und eine gute Übersetzung zu haben. Weiss es jemand?
Für mich sind weitere Teile ziemlich unverständlich, weshalb soll der Name und nicht der Vater selbst geheiligt werden?
Dann die Vorstellung, Gott würde uns in Versuchung führen, weshalb wir ihn bitten, dies zu lassen… ein eigenartiges Gottesbild.
Bei «gib uns unser tägliches Brot» empfinde ich das «uns» als alle Menschen, speziell die Bedürftigen, habe kein Problem damit. Mit «Brot» ist wohl mehr als die physische Nahrung gemeint?
Vermutlich ist dieses Gebet auch ein Programm, was tut es im Unterbewussten?
Aufruf zum «Vater unser"
Es ist mir ein Bedürfnis einfach zu erwähnen bezgl. » gib uns unser täglich Brot» : Ich bete diese Worte einfach auch nur zu danken, was uns bescheret wurde und ich verstehe die Worte auch so, dass wir um das tägliche Brot durch das Bibelwort für die Seele beten.
Danke für diesen Beitrag, den ich gerne teile mit einem Vorbehalt. Ich bete zur Göttlichen Weisheit, «und führe mich in der Versuchung …». Die Versuchungen sind da und es verlangt von uns ein grosses Bewusstsein, diesen zu widerstehen. Dazu brauchen wir die Göttliche Führung.
Danke für den Anstoss von Helmut Salzgeber. Ich habe seine Version etwas abgeändert:
… Gib allen Hungernden täglich, was sie brauchen, und hilf uns den Überschuss gerecht zu verteilen. Vergib uns unsere Mitschuld, wenn dies nicht gelingt.
Führe uns nicht in Versuchung und hilf uns, den Versuchungen, übermässig zu konsumieren, wegzuwerfen, was noch nutzbringend ist oder zu spekulieren mit Lebernswichtigem, zu widerstehen.
Gib uns die Gabe und Kraft, selber zu denken und weise zu handeln, und die Gnade, Unwahres in der Propaganda der Mächtigen zu erkennen und den Manipulationsversuchen entgegenzutreten.
Hilf uns, niemandem etwas anzutun oder zuzulassen, dass etwas geschieht, was wir nicht selbst erleiden möchten.
Danke!
Amen
Bin zu 99% ihrer Meinung, sehr geehrter Herr Salzgeber. Lediglich beim «vergib mir meine Mitschuld», wuerde ich ergaenzen: «aber nur dann, wenn ich endlich damit aufhoere."