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Israelis bombardierten nach Angaben von AP in Damaskus einen Sicherheits- und Zollhauptsitz, der in Flammen aufging. © AP

Terroristengruppe HTS stürzt Syriens Diktator Bashar al-Asad

Urs P. Gasche /  Israel bombardiert völkerrechtswidrig über hundert Ziele in und um Damaskus. Die USA führten 72 Luftangriffe gegen ISIS in Syrien.

Viele Medien informierten nicht darüber, dass die «Rebellen» der Organisation Hay’at Tahrir al-Sham (HTS) und ihr Anführer Mohammed al-Julani, die Assad stürzten, von den USA, Kanada, Grossbritannien und der Türkei als Terroristengruppe eingestuft sind. Auch die EU listet HTS als eine Terroristenorganisation. Obwohl al-Julani seit einiger Zeit gemässigter redet, hat keines der genannten Länder die HTS von der Terroristenlisten entfernt. Die Truppen von HTS stammen ursprünglich von Al-Kaida ab.

NZZ-Korrespondent Daniel Böhm schreibt am 9. Dezember: «Der Rebellenführer Mohammed al-Julani, der neue starke Mann Syriens, ist nicht nur ein strammer Islamist. Er regierte in Idlib auch wie ein Autokrat.» Optimistischer äussert sich Islamwissenschaftler Reinhard Schulze. Er hält den «Wandel» von al-Julani für «glaubwürdig» und würde ihm «einen Vertrauensvorschuss zubilligen». Dagegen erinnern andere Kommentatoren daran, dass sich auch die Taliban im August 2022 gemässigt gegeben haben, als sie in Kabul einmarschierten.

Jedenfalls ist Syrien in Gefahr, weiterhin Spielball fremder Mächte zu bleiben. 

Israel und die USA flogen seit dem Sturz Assads in der Nacht auf den 9. Dezember erneut völkerrechtswidrige Angriffe auf syrischem Territorium. Laut Korrespondenten in Damaskus sollen es über hundert israelische Angriffe gewesen sein. Israel will nach eigenen Angaben verhindern, dass Waffen und Kriegsinfrastruktur in die Hände von Islamisten fallen. Die USA wiederum griffen Stellungen der ISIS an. «Air & Space Forces» titelte am 8. Dezember: «B-52, F-15 und A-10 fliegen nach Assads Sturz massive Luftangriffe gegen ISIS in Syrien.»

Die Türkei wiederum hat schon seit Längerem ganze Landstriche im Norden Syriens besetzt und de facto annektiert. Medien markieren diese Gebiete auf Karten beschönigend als «türkische Einflusszone». «Al Jazeera» meldet, dass die Türkei jetzt die Gelegenheit nutzt und die von ihr unterstützte Syrische Nationalarmee SNA die Kurdenmiliz YPG in Syrien erneut militärisch angreift.

Geopolitisch steht im Vordergrund:

  • Iran verliert weiter an Einfluss
  • Russland verliert möglicherweise seine beiden einzigen Militärstützpunkte im Mittelmeer.


Unterschiedliche Informationen in ARD und SRF

ARD-Tagesschau
ARD-Tagesschau vom 8. Dezember 2024: In elf Minuten informativer als die SRF-Tagesschau in 34 Minuten.

Die «ARD» informierte in nur 11 Minuten präzise, was die «SRF»-Tagesschau in 34 Minuten nicht schaffte. Es fällt immer wieder auf, dass Auslandberichte in der kürzeren «ARD»-Tagesschau präziser und informativer sind als diejenigen der «SRF»-Tageschau.

Ein Paradebeispiel waren am 8. Dezember die Informationen über den Sturz Assads. Wer möchte, kann die beiden Tagesschau-Berichte selber vergleichen und sich ein eigenes Urteil bilden:

Private Fernsehsender in der Schweiz haben noch viel unzureichender informiert.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine
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Zum Infosperber-Dossier:

BasharalAssad

Der Krieg in Syrien

Das Ausland mischt kräftig mit: Russland, Iran, USA, Türkei, Saudi-Arabien. Waffen liefern noch weitere.

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SRF Tagesschau in der Kritik

Die Informationssendung mit den meisten Zuschauenden muss sich von kommerziellen Sendern klar abheben.

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12 Meinungen

  • am 9.12.2024 um 15:22 Uhr
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    Die verwendete Abkürzung ISIS wird nicht erklärt. So ist für mich auch nicht ersichtlich, wie die Angriffe gegen ISIS mit den HTS-Rebellen zusammenhängen.

  • am 9.12.2024 um 16:28 Uhr
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    Nun ich habe soeben die Gelegenheit genutzt diese beiden Beiträge zu sehen. Ich komme nicht zum Schluss, dass die ARD besser rapportiert hat. Der Beitrag d von SRF war wesentlich gehaltvoller und umfassender. Ich verstehe das SRF Bashing überhaupt nicht.

  • am 9.12.2024 um 21:03 Uhr
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    Urs P. Gasche schreibt: «Israel und die USA flogen seit dem Sturz Assads in der Nacht auf den 9. Dezember erneut völkerrechtswidrige Angriffe auf syrischem Territorium.» Werden jetzt die Kriegsmaterialexporte der Schweiz nach den USA eingestellt?
    Waffen dürfen laut dem Kriegsmaterialgesetz der Schweiz nicht an Staaten geliefert werden, die in einen bewaffneten Konflikt verwickelt sind.
    Bei diesen Bombardierungen in Syrien, wie kürzlich bei den Luftangriffen der USA im Jemen und den US-Drohnenangriffen werden auch immer viele Zivilisten ermordet. Werden die Verantwortlichen für Waffenexporte an kriegführende Staaten in der Schweiz belangt?
    Für Kriegsmateriallieferungen ist das Strafrecht nicht einfach ausser Kraft gesetzt. Es gibt keinen strafrechtlichen Freipass für Fabrikanten und Politiker die Rüstungsgüter liefern lassen, an Regime die Kriege führen. Unter Artikel 25 des Schweizerischen Strafgesetzbuches fallen nämlich Delikte wie Beihilfe zum Mord und zu vorsätzlicher Tötung.

  • am 10.12.2024 um 04:00 Uhr
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    Wer hat HTS finanziert und gecoacht? Auf France 24 sagte der bekannte Geopolitiker Frédéric Encelm am 8.12.2024, dass die USA, Israel und die Ukraine die Rebellengruppe unterstützt hätten! Und prompt bombardiert und besetzt Israel illegal die Golanhöhen! Dass die USA und Israel unverfrohren in Syrien bombardieren, ohne dass Julani und seine Rebellen etwas sagen, deutet tatsächlich darauf hin, dass es Absprachen zwischen ihnen stattgefunden haben.

    • am 10.12.2024 um 14:45 Uhr
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      Wer glaubt, daß eine kleine Gruppe aus den nordwestlichen Teil Syriens sich so mir nichts dir nichts auf den Weg macht und wichtige Zentren in seine Gewalt bringt – dem ist nicht zu helfen. Die Frage ist nur : wo sitzt der Dirigent oder mindestens wo sitzen die stillschweigenden Befürworter. Die Frage sollte sich jeder stellen und nach Antworten suchen. DIE wird man finden können, wenn man den Verlauf und die Aktionen der Umgebung nüchtern analysiert, verbunden mit der Frage «cui bono?».

  • am 10.12.2024 um 08:31 Uhr
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    FR Momir Takac. am 06.12.24 19:08: «Meldungen die Runde, wonach Spezialkräfte des ukrainischen Militärgeheimdienstes (HUR) geholfen eine beteiligte Rebellengruppe trainiert haben. Weitet sich der Ukraine-Krieg nach Syrien aus?» Könnte wohl heissen, dass der ukrainische Präsident Selenskyj die Verzweiflungs-Hoffnung gehabt haben könnte, wenn den syrischen Terroristen-Banden geholfen wird, könnte der Kreml militärisch in Syrien einbegreifen und Truppen von der Ostfront abziehen und die ukrainische Armee wird einen Siegfrieden erzwingen. Wie es scheint spielte der russische Präsident Putin nicht mit. Mit dem Resultat: «Die USA wiederum griffen Stellungen der ISIS an. «Air & Space Forces» titelte am 8. Dezember: «B-52, F-15 und A-10 fliegen nach Assads Sturz massive Luftangriffe gegen ISIS in Syrien.»»
    Gunther Kropp, Basel

  • am 10.12.2024 um 09:18 Uhr
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    Was kommt jetzt? Eigentlich wurden ja fast alle Grenzen im Nahen Osten künstlich gezogen. Ursprünglich war es ja das Osmanische Reich. Nach dem ersten Weltkrieg wurde die Gegend von Frankreich und Grossbritannien regiert. Im Laufe der Jahre entstanden Staaten wie Syrien, Irak, Israel, Libanon, Jordanien, deren Grenzen eigentlich alle von den ursprünglichen Kolonialmächten, bzw. Siegermächten der Weltkriege gezogen wurden.

  • am 10.12.2024 um 13:57 Uhr
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    zit.(Netanyahu: «… «Der Staat Israel etabliert sich zu einem Machtzentrum in unserer Region, wie es seit Jahrzehnten nicht mehr der Fall war.»)
    Da bleibt einem buchstäblich die Spucke weg über diese völlig ungeschminkte Feststellung.Denn WIE hat sich Israel in diese Position gebracht ? Nicht etwa durch intelligente und friedensfördernde Kooperation, sondern durch Bomben und Granaten, die rücksichtslos auf fremden Staatsgebieten eingesetzt werden. Was Israel macht ist schlicht Präventiv-Krieg und die Welt nimmt es hin ? Mag sein, offenbar auch die deutsche
    Regierung. Aber ich nehme es nicht hin und ich werde meine Position zu Israel seit 1948 grundlegend überdenken.

    • am 11.12.2024 um 09:12 Uhr
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      Ja, Netanyahu macht dasselbe, was man Putin vorwirft. Nur sind die Israeli schon seit Jahrzehnten am Werk und viel effizienter. Und wie ihre Bombardements immer dreister zunehmen, dass müsste dem Rest der Welt sehr zu denken geben. Wer hat die Möglichkeit dagegen einzuschreiten?

  • am 11.12.2024 um 03:06 Uhr
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    Es scheint klar zu sein, dass die USA und Israel, aber auch die Türkei dahinter stecken. Wenn man den Bericht und den Plan der US- Rand Corporation vom April 2019 liest («Extending Russia, , Competing from Advanageous ground, Increase, chap. 2: Increase Support to the Syrian Rebels»,
    versteht man die Absichten der USA und Israel. Es geht immer darum, Russland zu schwächen (Verbündeter von Syrien). Da glaubte der Westen, Russland würde militärisch eingreifen und damit die Ukraine stärken (deshalb das Mitmischeln der Ukrainer!), aber Russland liess sich nicht in die Falle locken. Bleibt abzuwarten, ob die neue Regierung den Expansionswahn Israels einfach so hinnehmen wird!

  • am 11.12.2024 um 08:02 Uhr
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    Zu den Hintergründen der in Syrien beteiligten Parteien/ Lager gab es gestern einen sehr informativen Beitrag mit Kristin Helberg bei jung&naiv. Al-julani macht derzeit wohl vieles richtig. Spannend wird sein, was zum einen Erdogan im Norden macht – lässt er die US unterstützten Kurden in Ruhe? – und wie sich Israel positioniert, die btw vorsorglich den syrischen, strategisch wichtigen Mount Hermon besetzt haben. Ob man von dort freiwillig wieder abrückt bleibt abzuwarten.

  • am 11.12.2024 um 08:28 Uhr
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    Wer zerreißt, wird zerrissen. Israel muss sehr aufpassen, dass es mit seiner völlig unverhohlen völkerrrechts- und menschenrechtswidrigen Expansionspolitik nicht irgendwann selber Opfer wird. Niemand weiß wie sich das Pulverfass Syrien entwickelt; noch die klügsten Pläne sind stets an der Realität gescheitert. NATO und USA pulverten hunderte Milliarden Dollar in Afghanistan hinein, 20 Jahre lang. Bashar-al-Assad und seine Gefolgschaft haben durch vollständige Passivität dem Volk einen Dienst erwiesen, zumindest kurzfristig: ein langwieriger Bürgerkrieg wurde vermieden. Nun aber haben die religiösen und ethnischen Minderheiten und die Säkulären keine Schutzmacht mehr. Sie werden jetzt zu Flüchtlingen, während auf europäischen Strassen religiös gesinnte syrische Migranten den Sturz Assads feiern – eine verkehrte Welt. Ich hoffe, dass diese recht bald in ihre Heimat zurückkehren um beim Aufbau ihres nun befreiten Landes tatkräftig mitzuhelfen.

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