SVP will Medienexperten canceln
Die Eidgenössische Medienkommission (Emek) berät Bundesrat und Parlament in Medienfragen. Mit einer Motion fordert SVP-Nationalrat Gregor Rutz nun die Auflösung des Gremiums.
Zuletzt hat die Emek Gedankenanstösse zu einer zeitgemässen Medienförderung oder einem technologieneutralen Service public veröffentlicht (Infosperber berichtete).
Rutz hält die Vorschläge gemäss Motionstext für «alt, ideologisch geprägt und weit weg von den ökonomischen Realitäten.» Rutz findet auch, die Emek bestehe zunehmend aus Theoretikern, unter den Mitgliedern seien fast keine Praktiker mehr.
Ein Blick auf die Mitgliederliste zeigt aber: Einzig drei Mitglieder an einer Hochschule tätig. Die restlichen zehn Mitglieder arbeiten täglich mit Medien. Sogar die Werbeindustrie und die Grossverlage sind vertreten.
Rutz hat auch an der offenen Herangehensweise des Expertengremiums etwas auszusetzen: «Statt sich zu fragen, wie die Rahmenbedingungen für private Medienanbieter verbessert werden können, beschäftigt sich die EMEK mit alten Theorien und abgenutzten Stereotypen. Die Vorstellung, Werbung beeinträchtige die publizistische Qualität, geistert ebenso in den EMEK-Papieren herum wie die Idee, abonnierte Zeitungen stünden für eine andere Qualität als Gratisblätter. Auch der Vorschlag, dass alle privaten Medien unabhängig von Distributionskanal oder Gattung Fördergelder erhalten sollen, ist schon etliche Male diskutiert (und verworfen) worden.»
Indirekt sagt Rutz: Das Geschäftsmodell für Journalismus funktioniert eigentlich und braucht keine breite Aufmerksamkeit. Damit zielt Rutz auf die gemeinschaftsbildende Funktion der Medien für die Demokratie. Und dabei zuerst auf eine funktionierende Mediendebatte. Denn da hat die Emek mit ihrer breit abgestützten Expertise am meisten Gewicht. Rutz würde zuerst eine kompetente und glaubwürdige Kontrahentin ausschalten.
Rutz› Angriff auf die Emek ist aber auch ein Angriff der Werbeindustrie auf den Journalismus. Denn der SVP-Nationalrat würde im Erfolgsfall auch einigen seiner Auftraggeber helfen. Neben den Autoimporteuren oder dem Hauseigentümerverband bezahlt ihn auch die Tabakindustrie dafür, Werbeinteressen zu vertreten. Zudem ist Rutz Präsident der parlamentarischen Gruppe Markt und Werbung, dem Lobbyingarm des Werbeverbands Kommunikation Schweiz. Dessen Vizepräsident François Besençon ist gar selber Emek-Mitglied.
Und schliesslich ist Rutz auch der lautstärkste Medienpolitiker der SVP. Er ist einer der Köpfe hinter der Halbierungsinitiative und stimmte bereits für die No-Billag-Initiative (Infosperber berichtete). Während die Emek sich in der Mediendebatte für einen gemeinwohlorientierten Service public im Interesse aller einsetzt, drängt die Partei mit Rutz zuvorderst auf dessen Schwächung. Daraus macht sie auch keinen Hehl. So feierten SVP-Parteiexponenten unlängst Ungarns Premier Viktor Orbàn, der die Medien seines Landes systematisch unter Kontrolle gebracht hat.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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Man muss es mal richtig sagen: Die SVP ist KEINE konservative Partei, sondern eine Reaktionäre!
Nach der SVP Halbierungs-Initiative Schweizer Fernsehen will diese Partei folgerichtig auch diese Stelle streichen. Alles mit dem Ziel, reine Privatfernsehen zu haben, wo dann die gleichen Kreise Einfluss auf Beiträge haben.
Bevor die EMEK aufgelöst wird, muss sich Herr Rutz die Frage stellen lassen, welchen «gewinnbringenden Beitrag» denn das Parlament oder er selber seit der Ablehnung der Medienförderung vor mehr als zwei Jahren eingebracht hat, um demokratierelevante Medien auf einem Niveau weiterexistieren zu lassen, das journalistischen Kriterien genügt. Mit anderen Worten: Statt die EMEK abzuschaffen, wäre es dringend notwendig, deren Vorschläge im Parlament zu diskutieren und endlich konkrete Fördermassnahmen zu beschliessen.
So weit ich weiss,wurde die Medienförderungs Initiative vom Volk abgelehnt. Es macht auch null Sinn,wenn der der Staat private Medienhäuser finanziell unterstützt. Ich finde es sehr frech vom Parlament, diesen Entscheid zu ignorieren. Auch denke ich, dass das SRF eine Reformation nötig hätte. Denn es ist grenzwertig, eine obligatorische Gebühr zu erheben, aber nur News produzieren zu wollen, die Rechts Wähler bestätigen könnten. Schlussendlich zahlen alle,also soll auch für alle produziert werden. Und hoffentlich keine steuergelder für private Medienhäuser verschwenden.
Danke für die Transparenz! Das V im Partei Namen muss dringend gelöscht werden oder mit Verräter ersetzt werden.
Was mir in der Emek fehlt, sind kritische Journalisten (es sollte doch noch solche geben – ich wüsste sogar ein paar Namen) und ebensolche unabhängige Medienkonsumentinnen.
Die Leute in der Emek sitzen alle in irgendwelchen Gremien. Da kommt es schnell zu Abhängigkeiten und es kann sich ein Filz bilden.