SRG zahlt Millionen für Radiosender, die kaum jemand hören mag
Am Samstag kurz nach sieben Uhr ist der Beitrag zum ersten Mal auf SRF 4 News zu hören: «Rezepte gegen das Artensterben». Es ist eine rund halbstündige Folge des Wissenschaftsmagazins, das immer am Samstagmittag auf Radio SRF 2 Kultur gesendet wird.
Auf SRF 4 News kommt der Beitrag jedoch nicht nur einmal: Am gleichen Tag ist er noch drei weitere Male zu hören. Am Sonntag sogar sieben Mal. Am Montag nur noch zwei Mal und am Dienstag gar nicht. Doch am Mittwoch wieder zwei Mal und am Donnerstag drei Mal. Insgesamt 18 Mal ist der gleiche Beitrag auf dem Newssender zu hören.
Viele Radiohörer wissen nicht einmal, dass es SRF 4 News überhaupt gibt. Die SRG hat vor 17 Jahren mit diesem sechsten Radio-Sender begonnen. Dessen Auftrag: Nachrichten und vertiefende Inhalte zu bringen, die mit dem Aktualitätsgeschehen zu tun haben. Ausserdem wäre dieser Sender für ganz aktuelle Eilmeldungen oder Direkt-Übertragungen von Pressekonferenzen gedacht.
Weniger als ein Prozent Marktanteil
Das Konzept der ständigen Berieselung mit Wiederholungen kommt offenbar beim Publikum wenig an. Der Sender hat einen Marktanteil von 0,9 Prozent. 131’000 Personen hören zu.
Das sind nicht unbedingt regelmässige Hörerinnen und Hörer. Sondern sämtliche Personen, die den Sender an einem Tag mindestens 30 Sekunden einschalten.
Noch weniger Marktanteil als SRF 4 News hat nur der Jugendsender Virus. Er dümpelt bei 0,2 Prozent. 29’400 Personen schalten mindestens einmal für 30 Sekunden auf das Programm.
30 Franken im Jahr pro SRF-4-Hörer
Zum Vergleich: Radio SRF 1 hat einen Marktanteil von fast 26 Prozent, was einer Million Zuhörern entspricht.
Rechnet man die Kosten pro Jahr und Zuhörer aus, kommt man auf folgende Zahlen:
- 10.80 Franken pro SRF-1-Hörer
- 30.50 Franken pro SRF-4-Hörer
- 54.40 Franken pro Virus-Hörer
Hoffnung auf steigende Zuhörer-Zahlen gibt es nicht. Innert zehn Jahren hat SRF 4 fast die Hälfte seines Publikums verloren. Noch viel schlimmer ist es Virus ergangen: Der Sender hat nur noch einen Viertel der Reichweite, die er vor zehn Jahren hatte.
Trotzdem hält die SRG an den beiden teuren Sendern fest. An den Konzessionsvorgaben kann es nicht liegen. Dort ist zwar die Rede von einem «Programm mit aktuellen und vertiefenden Informationsleistungen» und einem «Jugendprogramm, das den Schweizer Nachwuchskünstlerinnen und -künstlern einen breiten Platz einräumt und aktuelle Informationsbeiträge verbreitet». Beide Programme kann die SRG veranstalten, muss aber nicht.
SRG-Mediensprechers Roger Muntwyler schreibt trotz der sehr tiefen Hörerzahlen: «SRF 4 News und SRF Virus sind wichtige Bestandteile des Radio-Gesamtangebots von SRF.»
Auf die Frage, ob sich die hohen Kosten für die wenigen Zuhörenden lohnen, antwortete Muntwyler: «Ja.» Seine Begründung: Radio SRF Virus spiele als junges Radio eine «zentrale Rolle». Und Radio SRF 4 News produziere auch für die digitalen Informationsangebote von SRF und sei Bestandteil der News-App.
Für diese Zuliefer-Rolle bräuchte es aber keinen separaten Sender. Vor allem keinen Sender, der weniger bietet als andere Informationskanäle. Auf die Frage, wann SRF 4 News zum letzten Mal auf eine Neuigkeit reagiert habe, heisst es nur ganz allgemein, SRF 4 News berichte jeweils umfassend.
Die Breaking News: Bundesratswahlen
Immerhin nennt die Medienstelle trotzdem ein Beispiel für Breaking News auf SRF 4 News; Bundesratswahlen oder -rücktritte. Bundesratswahlen gab es letztmals vor einem Jahr. Der Rücktritt von Alain Berset liegt noch weiter zurück.
Infosperber wollte deshalb wissen, ob es sinnvoll sei, auf einem Newssender den ganzen Tag Podcasts zu verbreiten, die nichts mit News zu tun haben, sondern Konserven-Beiträge sind, die sowieso auf der Website abrufbar sind.
Dazu die Pressestelle: «Diese Vertiefung bietet eine gute Ergänzung zur Aktualität.» Die SRG räumt zwar ein, dass die Sendungen auch in den anderen Programmen ausgestrahlt würden. Es seien aber «unterschiedliche Zielpublika, weshalb es kaum zu Überschneidungen kommt».
Das Fazit der SRG: «Grössere Veränderungen sind nicht geplant.» Zwei teure fakultative Kanäle senden also weiter, für ein paar wenige Zuhörerinnen und Zuhörer.
Fernsehen: SRF Info unter Verdacht
Das Bakom hat erstmals ein Aufsichtsverfahren gegen die SRG eröffnet. Grund dafür ist der Verdacht auf eine Verletzung der Konzession. Das Schweizer Fernsehen übertrug Ende August auf SRF Info das Fussballspiel zwischen Roter Stern Belgrad und Bodö/Glimt aus Norwegen.
Doch eigentlich ist dieser Kanal gemäss Konzession für anderes gedacht: nämlich für Informationssendungen, die zuvor auf SRF 1 oder 2 ausgestrahlt worden sind. Live sollen «Sendungen über Ereignisse von nationaler Bedeutung» gezeigt werden.
Das Schweizer Fernsehen mache aus SRF Info zunehmend einen Sender für Live-Sport, kritisierte das CH-Media-Portal «Watson».
Das sei konzessionswidrig. Das Fussballspiel sei für die Schweiz kein «Ereignis von nationaler Bedeutung». Denn in den Erläuterungen zur Konzession steht: «Als solche Ereignisse fallen zum Beispiel das World Economic Forum in Davos, Parlamentsdebatten im Bundeshaus oder wichtige Sportereignisse in Betracht.»
Warum überträgt SRF trotzdem unwichtige Fussballspiele und Wettkämpfe in Randsportarten? Weil SRF auf SRF 2 gleichzeitig eine andere Live-Übertragung zeigen und damit den Marktanteil erhöhen könne, vermutet «Watson».
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.
Sorry, Frau Diener. Das ist Schaumschlägerei! Die news app nutze ich zwar nicht häufig, aber dann, wenn ich das Mittagsjournal oder gar das Echo der Zeit verpasst habe oder eben Bedarf nach Neuigkeiten habe. Dass dies nicht jeden Tag ist, das ist halt so, aber nützlich ist diese app auf jeden Fall. Und das Wissenschaftsmagazin ist derart hochwertig und wird leider für mich izu ungünstigen Zeiten ausgestrahlt, dass ich es dann auf diesme Sender nachhöre. Wenn es mehrmals wiederholt wird, habe ich dann die Chance, es zu hören…
Mein Mann und ich (ü 70) sind Fan von srf4 und würden viel Konfort verlieren, wenn es diesen Sender nicht mehr gäbe. Klar könnten wir die Beiträge auf den anderen Sendern zusammensuchen. Aber dann müssten wir uns mit dem Radioprogramm herumschlagen oder podcasts abonnieren. Dank srf4 können wir darauf vertrauen, dass wir alle wichtigen Wortsendungen (News, Echo der zeit, Tagesgespräch, Kultur, Wissenschaft) zu hören bekommen, sobald wir einschalten.
SRF 4 News ist der einzige Radiosender, dem ich regelmässig zuhöre. So kann ich jederzeit aktuelle Informationen erhalten, während ich z.B. esse oder mein Essen vorbereite. Für mich ist es wichtig, dass ich nicht immer vor meinem Computer oder dem Fernseher sitzen muss, um Informationen zu erhalten. SRF 4 News hat eine andere Funktion als die Podcasts, die man am Computer anschauen oder zuhören kann. Ich schätze auch die Wiederholung der Beiträge: als Fremdsprachiger verstehe ich nicht jedes Wort in der Erstausstrahlung. Aber klar, 7 mal pro Tag ist wirklich zu viel.
Viele Sendungen der SRG sind mir zu niedlich. Passt schlecht in eine Welt, in der das meiste drunter und drüber geht. Und wenn ich die Erklärungen zum Zustand der Sender der Verantwortlichen lese, bin ich an die Politik erinnert: Mit lockeren Worthülsen und repetitiver Satzbauroutine wird die Senderealität geschönt. So strecken die Tagesschausprecherinnen nach der Sendung regelmässig die Köpfe zusammen, plaudern bei abgeschaltetem Ton was Erheiterndes zum Lachen oder Nicken oder Florian Inhauser setzt seine Brille auf die Nasenspitze. Passt irgendwie nicht zu den vorangegangenen News.
Diesem Eindreschen auf die Sendervielfalt der SRG möchte ich zumindest bezüglich SRF 4 News entschieden widersprechen. Wer im Schweizer Radio nach seriöser und vertiefter Auseinandersetzung mit i.d.R. durchaus aktuellen und wesentlichen Themen oder Debatten sucht, ist mit SRF 4 bestens bedient. Man findet hier die gesuchten Beiträge dank der Wiederholungen zu unterschiedlichen Tageszeiten ziemlich umstandslos, wenn man gerade Zeit dafür hat, frei von musikalischer Auflockerung oder seichter Unterhaltung. Dieses qualifizierte SRG-Angebot kann übrigens nicht allzu viel kosten, wenn die Feststellung der Autorin zutrifft, dass es sich grösstenteils um die zusätzliche Ausstrahlung eh schon produzierter Sendungen handelt.
Im Übrigen: Dass Infosperber hier wie privatwirtschaftlich orientierte Medienvertreter mit Verweis auf Hörerquoten gegen ein SRG-Angebot schiesst, muss befremden. Kommt nächstens ein Artikel, der sich auf dieser Schmalspur z. B. gegen die Sternstunde Philosophie wendet?
Guten Tag, ich möchte für SFR 4 News eine Lanze brechen: Offenbar gehöre ich zu den wenigen regelmässigen SFR 4 News-Hörerinnen. Der Sender ist bei uns fest einprogrammiert. Ich finde es sehr angenehm, wenn ich verpasste Nachrichten/Beiträge auf diesem Sender am Radio nachhören kann, ohne dass ich auf die App gehen muss.
Mit besten Grüssen.
Wir hören SRF News im Radio täglich und wissen dies auch von anderen. Und, die machen einen guten Job. Aber wie die Reichweite via DAB+ ist, wissen wir nicht, auch nicht, wie die gemessen wird. Aber seit DAB+ bei uns in Funktion ist, erreichen wir den SWR nicht mehr, dafür religiöse Kanäle für Hardcore-Gläubige. Und dann stellt sich die Frage, wie denn das Radiohören via Internet registriert wird. Werden User von SRF News via Web auch in die Statistik miteinbezogen?
SRF 4 News kostet gemäss SRF-Homepage 4 Mio. Fr. / Jahr. Diese Zahl teilt Frau Diener durch die Hörerzahl.
Nur: in diesen Kosten ist laut Homepage u.a. auch die Produktion der Sendung «Heute Morgen» einberechnet, also die Morgennachrichten, die auch auf Rado SRF 1, SRF 2 Kultur, und der Musikwelle laufen. Das müsste man dann wohl auch einrechnen….
Und wenn man schon dabei ist: Warum bleibt dann SRF 2 Kultur unerwähnt? Der Sender kostet 9,6 Mio. Fr. und hat 150’000 Hörer – er kostet also mit 64 Fr. deutlich mehr pro Hörer als die beiden Erwähnten.
Oder die Sendung Sternstunde Philosophie: 35’000 Fr./Folge, 28 Folgen pro Jahr, für 24’000 Zuschauer. Gibt im Schnitt 40 Franken für total 28 Stunden Programm (und nicht 24h-Radioprogramm).
Ich bin sehr dafür, dass man draüber spricht, was die SRG muss und darf. Aber ich finde es komisch, wenn man ausgerechnet im Bereich Information (Service public pur) einen vermeintlich teuern Radiosender herbeischreibt.
Das Thema ist sehr relevant. Die Belastung durch hochfrequente elektromagnetische Strahlung hat seit der Einführung von DAB+ sehr stark zugenommen. Diese Strahlung könnte deutlich verringert werden, wenn die SRG nicht alle Programme mehrfach aussenden würde. Das gilt auch für alle Regionaljournale. So wird das Radio SRF 1 über DAB+ 7 parallel mal in allen Regionen der Schweiz ausgestrahlt. Dabei ist der Inhalt der Programme während ca. 23h vollständig deckungsgleich. Nur während der Übertragung des Regionaljournals ist das Programm unterschiedlich.
Dies ist sowohl bezüglich der Strahlenbelastung für die Bevölkerung, aber auch bezüglich der Energie-Effizienz in der heutigen Zeit schlicht nicht mehr verantwortbar.
Ich bin hier klar der Ansicht, dass die Übertragung der Progr. über DAB+ deutlich optimiert werden könnte und die Regionaljournale anderer Regionen nur noch über Internet angeboten werden sollten. Das Regionaljournal der Romande wird in GR wohl kaum gehört werden. Unnötig!
Eigentlich müsste SRF4 News doch günstig sein, da keine eigenen Inhalte produziert werden ausser Ansagen. Für mich ist der Kanal wertvoll, da ich oft ca. 5-6 Uhr aufwache und nicht mehr schlafen kann aber noch nicht aufstehen noch Musik hören möchte. Dann höre ich dort Nachrichten oder Podcasts, die ich sonst nicht höre, oder interessante Wiederholungen z.B. «International» oder «Tagesgespräch», für die ich tagsüber zu wenig Zeit habe. Leider kommen ab 6 Uhr News-Wiederholungen alle 15 Minuten, da der Kanal sich an Kurzhörer richtet, wie die Produzentin mir sagte.
Was nervt sind die häufige Reklamen für die SRF-Apps und manchmal zu häufigen Wiederholungen derselben Inhalte. Dann schalte ich auf DLF, das auch Früh-Nachrichten und Kommentare bietet. Spätabends dasselbe.
Das die SRG nicht wirklich publikumsorientiert ist, hat leider System, so begeistert sie sich für die baldige Abschaltung von UKW, obwohl ein beachtlicher Teil des Publikums genau diesen Verbreitungskanal benutzt. Die vorgeschobenen Gründe sollen wirtschaftlicher und ökologischer Natur sein, was aber nicht stimmt! Der Nachfolger von UKW, DAB+ (nach dem Misserfolg von DAB), verbreitet jetzt so interessante Programme wie SRF4News und Virus und das grossflächig. Das ist aber nicht die einzige Absurdität, so wird im deutschsprachigem Ensemble (MUX) SRF1 ganze sieben Mal mit lausiger Qualität ausgestrahlt (7 x 64 kbit/s = 448 kbit/s). Scheinbar war die SRG unfähig zu planen und hat diesen sinnlosen Ansatz genommen. Zum Vergleich, SRF2 bekommt 96 kbit/s und SRF3 72 kbit/s, was auch nicht unbeding berauschend ist. Nichtsdestotrotz feiert sich die SRG selbst und hofft, dass der Sturm vorüberzieht. Es lebe der Service Public! Die Zäche bezahlen wir!
SRF4 höre ich jeden Tag. Ich schätze diese Zusammenstellung von verschiedenen Informationssendungen.
SRF Virus und SRF Info wurden beide 1999 gestartet und sind letztlich Relikte aus der Vor- bzw. Früh-Internetzeit. Damals haben Jugendliche noch FM-Radio gehört und es gab noch keine modernen Web-News-Angebote mit 24h-Vollbetrieb. Beide Sender haben ihr Publikum längst verloren. SRF Info wird noch von einigen Senioren genutzt, die mit dem Internetangebot nicht vertraut sind.
Der deutsche öffentliche Rundfunk stand bzgl. Jugendangebote vor dem gleichen Problem und hat mit «Funk» ein Youtube-Programm lanciert und diverse junge Infotainment-Videomacher gesponsert, einige davon wohl durchaus mit Erfolg. Die SRF-Digitalangebote wurden aber teils von der privaten Schweizer Medienbranche blockiert.
Seit SRF-Direktorin Nathalie Wappler beim sender srf4 sparen angesagt hat, das war im jahre 2021, bin ich von diesem sender abgesprungen. Es fehlt einfach an der vielseitigkeit und dem kulturellen mehrwert, den SRF4 früher geboten hat. Natürlich verstehe ich, dass sich auch öffentlich-rechtliche sender weiterentwickeln müssen, um mit der zeit zu gehen. Doch in diesem fall hat man meiner meinung nach die bedürfnisse eines wichtigen teils der hörerschaft aus den augen verloren. Ich hatte srf4 geliebt.Virus finde ich dagegen immer noch hörenswert für jung und jung gebliebene! Vor allem als alternative zu srf3. Die mischung aus indie, elektronischer musik, alternative und aktueller Schweizer Interpreten trifft meinen geschmack genau und bietet eine angenehme anwechslung zu den oft kommerziellen und uniformen radiosendern. Weiter so.
Als mein UKW Radio kaputt ging, kaufte ich ein DAB Radio. Ich höre heute nur diesen Sender SRF4 und bin froh, dass Sendungen wiederholt werden. Auch die Romands wiederholen Sendungen, in der Nacht um zwei drei Uhr, Auch dies finde ich gut, da ich um diese Zeit am Morgenessen bin und tagsüber nie Sendungen aus der Westschweiz höre.