Online-Medien, die von Grossverlagen unabhängig sind
Seit Jahren stossen die ergänzenden journalistischen Online-Medien auf ein stets zunehmendes Interesse. In den Erhebungsmonaten September und Oktober 2023 weisen die meisten dieser Medien steigende Leserzahlen aus. Die im Jahr 2018 gestartete Republik sowie das regionale «Zentralplus» in Luzern konnten ihre Nutzer pro Monat innerhalb eines Jahres nach eigenen Angaben um 61 bis 67 Prozent erhöhen. Die WOZ fällt mit einer Zunahme von 22 Prozent auf. Dagegen hat Infosperber 10 Prozent Nutzer verloren, bleibt jedoch an vierter Stelle. Einen Verlust von 53 Prozent führt das regionale «Tsüri» auf wahrscheinlich viele Bots im Vorjahr zurück. Bots sind Zugriffe eines Computerprogramms, hinter denen keine menschlichen Besucher stehen.
Alle Zahlen sind mit Vorsicht zu betrachten. Es gibt keine unabhängige Erfassung.
➔ Tabelle in grösserer Auflösung hier © upg/Grafik: Gusmo
Die Online-Zeitungen ergänzen die grossen Medien mit relevanten Informationen und Analysen. Die Vielfalt der Informationen und Meinungen sind Voraussetzung, um eine funktionierende und lebendige Demokratie zu gewährleisten. Unter der Marktmacht grosser Verlagskonzerne können journalistische Nischenprodukte nur einen Platz behaupten, wenn sie eine besondere Qualität bieten.
Nischenmedien müssen zudem ein Geschäftsmodell entwickeln, das ihre Unabhängigkeit bewahrt. Noch bleibt offen, welche Modelle auf längere Frist Erfolg haben werden. Infosperber versucht es mit Spenden der Leserschaft und mit unbezahlten Engagements für nicht-journalistische Tätigkeiten wie Buchhaltung, Spendenmanagement, IT-Unterstützung oder Korrekturen. Andere öffnen ihr Angebot nur für zahlende Abonnentinnen und Abonnenten («Republik» und das auf Wunsch hier nicht berücksichtigte «Sept.info»). Wieder andere versuchen es mit Werbung, Spenden und Sponsoren.
Die Budgets für das Jahr 2023 – soweit sie bekanntgegeben werden – sind äusserst unterschiedlich: Die Republik rechnet mit 6,58 Millionen Franken (Vorjahr 8,6 Millionen). Die regionalen «Tsüri» und «Hauptstadt Bern» haben gut 700’000 Franken zur Verfügung, Infosperber 470’000 Franken. Die WOZ gibt die Ausgaben für den Online-Auftritt mit 100’000 Franken an. «Zentralplus», «InsideParadeplatz» (neu auf der Liste) geben ihre Budgets nicht bekannt.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Der Autor ist Präsident der Stiftung SSUI, welche Infosperber herausgibt.
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.
Warum fehlt in der Aufstellung der Nebelspalter?
Nebelspalter als «glaubwürdiges journalistisches Nischenmedium» ist hoffentlich alles Witz gemeint.
@Markus Studer, Ich sehe obige Grafik voller Witze.
Als ergänzendes Medium könnte man auch Transition News erwähnen.
Infosperber titelt: «Glaubwürdige journalistische Nischenmedien». Infosperber hat für mich an Glaubwürdigkeit verloren durch die inaktive Daumenfunktion und insbesondere durch das ganz neue ganz radikale Linkverbot. Meine Ansicht: Wer eine glaubwürdige Alternative zum Mainstream sein will, darf sich nicht «abschleifen» lassen (ich nenne es: einknicken).
Infosperber findet es zumutbar und vor allem auch wünschenswert, dass Kommentarschreiber ihre eigene Meinung publizieren und nicht mit Links auf andere verweisen. Infosperber hat die Kapazitäten nicht, um alle Links zu kontrollieren und missbräuchliche oder rechtswidrige zu löschen.