Nur eine Minderheit plädiert für Medienhilfe
In der Schweiz werden Unterschriften gesammelt gegen die vom Parlament beschlossene Ausweitung der finanziellen Unterstützung von Informationsmedien. Falls das Referendum zustande kommt, wird das Volk über die Hilfsmassnahmen befinden können. Wie die Mehrheit der Stimmberechtigten darüber denkt, ist derzeit schwer abzuschätzen. Aus den Abstimmungen über die Mediensteuer und die «No Billag»-Initiative lassen sich kaum klare Tendenzen ablesen. Eine internationale Umfrage des Reuters Institute der Universität Oxford vermittelt nun ein paar Anhaltspunkte. Die Wissenschafter befragten in 33 Ländern rund 66 000 Personen, also 2000 Personen pro Staat.
Die Kenntnisse zur wirtschaftlichen Situation in der Medienbranche scheinen nicht weit zu reichen. 36 Prozent der Befragten antworteten bei dieser Frage mit «Weiss nicht». 31 Prozent finden, die Medien seien weniger profitabel als vor zehn Jahren. Immerhin 19 Prozent denken, die Informationsanbieter würden jetzt besser verdienen. Etwa die Hälfte der Befragten macht sich keine Sorgen um die finanzielle Lage der Nachrichtenproduzenten. In den osteuropäischen Staaten ist dabei die Sorglosigkeit etwas ausgeprägter als in Westeuropa. Zehn bis zwanzig Prozent äussern dazu keine Meinung.
In den Ländern, in denen die Ansicht, die Medien hätten ein ökonomisches Problem, verbreiteter ist, scheint die Bereitschaft tendenziell grösser zu sein, staatliche Medienhilfe zu unterstützen. Aber insgesamt sind die Befürworter einer öffentlichen Intervention in der Minderheit. Zwischen 11 Prozent (Grossbritannien) und 41 Prozent (Portugal) der Befragten unterstützen entsprechende Massnahmen.
In der Schweiz ist dieser Anteil mit 37 Prozent relativ hoch. Direkte Vergleiche zwischen den Staaten wären allerdings heikel, da die Meinungen auch stark von den unterschiedlichen Diskussionen in den jeweiligen Ländern geprägt sind. Die Ergebnisse dürften zudem von der jeweiligen Aktualität geprägt sein und je nach Zeitpunkt der Umfrage schwanken. Ziemlich gross ist gemäss der Reuters-Umfrage der Anteil jener, welche keine Meinung zum Nutzen einer Medienhilfe äussern – zwischen 18 Prozent (Griechenland) und 46 Prozent (Japan). In der Schweiz sind es 26 Prozent. Sowohl Befürworter und wie auch Gegner einer Medienhilfe dürfen also hoffen, mit ihren Argumenten und Parolen eine Mehrheit gewinnen zu können.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.
Ich finde es grundlegend falsch, dass mit Steuergeldern Desinformation betrieben wird.
Die staatliche Medienhilfe ist klar abzuschaffen: ich bezahle doch nicht, damit diese mich noch falsch oder nicht umfassend informieren.
Die letzten 18 (Corona)-Monate haben klar aufgezeigt, dass sowohl die staatlichen Kanäle wie auch die 4 privaten Grossen, die vom Staat Gelder erhielten, kontinuierlich und wissentlich falsche Informationen, Panik und aktuell Hetze verbreiteten.
Wenn ich schon für Medien bezahlen (muss), erwarte ich als Gegenleistung differenzierte Informationen.
Meines Wissens haben die grossen Medienhäuser das Jahr 2020 mit gutem Ergebnis abgeschlossen. Ist da wirklich jemand in der Not?
Ich möchte hier Mal ein Beispiel zur Desinformation einwerfen:
– bereits bei der Amtseinführung Trump im Januar 2017 ging von den grossen EU-Medien aus ein für mich nicht mehr zu vergessender Shitstorm auf Trump los.
– dieser Shitstorm hielt 4 Jahre hin. Egal was Trump sagte oder machte, alles war schlecht.
– die grossen Medienhäuser, resp. ihre Inhaber/Abgesandten, sind u.a. ja auch Teilnehmer der Bilderberger-Konferenzen.
– in einem vernetzten «Club» stellen sie das Sprachrohr der Eliten dar, betreiben Meinungsbildung – genauso aber auch orchestrierte Täuschung.
Wenn die grossen Medienhäuser in den letzten Monaten Abonnemente verloren haben, so ist dies Recht – sie haben es nämlich selbst zu verantworten.
Damit sie allenfalls staatliche Hilfe verdienen, müssten sich die Medien öffnen und eine pluralistische Meinung-Vielfalt zulassen und verbreiten. Die Medien jetzt? Oftmals eine Desinformation-Industrie und Meinungs-Terror. Dafür sollen wir noch bezahlen?!
Zum Glück steht am Ende des Artikels: Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors – Keine. Mit diesem -keine- wurde mein anfänglicher Verdacht pulverisiert. Neu einordnen muss ich aber, dass sich die NNZ klar gegen das Mediengesetz ausspricht. Und weiter ist damit zu rechnen, dass sich im aufgezwungenen Windschatten der NZZ massenweise Medien, Parteien und Parlamentarier aus opportunistischen Gründen in das Lager der Ablehner schleichen werden. Die Angst vor „nicht wählbar“ im Herbst 23 ist deutlich spürbar. Ich freue mich auf weitere Beiträge des kompetenten Medieninsider Rainer Stadler zu diesem, für ihn diffizilen Thema.
Mir scheint, dass es auch bei den Medien die Qualität ist, die fehlt, und nicht vor allem das Geld. So wie beispielsweise bei der Bildung und bei der Landwirtschaft, wo es eigentlich nicht zu wenig Geld gibt, aber damit oft nicht das Richtige getan wird.
Dass Erfahrung, Fachwissen und Know-how kaum von Interesse sind, sehe ich nicht nur bei Medien: ich erlebe es auch beispielsweise bei der Politik. Solcherart Medien und eine solche Politik entsprechen einer Bevölkerung, die gemäss ihrem Verhalten mehrheitlich als dumm, oder als obrigkeitshörig, oder als unkritisch, oder als nichts wissen wollend, oder als bequem, oder einfach nur als vergnügungssüchtig gesehen werden muss! Eine Welt, die ich zunehmend als kaputt und krank erlebe: mit Politiker*innen sowie mit Wirt- und Wissenschaften, die sie mit ihrem «Immer-noch-mehr» – von dem sie geil und unbeirrbar das Gegenteil behaupten – immer noch kaputter und kranker machen. Pandemien, Hitzewellen, Überschwemmungen, Hungersnöte, Flüchtlingsströme, Kriege und andres mehr, scheinen mir einerseits Symptome dieser Krankheit: und anderseits Katalysatoren für noch mehr Zerstörung und den Zusammenbruch.
Hoffnungsträger*innen sind für mich die vielen Menschen, die ausserhalb solcher Teufelskreise sowie ausserhalb der bestehenden Systeme, die ich von innen nicht als wirklich wirkungsvoll veränderbar einschätze, unterwegs sind. Achtsam, bescheiden, selbstbestimmt und qualifiziert, mit neuen Modellen: kokreativ und gemeinschaftlich.
Wenn uns die grossen Medienhäuser mit Recherchen, Nachrichten und Hintergründe informieren würden, könnte man durchaus über einen Zustupf diskutieren. Leider werden wir aber ausschliesslich mit Propaganda, Meinungsmache, Haltungsjournalismus und einseitiger Hetze beglückt. Aus diesem Grund habe ich auch kein Abo mehr. Da spende ich das Geld lieber für einen guten Zweck.
Wenn ich sehe, wie unsere deutsche GEZ (Gebühreneinzugszentrale) die Zwangsabgabe für die Öffentlichen Sender ARD und ZDF rigoros von jeder Firma und jedem Bürger eintreibt und mir dann vorstelle, dass so Ähnliches aber noch viel größer für die Zeitungsverlage ablaufen soll, wird mir schwindelig. Nicht auszudenken, ich müßte auch noch für den Sensationsjournalismus der Bildzeitung oder der Kronenzeitung zahlen.
Gern zahle ich für echten Qualitätsjournalismus; dort ärgert mich aber, dass die Herren Verleger mich in zunehmendem Maße mit Werbung zuspammen, obwohl ich für so einen Digitalpass eines renommierten Handelsblatts fast 50 € pro Monat hinblättere.
Das vom Schweizer Parlament beschlossene Medienpaket sieht nicht eine Erweiterung der Mediensteuer/Abgabe vor, wie sie für öffentliche Sender erhoben wird. Vielmehr sollen die Gelder für die Presse und die Online-Medien aus dem Bundeshaushalt kommen.
Wenns den Medien nicht gut geht, ist die Gefahr «gekauft» zu werden natürlich viel grösser.
Ganz unter dem Motto: «Wes Geld ich krieg, des Lied ich sing».
Medienabhängigkeit Schweiz:
https://swprs.org/netzwerk-medien-schweiz/
Medienabhängigkeit Deutschland:
https://swprs.org/netzwerk-medien-deutschland/
Wenn die 4. Gewalt, die Medien, nicht mehr frei, unabhängig berichten, ist das gar nicht gut.
Wenn man das Buch «Gekaufte Journalisten» von Udo Ulfkotte liest und die «Berlusconisierung» der Medien beobachtet, wird einem klar, warum Recherche, Information und Wissenschaft der Propaganda immer mehr weichen. Viele Zeitungen haben – wie damals die Musik-Industrie, das Online-Geschäft aus Bequemlichkeit verschlafen. Die Folgen sind klar hausgemacht. Dass noch weitere «Zwangsgelder» fliessen sollen, ist keineswegs rechtfertigt. Wo bleiben denn die Liberalen? Die müssten doch jetzt alle Sturm laufen. Das ist gerade sehr verdächtig und entlarvend.
Es gibt auch einen weiteren Grund, das vorgeschlagene Subventions-Modell abzulehnen, der uns als professionelles, kostenlos zugängliches Online-Pionierportal (seit 23 Jahren!) direkt betrifft und uns im Wettbewerb krass benachteiligt:
https://www.onlinereports.ch/News.109+M5f940d2f797.0.html