Sperberauge
SRF-Tagesschau gibt Erdoğan Tipps zum Machterhalt
Die Tagesschau des Schweizer Fernsehens berichtete am 25. Juli um 19.30 Uhr über wirtschaftliche Folgen der Säuberungswelle in der Türkei. Am Schluss des fast 3-minütigen Beitrags von Wirtschaftsredaktor Christian Kolbe erklärte die Tagesschau wörtlich:
«Seiner erfolgreichen Wirtschaftpolitik verdankt Präsident Erdoğan einen guten Teil seines Aufstiegs. Dies sollte er in Erinnerung behalten, wenn er seine Machtbasis ausbauen will.»
Eine Leserin von Infosperber wundert sich: «Gibt hier die SRF-Wirtschaftsredaktion ernsthaft wirtschaftspolitische Empfehlungen für einen Autokraten ab, damit er noch mehr unterdrücken und herrschen kann?!»
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Übrigens: Die Tagesschau berichtete 2 Minuten und 45 Sekunden lang über die wirtschaftlichen Folgen in der Türkei, und 48 Sekunden über das Treffen Erdoğans mit Oppositionsführern (ausser den Kurden).
Dass gegen 42 Journalisten Haftbefehle erlassen wurden, erfuhr man erst in der ARD-Tagesschau um 20.00 Uhr. Ebenfalls nur in der ARD erfuhr man, dass der Internet-Riese Yahoo sein Kerngeschäft für vier Milliarden Euro an den US-Telekommunikationskonzern Verizon verkauft hat.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
Ich habe mich auch geärgert. Erdogan ist auf der allgemeinen Welle des wirtschaftlichen Aufschwungs gross geworden und nimmt nun den Erfolg für sich allein in Anspruch. Das ist Unsinn. Erfolg ist nie das Verdienst eines Einzelnen. Das ist schon rein aus rationalen Gründen nicht möglich. Deshalb ist es nicht nur verwunderlich, sondern äusserst peinlich, wenn Journalisten solchen Unsinn auch noch verbreiten.
Christine Fivian