Sperberauge
Nach dem Maidan-Putsch nutzt Russland die Gunst der Stunde
Das zeigen die Militärschläge. Heute verstehe jeder «die Notwendigkeit unserer Präsenz auf der Krim», so Putin. «Die Krim wird auf immer unabtrennbarer Teil Russlands bleiben.» Zudem haben russische Truppen die 235 Quadratkilometer grosse Pufferzone im Donbas besetzt.
Nur mit anderen Namen
Obenstehende Sätze standen in keiner Zeitung. Auch im Jahr 2014 nicht.
Doch wörtlich standen sie sie am 11. Dezember 2024 in den Tamedia-Zeitungen «Tages-Anzeiger», «Basler Zeitung», «Der Bund» und «Landbote» – allerdings mit anderen Namen: Statt um den «Maidan-Putsch» ging es um Assads Sturz, statt um «Russland» um Israel, statt um «Wladimir Putin» um Benjamin Netanjahu und statt um die «Krim» um die Golanhöhen.
Wörtlich berichteten die genannten Zeitungen:
Nach Assads Sturz nutzt Israel die Gunst der Stunde
Israel hat im Nachbarland mit Luftangriffen auf Waffenlager reagiert. Die Militärschläge zeigen, dass Benjamin Netanjahu Ernst macht mit der Neugestaltung der Region. Heute verstehe jeder «die Notwendigkeit unserer Präsenz auf dem Golan», so Netanyahu. «Die Golanhöhen werden auf immer unabtrennbar Teil des Staates Israel bleiben.» Zudem haben israelische Truppen die 235 Quadratkilometer grosse Pufferzone auf den Golanhöhen besetzt.
Vergleiche hinken immer. Doch Verstösse gegen das Völkerrecht sollten Medien möglichst gleich benennen. Israels Militär bombardierte im Nachbarland Syrien in den letzten drei Tagen nach eigenen Angaben bereits 480 Ziele. Das führte in den Tamedia-Zeitungen zum grossen Titel «Nach Assads Sturz nutzt Israel die Gunst der Stunde».
Dann wird über «Miliärschläge» und «Luftangriffe» berichtet. Die Bezeichnung «Angriffskrieg» wurde diesmal weggelassen. Doch um einen Angriffskrieg handelt es sich. Denn die massiven israelischen Luftangriffe verstossen gegen das Völkerrecht. Das müssten die Medien wie in anderen Fällen erwähnen.
Machtpolitisch werden die völkerrechtswidrigen Angriffe auf die Ukraine und auf Syrien ähnlich begründet.
Russland erklärte, seine Sicherheitsinteressen seien durch die Nato-Erweiterung an seine Grenzen betroffen.
Israel erklärt, die Waffenlager und -Produktionsstätten in Syrien würden für Israel eine Bedrohung darstellen, wenn sie in die Hände von Islamisten fallen.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.
Ergänzung zum ersten Kommentar: Die «Gunst der Stunde» scheint eine Sprachregelung zu sein. Man findet den Ausdruck aktuell auch bei NZZ, SRF und mehreren deutschen Medien… Vielleicht kommt das von Pressediensten oder die Medien haben es sich gegenseitig abgeschrieben.
Die Situationen gleichen sich tatsächlich auf den ersten Blick. Die medialen Reaktionen überhaupt nicht. Zwei Unterschiede fallen aber bei den beiden Situationen auf: Assad floh nicht nach Israel und der ukrainische Präsident Janukowitsch war demokratisch gewählt und hatte sein Volk nicht unterdrückt.
Unsäglich, was sich Israel alles leisten kann. Und wer sich daran stösst, wird als Antisemit bezeichnet. So einfach ist das.
Danke für diesen wirklich realen Artikel der wie wahre Situation in der Welt Politik beschreibt.
Leider ist die Tamedia total in die Ecke des Mainstreams gerückt.
Von dort ist weder Kritik noch was selbst recherchiertes zu erwarten.
Nicht mal über den EU Anschluss Vertrag berichten sie Objektiv.
Eine neutrale Berichtserstattung fehlt total in der Schweiz ausser Online Berichte wie der Ihrige.
Ein guter Vergleich, der einmal mehr die Doppelmoral der meisten westlichen Regierungen und Mainstream-Medien zeigt. Israel einen Angriff auf ein Nachbarland zu unterstellen – wie infam und antisemitisch! Israel nimmt doch nur sein Recht auf Selbstverteidigung wahr, das ihm alles erlaubt: den Genozid im Gazastreifen oder jetzt die „Vorwärtsverteidigung“ gegenüber Syrien.
Die westliche Medienlandschaft sollte auch den Menschenrechten unterstehen. Eine objektive, sachliche Information mit kritischen Kommentaren ist das Recht jedes Bürgers. Wie soll eine Demokratie funktionieren, wenn ihre Bürger von den Medien schamlos manipuliert werden? Da stecken ganz grosse Haie dahinter, die genau wissen, wie sie Wahlen und Abstimmungen zu ihrem Vorteil beeinflussen können. Das ist der Untergang unserer Demokratien! Aber man will’s nicht sehen, es ist so viel wohltuender, autoritäre Länder zu verdammen und sich in der Illusion zu wiegen, dass im Westen alles gut ist! Dazu empfehle ich das Buch von Jacques Baud, Gouverner par les FakeNews, éd. Max Millo.