Sperberauge
«Israels Geheimdienst erschiesst in Malaysia einen Hamas-Mann»
Offensichtlich erregt eine Giftattacke gegen einen ehemaligen Doppelspion viel mehr Aufsehen als die ebenso kaltblütige Erschiessung eines Vertreters der Hamas aus dem Gazastreifen.
Für die tagelangen Schlagzeilen im einen Fall und das Schweigen grosser Medien im andern Fall gibt es Gründe: London war als Ort näher bei Europa als Kuala Lumpur. Und die wahrscheinliche Täterschaft stammt nicht aus Russland, sondern aus Israel.
Für die Berichterstattung der Medien scheint der Ort weniger wichtig zu sein als die vermutete Täterschaft. Als Nordkorea beschuldigt wurde, im Februar 2017 den Halbbruder von Kim Jong-un, Kim Jong-nam, ebenfalls in Kuala Lumpur mit Gift getötet zu haben, kam es zu Aufsehen erregenden Medienberichten. Dabei spielte auch eine Rolle, dass dank einer Kamera des Flughafens Bilder vom Anschlag verbreitet werden konnten.
Als der 34jährige Fadi al-Batsh, Elektroingenieur, Imam und Vater von drei kleinen Kindern am 21. April in einem Vorort der malaysischen Hauptstadt Kuala Lumpur sein Haus verliess, wurde er von einem Motorradfahrer mit mindestens 14 Schüssen getötet. Das berichtete die «New York Times». Geheimdienstleute des Mittleren Ostens hätten erklärt, dass Israels Geheimdienst Mossad hinter dem Anschlag stecke. Mossad-Chef Yossi Cohen wolle alle führenden technischen Wissenschaftler der Hamas beseitigen, um zu verhindern, dass die regierende Hamas im Gazastreifen zu Waffen wie Drohnen kämen.
Israels Regierung hat wie die russische im Fall von London – und wie bei Geheimdienstoperationen üblich – jegliche Beteiligung verneint.
Drohnen-Spezialist
Der Ermordete war 2013 Co-Autor einer Studie über Einsatzmöglichkeiten von Drohnen. Die Hamas habe ihn – so zitiert die NYT Geheimdienstleute – nach Malaysia geschickt, um sich in der Drohnentechnologie noch weiter auszubilden. Es gehe um unbemannte Flugkörper und Unterwasserdrohnen, um Israel wirkungsvoller als mit Raketen anzugreifen.
Wie weit Fadi al-Batsh damit wirklich etwas zu tun hatte, bleibt ungeklärt. Kollegen und Studenten erklärten, der Professor und Imam habe vor allem das Leben im abgeschotteten Gazastreifen verbessern und die Elektrizitätsversorgung mit Sonnenergie optimieren wollen. Seinen Aufenthalt in Malaysia verdankte er einem Stipendium des «Malaysian Sovereign Wealth Fund». Als erster Araber hatte er ein solches Stipendium erhalten. Vor zwei Jahren zeichnete ihn Premierminister Najib Razak mit einem Preis aus.
Der Onkel des Ermordeten war im Gazastreifen Polizeichef. 2014 entkam dieser nur knapp einem israelischen Luftschlag. Bei diesem seien 14 Mitglieder von Batshs Familie umgekommen, berichtet die «New York Times» in einem zweiten Artikel mit vielen weiteren Informationen zu diesem Fall.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
Das ist wohl eine aktuelle Form von «Pro-Semitismus».
Wobei zu bedenken ist, wie Yasser Arafat sagte, dass er als Palästinenser – und somit Semit – schwerlich «antisemitisch» sein könne.
Aber auch Vokabularmanipulationen gehören zur aktuellen Kriegsführung.
Extralegale Tötungen von feindlichen Agenten im Ausland sind doch in Geheimdienstkreisen seit jeher «courant normal» und deshalb kein Grund zu grosser Aufregung. Vom Feind liquidiert zu werden gehört nun einmal zum Berufsrisiko eines Schlapphuts. Spione sind bekanntlich keine Chorknaben. Nirgendwo. Überall auf der Welt, sei es in Israel, in Russland, in Grossbritannien, in der Türkei und auch in der Schweiz: Geheimagenten bewegen sich stets im Graubereich der Kriminalität oder gleich ganz innerhalb der Schattenwelt des Verbrechens. Insofern besteht also keinerlei Anlass zu einem «Aufschrei» gegen Israels Kommandoaktion in Kuala Lumpur, genausowenig wie der hysterische Aufschrei im Falle des mutmasslicherweise vom russischen Auslandgeheimdienst SVR RF gesteuerten Giftanschlags gegen einen russischen Doppelagenten in Salisbury angebracht war. – Wer erinnert sich übrigens noch an den Schweizer Agenten Herbert Alboth, seines Zeichens Oberstleutnant der Geheimarmee P-26, welcher im April 1990, kurz bevor er beim damaligen Verteidigungsminister Villiger zu einer Aussage vorsprechen sollte, in seiner Wohnung in Liebefeld BE ermordet aufgefunden wurde? Von einem «Aufschrei» war damals keine Rede. Die Öffentlichkeit wurde in homöopathischer Dosierung bloss rudimentär informiert, während die ermittelnden Behörden derweil eiligst bemüht waren, wichtige Akten klammheimlich zu vernichten, um den Fall umgehend schubladisieren zu können. Die Affäre wurde denn auch niemals aufgeklärt.
@Knuper-Müller. Ihre Aussagen sind nachvollziehbar. Doch woher wissen Sie, dass der Ermordete in Kuala Lumpur ein Spion war?
Evidenzen gibt’s keine, nur Vermutungen. In jedem mittelmässigen Agententhriller wird der Mossad erwähnt. Terroristen und deren Helfershelfer leben gefährlich. Wieso soll da ein Aufschrei erfolgen?
Ich warte seit Jahrzehnten auf einen Aufschrei von Linken und Grünen,
zu 1) Israel wird nur existieren bis zum Tag, an dem es vom Islam zerstört werden wird, wie er zuvor bereits ander zerstörte 2) Wer ohne unsere Religion auszukommen meint, wird sein ganzes Leben lang mit Vernichtung rechnen müssen 3) Das Jüngste Gericht kommt dann endlich, wenn alle Juden umgebracht wirden sind 4) Für Palästina wie für alle islamischen Eroberungen kann nur die Scharia gelten 5) Für Palästina gibt es nur unseren Kampf. Jedwelche anderen Initiativen, internationale Konferenzen sind reine Zeitverschwendung 6) Der Plan der Feinde liest sich in den Protokollen von Zion. Da sieht man, was die Juden meinen … Alles aus der Hamas Charta; man muss nur nicht zu faul sein, sie zu lesen, und diese Perlen aus wunderbaren Verfassungsprojekten und dem religiösen Brimborium herauszuschälen. Unverdächtige Quellen: Englische Version in Yale, Anhang von Helga Baumgartens Hamas Buch (in jüngsten Ausgaben weggelassen, warum?
@ Urs P. Gasche – Ob der in Kuala Lumpur mutmasslicherweise von einem Kommandotrupp des israelischen Geheimdienstes Mossad liquidierte Hamas-Vertreter ein Spion im eigentlichen Sinne war weiss ich nicht. Wie aus dem Bericht hervorgeht muss es sich aber offenkundig um einen aus israelischer Sicht feindlichen Agenten gehandelt haben. Somit ist die Handlungsweise der israelischen Abwehr leicht nachvollziehbar. Zwischen Israel und der Hamas herrscht bekanntlicherweise seit Jahren eine tödliche Feindschaft. Im Krieg heiligt der Zweck eben alle Mittel, auch schmutzige und dreckige, inklusive der Tötung des Todfeindes, falls notwendig auch fern des Kriegsschauplatzes irgendwo im Ausland. Das eben sind die Spielregeln im Business. Nicht gerade edel, aber durchaus effizient. Insofern besteht kein besonderer Anlass zu grosser Aufregung.
@Knupfer-Müller.
Und Israel, wie auch der grosse Bruder USA behält sich das exklusive (?) Recht vor, solche «Feinde» zu definieren und zu eliminieren.
Nähmen wir mal an, andere Länder würden sich solche «Privilegien» zulegen. Bald könnte, z.B. in der USA, kein Politiker mehr auf die Strasse gehen… Hier handelt es sich sicher nicht um «Rechtstaatlichkeit» sondern wohl nur um «Staatsterrorismus». Das dürfte bald Schule machen. Bei den «Killer-Drohnen» scheint Ost-Asien ja wohl die Technik zu beherrschen, wie die dekorativen Drohnenschwärme z.B. an den Winterspielen in Korea gezeigt haben. Auch die SFR-Sendung «Einstein» ht hier beunruhigende Perspektiven aufgezeigt.