Sperberauge

Covid-19: «Saldo» lobt sich zu Unrecht

Sperber für Sperberauge ©

Red. /  Die Konsumentenzeitschrift will «als erstes Medium» aufgedeckt haben. Nichts gegen verdientes Eigenlob, aber es sollte zutreffen.

upg. Die Informationspolitik des Bundesamts für Gesundheit BAG liess in der Corona-Krise mehrfach zu wünschen übrig. Zuerst gab die Behörde regelmässig bekannt, wie viele Personen in Spitälern liegen, die an Covid-19 erkrankt seien. Darunter waren jedoch von Anfang an auch Patientinnen und Patienten, die aus anderen Gründen ins Spital eingeliefert wurden, jedoch auf Covid-19 positiv getestet waren oder erst bei Spitaleintritt positiv getestet wurden.

Nachdem dies aufflog, informierte das BAG über die Zahl der Patientinnen und Patienten, die «im Zusammenhang mit Covid-19» in Spitälern seien – was immer darunter verstanden werden konnte. Bei anderen Statistiken wurde die Formulierung «mit oder an» Corona» eingeführt. Das BAG weigerte sich lange, Statistiken einzufordern, welche die Hauptursache der Spitaleinlieferungen und allfällige Symptome einer Covid-Erkrankung erfassten. Ein Teil der positiv Getesteten hatte nur geringfügige oder gar keine Krankheitssymptome und war nicht wegen Corona im Spital.

In der Ausgabe von 15. Mai schrieb die Zeitschrift «Saldo», sie habe im Juni 2021 «als erstes Medium» aufgedeckt, dass «in den Zahlen der Behörden auch Spitaleintritte einberechnet waren, die auf eine andere Erkrankung oder auf einen Unfall zurückgingen».

Nur: Infosperber hat schon ein halbes Jahr vorher, im November 2020, darüber informiert: «10 bis 20 Prozent aller Covid-19-Patienten in Spitälern sind nicht wegen Covid im Spital». Dieser Anteil wurde grösser, als sich die Omikron-Variante verbreitete. In der Folge wies Infosperber stets wieder darauf hin. Schon sehr früh sprach Infosperber auch korrekt von «positiv Getesteten» und nicht von «Covid-Erkrankten» oder «Covid-Fällen» wie viele andere Medien.

«Saldo»-Redaktor Max Fischer räumt ein, dass Infosperber über die ungenaue Spitalstatistik schon vor «Saldo» berichtete. Er weist darauf hin, dass «Saldo» im Juni 2021 als erste Zeitung konkrete Zahlen verbreitet habe: «Richtig ist auf jeden Fall, dass Infosperber früh und konsequent von Positiv-Getesteten sprach, wir aber erst etwa nach zwei Monaten.»

Richtig ist jedoch auch, dass die Konsumentenzeitschriften «Saldo» und «K-Tipp» während der Corona-Pandemie ähnlich wie Infosperber – wie es die Aufgabe der Medien ist – die offiziellen Statistiken und Verlautbarungen von Behörden und Experten mit Recherchen kritisch hinterfragten.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine
_____________________
Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.

Zum Infosperber-Dossier:

Coronavirus_1

Coronavirus: Information statt Panik

Covid-19 fordert Behörden und Medien heraus. Infosperber filtert Wichtiges heraus.

Zeitungen_1

Kritik von Zeitungsartikeln

Printmedien üben sich kaum mehr in gegenseitiger Blattkritik. Infosperber holt dies ab und zu nach.

War dieser Artikel nützlich?
Ja:
Nein:


Infosperber gibt es nur dank unbezahlter Arbeit und Spenden.
Spenden kann man bei den Steuern in Abzug bringen.

Direkt mit Twint oder Bank-App



Spenden


Die Redaktion schliesst den Meinungsaustausch automatisch nach drei Tagen oder hat ihn für diesen Artikel gar nicht ermöglicht.

3 Meinungen

  • am 24.05.2023 um 12:41 Uhr
    Permalink

    Infosperber war das erste und einzige Medium, das immer im Rahmen des möglichen korrekt über Corona berichtet hat. Danke.

  • am 25.05.2023 um 00:19 Uhr
    Permalink

    Na, da sollten sich nun aber die einzigen zwei Medien (wenn K-Tipp und Saldo zusammengefasst als ein Medium betrachtet wird), welche noch eine gewisse journalistische Leistung vollbracht haben, nicht gegenseitig irgend etwas vorwerfen oder geizig mit gegenseitigem Lob sein… Zumal Saldo als Printmedium und inforsperber als reines Online-Medium ziemlich unterschiedlich funktionieren. Danke beiden Häusern für sehr guten Journalismus – auch im Covid Thema.

  • am 25.05.2023 um 18:19 Uhr
    Permalink

    Offenbar ging mein erster Kommentar verloren. Ich lobte Saldo und Infosperber für den guten Corona-Journalismus und wies darauf hin, dass einige Portale die Problematik mit den «positiven» Spital-Patienten schon im März 2020 aufgriffen. Das war also eigentlich sehr früh bekannt.

Comments are closed.

Ihre Meinung

Lade Eingabefeld...