Corona – die Sehnsucht nach dem Blick aufs Ganze
Der weitsichtige Text erschien an einem überraschenden Ort. Nämlich dort, wo der Chefredaktor angesichts der Pandemie für gewöhnlich vor dem «Seuchen-Sozialismus» warnt und der Feuilleton-Chef alle willigen Schreiber vereint, die sich nicht scheuen, gegen die Corona-Massnahmen den Zweihänder auszupacken und von «Ermächtigungsgesetz» zu dröhnen, von «Lockdown-Fanatikern», «Corona-Diktatur» oder «Kontaktsperren-Totalitarismus». Erraten: In der vornehmen «NZZ». Umso erstaunlicher dieser Leitartikel in der Samstagsausgabe vom 23. Januar 2021.
Unter dem Titel «Corona, der Ungleichmacher» schlägt Auslandredaktor Fabian Urech einen weiten Bogen: «Die Pandemie zeigt wie durch ein Brennglas die Ungleichheit in der Welt und trifft die Armen am stärksten. Das vertieft die Krise für alle. Es ist höchste Zeit, die Bekämpfung dieser Diskrepanz zu einer politischen Priorität zu machen.» Am sichtbarsten zeige sich diese Diskrepanz aktuell im globalen Kampf um Impfdosen. Bereits im November hätten sich die meisten Industrieländer weit mehr Ampullen für sich reserviert, als sie für den Schutz ihrer Bevölkerung benötigten. In Grossbritannien zum Beispiel 200 Millionen – für 66 Millionen Einwohner. Als sich die finanziell weit weniger potenten Entwicklungsländer um Impfstoffe bemühten, seien die Regale längst leergeräumt gewesen.
Soziale Ungleichheit als Grundübel
Das Resultat dieses Impfnationalismus: «Erstmals seit zwanzig Jahren steigt die Zahl der extrem Armen wieder an. Laut der Weltbank werden nach der Pandemie bis zu 150 Millionen Menschen mehr um die nackte Existenz kämpfen als davor.» Fast ebenso viele, schreibt Urech, sollen Corona-bedingt erstmals mit akutem Hunger konfrontiert werden.
Diese ungleiche Betroffenheit vom Virus zeige sich aber auch auf nationaler Ebene – gerade in Industriestaaten. In den USA etwa sind Geringverdiener, Schwarze oder Latinos einem deutlich höheren Corona-Ansteckungs-Risiko ausgesetzt als die weisse Mehrheit. Eine aktuelle Studie aus Genf bestätigt, dass die Infektionsraten in ärmeren Quartieren der Stadt deutlich höher ausfallen als in wohlhabenden. Ähnlich dürfte es auch bezüglich der psychischen Belastungen aussehen.
Moralisch und politisch unklug
Die Ignoranz gegenüber dieser Ungleichheit werfe ein bedenkliches Schlaglicht auf unseren moralischen Anspruch an uns selbst als Gesellschaft, schreibt Urech. Sie sei aber auch politisch unklug. Denn es sei so deutlich wie selten zuvor, «dass Ungleichheit Krisen verlängert und verschärft.»
Der fulminante Leitartikel schliesst mit einer dezidierten Forderung: Aus dieser Krise zu lernen, heisse über den Tag hinaus die soziale Ungleichheit endlich als eine zentrale politische Herausforderung anzuerkennen und entsprechend zu handeln. Und: «Wem die Moral dafür nicht Antrieb genug ist, der sollte sich von der Vernunft leiten lassen – und er wird zu denselben Schlüssen kommen: Diese Pandemie und ihre Folgen sind erst vorbei, wenn sie überall vorbei sind. Und die nächste Krise wird weniger rasch kommen und weniger weitreichend sein, wenn der Graben zwischen Arm und Reich nicht grösser wird, sondern kleiner.»
Man reibt sich die Augen. Wann zuletzt hat man einen so klarsichtigen, mutigen, humanistisch engagierten Text auf der Frontseite des Wirtschaftsblattes «NZZ» gelesen?
Naiv? Grober Unfug? Linksextrem?
Aber keine Sorge, in den 141 Leserkommentaren zum Artikel wird die «NZZ»-Welt wieder ins Lot gebracht: «Die Heuchelei und Naivität schreit zum Himmel», «Grober Unfug», «Gesundheits-Taliban», «Verschwörungstheoretiker», «Gesprochen wie ein wahrer Marxist» – und in Grossbuchstaben-Wut: «PHRASENDRESCHEN». Oder mit etwas Süffisanz: «Ich gratuliere zum Mut, den liberalen NZZ-Lesern auch eine linksextreme Ansicht zu präsentieren.» Da wird ein Autor von der grossen Mehrheit der Kommentierenden abgeschossen, weil er sich ein paar Gedanken über den Tellerrand hinaus macht.
Wie sieht’s konkret in der Schweiz aus?
Im Schweiz-Teil des Wochenblatts «Die Zeit» erschien am 14. Januar 2021 unter der Headline «Das Leiden der anderen» ein ganzseitiger Artikel, der ebenfalls aufzeigt, dass das Corona-Virus vor allem die Ärmeren treffe – die Schweizer Politik und Wissenschaft sich aber kaum dafür interessiere. «Auch hier in der Schweiz sterben vor allem die Armen an Corona», sagt die Medizinethikerin der Universität Zürich. Aber das wolle noch immer niemand hören.
Man erfasst bei den Corona-Patienten rund 45 Parameter. «Aber was der Patient arbeitet, wo und wie er wohnt, was er verdient, geschweige denn woher er kommt, all das wird nicht erhoben.» Die sozioökonomischen Faktoren bleiben also ein blinder Fleck. So war es zum Beispiel auch möglich, dass ein Journalist der «Basler Zeitung» aufgrund anonymer Gerüchte die hetzerische Story basteln konnte, es seien zu 70 Prozent Patienten mit Migrationshintergrund, die den Schweizern die Intensivbetten in den Spitälern wegnehmen würden. (Infosperber hat darüber berichtet.)
Der Baselbieter Gesundheitsdirektor Thomas Weber (SVP) agierte in dieser Sache als Treiber, indem er im «Regionaljournal» von Radio SRF betonte: «Wir erreichen gewisse Bevölkerungsgruppen nicht genügend, vor allem die nicht deutschsprachigen.» Und suggerierte damit, Fremdsprachige würden sich nicht an die Corona-Regeln halten und blendet damit genau die sozioökonomischen Gründe für das höhere Ansteckungsrisiko von ärmeren Schichten – ob fahrlässig oder mit Absicht – aus.
Der wissenschaftliche Konsens
In der gleichen Nummer der «Zeit» äussert sich die Physikerin Viola Priesemann vom Max-Planck-Institut: «In unserem aktuellen Fachartikel in «The Lancet» haben wir den wissenschaftlichen Konsens dargelegt: Niedrige Fallzahlen sind gut für alle – für Gesundheit, Gesellschaft und Wirtschaft! – Es gibt die Vorstellung, dass alle sich mehr Freiheiten erlauben könnten, wenn man dafür nur mehr Todesfälle in Kauf nimmt. Das Gegenteil ist der Fall: Je niedriger die Fallzahlen, desto mehr Kontakte kann jeder Einzelne haben. Bei niedriger Wocheninzidenz (zehn oder weniger) können die Gesundheitsämter schneller sein als das Virus und Infektionsketten unterbrechen, bevor die nächste Person infektiös wird. Dann nehmen sie uns einen grossen Teil der Eindämmung ab, und wir haben alle mehr Freiheiten. – Covid-19 ist keine Naturkatastrophe. Es liegt an uns allen, wie stark es sich ausbreiten kann.»
«Ist Long Covid die neue Volkskrankheit?»
Unter diesem Titel erschien in der «NZZ» vom 25. Januar 2021 ein ganzseitiger Artikel über die Langzeitschäden nach Corona-Erkrankungen. Allein in der Schweiz, heisst es, könnten Zehntausende betroffen sein – mit gravierenden Folgen für den Sozialstaat. Das Robert-Koch-Institut schätzt für Personen, die wegen Covid-19 ins Spital mussten, die Wahrscheinlichkeit von Langzeitschäden auf 40 Prozent. Die Task-Force des Bundes hält fest, dass Überlebende mit schweren Verläufen «über Jahre mit körperlichen, kognitiven und psychiatrischen Einschränkungen zu rechnen haben».
Hinzu kommen, schreibt die «NZZ», die bisher 470’000 Menschen, die in der Schweiz einen milderen Verlauf von Covid-19 erlebt haben. «Geht man davon aus, dass sich davon jeder Zehnte oder sogar jeder Fünfte mit Langzeitfolgen konfrontiert sieht, wären das rund 50’000 bis 100’000 Personen.» Es zeichne sich also ab, dass Long Covid für die Grundversicherung und insbesondere für die Invalidenversicherung zu einer Belastungsprobe werden könne.
Die neuen Virus-Mutationen
Es war wiederum die «NZZ», die am 21. Januar 2021 der Frage nachging, warum anscheinend plötzlich überall neue Varianten von Sars-CoV-2 auftauchen, die uns Sorgen bereiten müssen. Die Virologin Emma Hodcroft vom Biozentrum Basel zieht das Fazit: Eine partielle Immunität in der Bevölkerung bei weiterhin hohen Fallzahlen sei eine besonders ungünstige Kombination. Entsprechend wichtig sei es, mahnt die Wissenschafterin, die Ansteckungszahlen möglichst gering zu halten, solange noch nicht genügend Personen geimpft seien.
Der Kampf um Deutungshoheit in der «NZZ»
Überblickt man diese Artikel-Serie, könnte man annehmen, die «NZZ» sei in Corona-Dingen ein Hort der Aufklärung und rationaler Bedachtsamkeit. In Wirklichkeit tobt aber auch an der Zürcher Falkenstrasse ein recht erbitterter Kampf um die Deutungshoheit. Chef Gujer, Feuilletonist Scheu, Wirtschaftsredaktor Eisenring und andere streuen regelmässig ihre Breitseiten ein, in denen die Corona-Massnahmen lächerlich gemacht werden. Scheu spricht in einem ganzseitigen Artikel, der auf völlig veralteten Daten beruht («Die Torheit der mündigen Bürger», 23.12.2020), all jenen, die ihrer Einsicht folgen und die Corona-Massnahmen einhalten, auf hämische Art und Weise die Mündigkeit ab. Als seien dies alles tumbe Schafe.
Der pensionierte Pfarrer und regelmässige «Weltwoche»-Autor Peter Ruch fragt im Feuilleton vom 12.1.2021 rhetorisch: «Leben retten um jeden Preis?» und geisselt die angeblichen «Vollkasko-Ansprüche» von Bevölkerung und Politik. Dabei kann hilfreich sein, sich daran zu erinnern, dass Ruch vor zwei Jahren im «Blick» unter der Schlagzeile «Sozial-Irrsinn» auch schon die Abschaffung jeglicher staatlichen Sozialhilfe für Eingewanderte gefordert hat. – Und knappe neun Tage später gibt Wirtschaftsredaktor Christoph Eisenring die Antwort – durchaus ökonomisch mit den fast gleichen Worten bereits im Titel: «Den vorzeitigen Tod nicht um jeden Preis verhindern» (23.1.2021).
Wer springt über den ideologischen Schatten?
Was wir in Corona-Zeiten bräuchten, sind keine Grabenkämpfe, sondern gemeinschaftlich getragene Lösungen. Das wird erst möglich sein, wenn man da und dort bereit ist, über ideologische Schatten zu springen. Interessanterweise sind es gerade SVP-Exekutiv-Politiker, die gegenwärtig dazu gezwungen scheinen. Die Zürcher Gesundheitsdirektorin Nathalie Rickli scheint sich schon mehrfach – und entgegen den lauten Forderungen ihrer Partei – für strengere und schnellere Massnahmen eingesetzt zu haben und wurde vom Gesamtregierungsrat zurückgebunden.
Ihr Berner Amtskollege Pierre Alain Schnegg, ebenfalls SVP und bekannt als Sozialhilfe-Hardliner, war der Erste, der bereits im Oktober Grossveranstaltungen verbot. Ihn im «Bund»-Porträt vom 27.1.2021 dann gleich euphorisch zum «Corona-Star» und Bundesratskandidaten auszurufen, ist vielleicht doch etwas voreilig.
Wohin soll das führen?
Es kann nicht darum gehen, die Eindämmungs-Massnahmen in allen Punkten heilig zu sprechen. Ohne gewisse Widersprüche sind Lösungen, die sich ständig neuen Situationen anpassen müssen, nicht zu haben. Ebenso wenig dürfen die durch den Lockdown verursachten Kollateralschäden kleingeredet werden. Dazu fehlen vorläufig noch belastbare Daten. Es fällt allerdings auf, dass gegenwärtig genau jene Kreise auf diese sozialen und psychischen Schäden so vehement hinweisen, die sonst gerne von Scheininvaliden und Sozialhilfebetrügern reden und nicht unbedingt offene Ohren für diese sozialen Thematiken haben.
Was es in jedem Fall braucht, ist Nahrung für die Sehnsucht nach einem – möglicherweise utopischen – gemeinsamen Blick auf das grosse Ganze. Das könnte im besten Fall auch mit der Energie einer echten Dialektik möglich werden, die Widersprüche als Produktivkraft nutzt.
Der britische Historiker und Publizist Timothy Garton Ash hat in diesen Tagen (19.1.2021) und in diesem Sinn in der «NZZ» über drei Seiten hinweg einen grossartigen, fakten- und gedankenreichen Essay über «Die Zukunft des Liberalismus» veröffentlicht.
Er versucht darin – vielleicht etwas synkretistisch – den Liberalismus mit allen Antagonismen zu versöhnen, mit Konservativismus und Sozialismus, Globalismus und Lokalismus, Identität und Solidarität, Konsenssuche und Konfliktbereitschaft. Und T. G. Ash spricht dabei die grossen Herausforderungen der aktuellen Europa- und Weltpolitik an: Ungleichheit, Klimawandel, Migration.
Das ist noch kein politisches Programm, aber reichhaltige und anschauliche Gedankennahrung, die weite, verbindende Denkräume öffnet.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine.
«wissenschaftliche Konsens»?! Mehr Unwahrheit geht nicht!
Dem ärmeren Teil der Bevölkerung geht es nicht schlechter, weil sie mit einem Corona-Husten im Bett liegen und 14 Tage nicht ihrem nötigen Verdienst nachgehen können, sondern weil ihnen die existenzielle Lebensgrundlage mit unnötigen und unnützen Massnahmen entzogen und zunichte gemacht wird.
Da sie nicht wie die reiche Weltbevölkerung einfach auf andere Geschäftsbereiche und andere Lebensorte ausweichen können, sind sie der Massnahmenwillkür wehrlos ausgeliefert.
Aber diesen in der NZZ gemeinten Umstand wurde hier sehr schön konter- und untergetextet.
Kompliment an den InfoSperber, am gleichen Tag zwei Beiträge zum gleichen Thema zu bringen: Diesen und den von Christian Müller. Es ist höchste Zeit, dass die Einsicht in der Präambel zur Schweizer Verfassung, „die Stärke des Volkes sich misst am Wohl der Schwachen” auch umgesetzt wird. Ob das kleine Virus schafft, was 172 Jahre Geschichte nicht geschafft haben? Doch nur, wenn die Mehrheit des Stimmvolkes den Vorteil dieses Spruchs erkennt. In einer Kultur, in der die Selbstoptimierung die Priorität hat und jede Schwäche, auch eine ökonomische, als selbstverursacht betrachtet wird, dürfte das noch eine Weile dauern. Einen Weg daran vorbei gibt es aber nicht, wie es die Französische und Russische Revolutionen gezeigt haben. Schaffen wir es diesmal mit unserer so hoch-gelobten Intelligenz, das Ziel friedlich zu erreichen?
Eben erreicht mich eine wichtige Ergänzung aus der Leserschaft zur ausländerfeindlichen Berichterstattung bezüglich Corona von Chefreporter Daniel Wahl in der «Basler Zeitung» und zum entsprechenden Nachfassen im Regionaljournal BS/BL von Radio SRF. Dort wurden bereits am 6. Dezember in einem differenzierten Beitrag die Aussagen von SVP-Regierungsrat Thomas Weber und ihre Ausschlachtung in der «BaZ» kritisch hinterfragt und nüchtern in den realen Kontext gestellt:
https://www.srf.ch/play/radio/regionaljournal-basel-baselland/audio/viele-corona-patienten-mit-migrationshintergrund-im-spital?id=7ac96259-d32e-4780-9166-cd3b5e60b609&startTime=201
Der Basler Kantonsarzt Thomas Steffen zeigt im Bericht die sozioökonomischen Zusammenhänge auf und weist auch darauf hin, dass der Kanton Basel-Stadt nicht einfach mit dem Finger auf Ausländerinnen und Ausländer zeigt, sondern selber auch ganz konkret aktiv wurde.
Gut, aber wo liegt denn eigentlich der Hund begraben? Wenige stellen in Frage, die sogenannte freie Marktwirtschaft sei die beste aller Wirtschaftsformen. Im Kern dieser ideologischen Konstruktion steckt allerdings die Regel, dass wer zahlt, dann halt auch befielt. Israel, der angebliche Weltmeister im Impfen (ausschliesslich der eigenen StaatsbürgerInnen), hat, wie unter anderen der Arzt F. U. Montgomery sagt, das vierfache des aktuellen Preises für den Impfstoff bezahlt.
Mit «Sehnsucht mit dem Blick aufs Ganze» erhoffte ich mir einen anderen Inhalt – auch wenn dieser Inhalt mir gefällt und wichtig erscheint. Ich erhoffte mir aber den Beginn einer Debatte, was Gesundheit alles ist. Gemäss WHO, 1. Artikel: «Ein Zustand des körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens – und nicht das Fehlen von Krankheit und Gebrechen.» Bis jetzt wird seit Monaten der Begriff für mich zu eindimensional beleuchtet – körperlich. Der Kollateralschaden (nicht nur wirtschaftlich) wird ausgeblendet – die Frage bleibt offen: «Was ist Leben, was ist Sterben?» Sie schreiben, es fehlen belastbare Daten, um die Nebenwirkungen analysieren zu können. Wie vielen geht es mir psychisch nicht mehr gut. Das zeigen auch die psychiatrischen Kliniken, die seit Sommer Triage machen (in den Spitälern waren wir zum Glück noch nie so weit). Dass der Bundesrat die Suizidzahlen erst Ende 2022 kommunizieren will, schafft zudem auch kein Vertrauen! Ebenso würde mich interessieren, warum die Hälfte der Übersterblichkeit nicht (!) auf Corona zurückzuführen ist. Das alles ist auch Gesundheit; aber aktuell «Gesundheit zweiter Klasse». Dass sich die SVP für diese Menschen interessiert, scheint schon «verdächtig»; aber ich nehme es dankend an. Aber es gibt auch links denkende Menschen, die sich für diese Fragen interessieren – aber die Mainstream verurteilt sie aktuell. Auch der Ruf nach einer Ursachenanalyse für die Entstehung von neuen Erregern statt Symptombekämpfung bleibt ungehört.
Lieber Gallus Huberus, vielen Dank für den klugen und treffenden Kommentar. Sie sprechen mir aus dem Herzen.
Es ist beschämend genug, dass der Autor einen Beitrag der NZZ anführen muss, der die Armutsfolgen, die Ungleichverteilung endlich thematisiert. Wo bleiben die Linken? Wer berichtet sonst noch darüber? Die Linke? Nein, die BAZ: https://www.bernerzeitung.ch/globale-armut-steigt-dramatisch-an-159163414521
Anstatt dass hier der Frage nachgegangen würde, warum die Linke derart versagt, werden Leserkommentare der NZZ angeführt. Ich sehe aktuell bei konservativen Blättern deutlich mehr Überlegtheit (siehe z.B. BAZ-Kommentare) als links. Ich habe mein ganzes Leben den Grünen meine Stimme gegeben, eine gerechte und ökologische Welt ist mir im Fundament wichtig, ich sehe aber aktuell nicht, dass die Grünen dafür einstehen würden.
100’000 Franken Schulden macht die Schweiz pro Minute, das ergibt 52,56 Milliarden pro Jahr, oder fast zehnmal mehr als die Armee-Flieger für die nächsten 10 Jahren, siehe dazu: https://maskenlos.ch/index.php/2021/01/27/100000-franken-pro-minute-bzw-5256-milliarden-schulden-pro-jahr/
Können wir uns alles leisten, glaubt das politische Establishment von Links wie Rechts. Nur, wo ist die Finanzkompetenz dazu? Gemäss Epidemiegesetz gehen (subventionierte) Heilmittel. Der Rest ist übergriffiger Notrechtsexzess. Ach was, ein bisschen Verfassung gekratzt, macht doch nichts, Hauptsache Massnahmenwahn à gogo. Wer sich argumentativ dagegen ausspricht, wird als Verharmloser «gebrandmarkt», dass die Demokratie auf der Strecke bleibt, scheint niemanden zu kümmern.
Die von Ihnen aufgebracht Frage bezüglich: „ wo ist die Linke“ scheinen sich viele Kommentatoren in diversen Medien zu stellen, und ich leider auch. Sie passt wunderbar zum Titel vom Artikel.
Der erwähnte Pierre-Alain Schnegg liess im Sommer verlauten, dass die Masken viel mehr einen erzieherischen als einen gesundheitlichen Wert hätten. Damit hat er ausgesprochen, was schon vorher bekannt war, aber Schlienger lässt dies unerwähnt, denn es passt nicht in seine Erzählung von den Bösen und den Guten. Bei letzteren — so wird es in der Lektüre ersichtlich — reiht er sich selbst ein, nur beantwortet diese Sichtweise nicht die Grundfrage, was derzeit vor sich geht. Man sollte schon den Mut haben an den Anfang der Ereignisse zu gehen und sich fragen, ob denn es denn wirklich so sei, dass eine Pandemie vorliege. Mittlerweile hat sich selbst die WHO zur Verlautbarung bequemt, dass aus einem reinen Labortest keine Infektionen herzuleiten sei. Und selbst Gerichte sind zu diesem Schluss gekommen. Daraus folgt, dass auch die sogenannten unsymptomatisch Infizierten wie ehemals weder Infizierte noch Kranke sind. Und die Pandemie ein Ende haben kann. Doch wie Schlienger dann zur Krise des Liberalismus kommt, offenbart eigentlich nur sein eigenes Suchen, das sich im Kreise zu drehen scheint. Dass er aber im falschen Rubrum sucht, scheint ihm nicht bewusst zu sein. Oder will er sich nicht so weit über seine selbst gesteckten Begrenzungen hinaus begeben? Ich weiss es nicht, aber es sei ihm zu wünschen, dass er mit der erwähnten Lektüre über sein eigenes Gärtchen hinaussehen mag.