money-g04f1682dc_640

Parteikongress der Tories: ein teurer Spass für Journalisten, die sich spät anmelden. © PublicDomainPictures

Journalisten zahlen Gebühr für Teilnahme an Parteikongress

Rainer Stadler /  Die britischen Tories verlangen Eintrittsgeld für ihren Kongress. Auch von Journalisten. Die Medienbranche protestiert.

Bis zu 1250 Pfund sollen Berichterstatter bezahlen, wenn sie Zugang zum dreitägigen Kongress der Konservativen Anfang Oktober erhalten wollen. So hoch ist zumindest die Gebühr für Spätanmeldungen zehn Tage vor dem Anlass. Die Journalisten werden damit kaum weniger zahlen als Vertreter von kommerziellen Organisationen oder von diplomatischen Missionen. Wenn sich Journalisten bis Ende Juli anmelden, müssen sie allerdings nur 125 Pfund bezahlen, danach 800 Pfund.

Es ist ungewöhnlich, dass solche Beiträge von Journalisten verlangt werden. Entsprechend reklamieren in Grossbritannien die Verbände. Die Organisationen der Arbeitnehmer, der Verleger und NGO wie das International Press Institute bezeichnen diese Gebühr in einer gemeinsamen Erklärung als Demokratie-Abgabe und verlangen deren Abschaffung. Ein offener Zugang sei eine fundamentale Basis für eine freie und demokratische Gesellschaft; nur so seien Journalisten in der Lage, frei zu berichten und zur politischen Diskussion anzuregen. Die 14 protestierenden Verbände teilen damit eine verbreitete Ansicht. Die Journalistenvertreter argumentieren, mit der Massnahme sende man ein schlechtes Zeichen zu einem Zeitpunkt, in dem sich Grossbritannien weltweit als freiheitliches Land darstellen wolle. Von einer Gebühr seien insbesondere freie Journalisten, kleine Medien und Auslandkorrespondenten betroffen.

Die Tories sagten dem Branchenorgan «PressGazette», es handle sich um einen moderaten Betrag. Dessen Zweck sei es, jene Leute von einer Anmeldung abzuhalten, die dann doch nicht teilnähmen. Diese Personen würden die Partei unnötig Geld kosten wegen Sicherheitsüberprüfungen und der Anfertigung von Plastikpässen. Wenn ein Interessierter finanzielle Probleme geltend machen könne, sei ein Erlass der Gebühr möglich. Allerdings hätten sich jüngst mehrere Tausend einen Gratiszutritt zu einer Konferenz der Konservativen erbeten, ohne dann aufzutauchen. Für unentschuldigte Absenzen habe man in den vergangenen Jahren Zehntausende Pfund ausgegeben.

Labour verlangt für ihre Anlässe ebenfalls eine Registrierung, aber nur eine Gebühr von 5 Pfund. Diesen Betrag bezeichnet die Partei als CO2-Abgabe. Die Liberaldemokraten erheben ab dem 9. August für ihren Kongress im September eine Gebühr von 100 Pfund. Bei der Scottish National Party bleibt die Akkreditierung gratis.

Bleibt die Frage, ob die Berichterstattung über politische Anlässe fürs Publikum ebenfalls gratis sein müsste – im Interesse der Förderung der Demokratie.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine
_____________________
Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.

War dieser Artikel nützlich?
Ja:
Nein:


Infosperber gibt es nur dank unbezahlter Arbeit und Spenden.
Spenden kann man bei den Steuern in Abzug bringen.

Direkt mit Twint oder Bank-App



Spenden


Die Redaktion schliesst den Meinungsaustausch automatisch nach drei Tagen oder hat ihn für diesen Artikel gar nicht ermöglicht.