Für den Notfall: ein UKW-Gerät mit Batterien
Vor fünf Jahren sendete das Schweizer Fernsehen SRF die fünfteilige Serie «Blackout». Die Filmreihe malte aus, was geschehen würde, wenn die Stromzufuhr im Land für längere Zeit ausfallen würde. Was damals noch ein reichlich abstraktes Szenario war, ist inzwischen konkreter geworden. Der Krieg in der Ukraine und die Sorge um eine ausreichende Energiezufuhr im kommenden Winter haben etliche Redaktionen zu beängstigenden Schlagzeilen animiert.
Mancher Medienkonsument mag sich über Panikmache aufregen. Doch was ist, wenn die Ausnahme zur Tatsache wird? Falls durch eine Verkettung ungünstiger Umstände die Stromversorgung für Stunden oder gar Tage zusammenbrechen würde, stünden die Medienbetriebe still und alle elektrisch betriebenen Geräte fielen aus. Dunkle Bildschirme, kein WLAN, keine Push-Meldungen auf dem Smartphone, einfach nichts. Die Bevölkerung wüsste nicht mehr, was auf der Welt vor sich geht. Wie die bisherige Erfahrung zeigt, wächst gerade in Krisenzeiten das Bedürfnis nach Informationen enorm.
Digitalradios auch für den UKW-Empfang geeignet
Das wäre eine Situation, die man seit dem Ende des Kalten Kriegs kaum mehr für möglich gehalten hätte. Die SRG hat seit langem einen gesetzlichen Auftrag, die Versorgung mit informationellen Notrationen sicherzustellen. In einem solchen Extremfall wären aber nur noch jene Personen auf der sicheren Seite, die ein batteriebetriebenes Radiogerät besitzen. Die SRG würde dann in erster Linie Nachrichten über UKW verbreiten. Ausgerechnet über UKW, das in naher Zukunft eingestellt werden soll? SRG-Sprecher Edi Estermann weist auf Nachfrage darauf hin, dass die Digitalradiogeräte (DAB+) auch UKW-Frequenzen empfangen können. Autobesitzer könnten sich in ihrem Gefährt auf dem Laufenden halten – solange der Treibstoff anhält oder die Batterien geladen sind. Der Aufbau eines DAB-Sicherheitsnetzes ist noch in Planung.
Die SRG verfügt über Notstromdieselgeneratoren an allen Hauptstandorten. In den Notfallplänen sind laut Edi Estermann Szenarien für kurzfristige und lokale sowie für länger anhaltende Stromausfälle vorgesehen. Man habe das Risiko einer Strom- oder Gasmangels «erhöht eingestuft» und «eine interne Task Force damit beauftragt, die Netzersatzanlagen bei allen Unternehmenseinheiten zu prüfen». Selbst im Extremfall sei die SRG in der Lage, Informationen zu verbreiten – auch behördliche Meldungen. An das Notfallsystem namens Icaro (Information Catastrophe Alarme Radio Organisation) sind zudem die Blaulichtorganisationen angeschlossen.
Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz nutzt die SRG-Sendeinfrastruktur im Weiteren für das sogenannte IBBK-Radio (Information der Bevölkerung durch den Bund in Krisenlagen). Die UKW-Notsendeanlagen verfügen laut Edi Estermann über eine enorm grosse Sendeleistung und sind besonders geschützt. Sie kommen zum Einsatz, wenn die normale Sendeinfrastruktur nicht mehr verwendbar ist. Damit könne man die Bevölkerung auch in Kellern und Schutzräumen bis ins zweite Untergeschoss erreichen.
Folgen für die privaten Medien
Was aber bedeuten Energieausfälle für die privaten Medien? Tageszeitungen werden nachts gedruckt, also zu Zeiten, wenn die Stromnetze weniger ausgelastet sind. Zu den wichtigen Dienstleistern zählt Tamedia, die neben ihren eigenen Blättern auch die «NZZ» und den «Blick» druckt. Wenn eines der drei Druckzentren ausfällt, sind die beiden anderen Standorte in der Lage, die vollständige Herstellung einer Ausgabe zu übernehmen. Das sagt auf Anfrage Andreas Schaffner, Co-Geschäftsleiter von Tamedia. Tamedia prüft aber derzeit, so Schaffner, Stromgeneratoren zu mieten und einzusetzen. Dabei braucht es leistungsstarke Anlagen. Sie seien verfügbar. Offen sei derzeit noch die Einspeisung ins Versorgungsnetz der jeweiligen Druckerei. Als heikelsten Bereich erachtet Schaffner die Zulieferung von Papier. Da könne es zu Engpässen kommen. Die Tamedia-Druckereien brauchen etwa 100’000 Tonnen Papier pro Jahr.
Weniger kritisch beurteilt Schaffner die Sicherstellung des Online-Informationsbetriebs. Sein Kollege in der Tamedia-Geschäftsleitung, Marco Boselli, sagt dazu auf Anfrage: «Wir hosten unsere Websites nicht vor Ort in unseren Rechenzentren, sondern bei Amazon Web Services.» Die Paywall sei ebenfalls in die Cloud migriert worden und wäre daher von einem Stromausfall nicht betroffen. Die eigenen Rechenzentren seien an zwei Standorten durch Batterien und einen Dieselgenerator abgesichert. Wenn es zu lokalen Stromproblemen komme, rechnet Boselli darum nicht mit direkten Auswirkungen.
Falls es Energieengpässe gibt, stellt sich die Frage, welchen Stellenwert die privaten Medien bei der Rationierung bekommen werden. Wird nur der SRG Systemrelevanz zugesprochen? Stefan Wabel, Geschäftsführer des Verbands Schweizer Medien, sagt dazu: «Eine Gas- resp. Stromrationierung würde die Schweizer Papierproduktion und den Druck nachgefragter Zeitungen und Zeitschriften verunmöglichen, weshalb sich der Verband dafür einsetzt, dass die Informationsversorgung über Printmedien flächendeckend und jederzeit gewährleistet ist.» Die drohende Gas- und Energieknappheit bereite den Verbandsmitgliedern grosse Sorgen. Derzeit seien die einzelnen Unternehmen daran, die möglichen Szenarien und Auswirkungen zu analysieren und Notfallpläne zu erarbeiten. Bei schweren Mangellagen würde die Ostral (Organisation für Stromversorgung in Ausserordentlichen Lagen) Sparmassnahmen erlassen.
CH-Media äussert sich auf Anfrage zurückhaltend. Alena Kress von der Unternehmenskommunikation sagt, man stehe in engem Kontakt mit den Energieversorgern und beurteile die Entwicklung laufend: «Unsere vielfältigen Standorte bieten uns eine gewisse Flexibilität. Ein nationaler Energieausfall oder gar eine internationale Energiekrise würden je nach Dauer die Prioritäten unter den Mediengattungen beeinflussen.» Ringier nimmt ebenfalls nur pauschal Stellung. Man beobachte die Entwicklung engmaschig, und man habe verschiedene Szenarien für den Fall einer sich zuspitzenden Verknappung des Energie- und Papierangebots erarbeitet, sagt Kommunikationschefin Johanna Walser.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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Früher – vielleicht auch heute noch in irgendwelchen staubigen Arsenalen, vielleicht sogar bei der Schweizer Armee – gab es mobile Felddruckereien. Die Armeen des Warschauer Pakts konnten bei Manövern o.ä. vor Ort im Felde eigene Zeitungen drucken und verteilen. Ohne genauere technische Details dieser Einrichtungen zu kennen, mutmaße ich, dass mit geeigneter Ausrüstung auch im Notfall ein Druckbetrieb im kleinen Rahmen aufrechterhalten und die Bevölkerung mit Druckerzeugnissen wie Zeitungen, Flugblättern oder Benachrichtigungen versorgt werden kann. Der Betrieb wird wahrscheinlich mit Dieselgeneratoren, mobilen Windrädern wie bei Funkkabinen oder Gasturbinen möglich sein.
Auch anzugehen im Zusammenhang mit Blackouts und Strommangellage ist die Einrichtung von Umschaltungsmöglichkeiten bei Solaranlagen auf netzunabhängigen Not-Inselbetrieb.
Dazu unterstützende Batteriespeicher wären im Blackout-Fall mehr als Gold wert.
Um Windräder und Wasserkraftanlagen könnte der Aufbau von Notnetzen überlegt werden.
Zur Abmilderung der Katastrophenfolgen von mehrtägigen Stromausfällen, würde gar ich eine bundesgesetzliche Pflicht zum Einbau dieser Not-Strom-Funktion erwägen.
Digital (DAB+) Empfänger haben zwar meistens einen zusätzlichen UKW-Radio eingebaut, trotzdem ist eher zu einem reinen UKW-Radio zu raten – werfen Sie Ihre also nicht weg, wenn UKW mal abgestellt wird!
Der Grund ist, dass DAB+-Geräte eigentlich nicht Radios, sondern kleine Computer sind, und sie brauchen viel mehr Strom als die einfacher gebauten portablen UKW-Radios. Meine DAB+-Geräte haben Akkus und müssen nach weniger Stunden Betrieb wieder aufgeladen werden. Sinkt die Spannung, stellen sie unvermittelt ab. Meine UKW-Radios können hunderte Stunden mit denselben Batterien oder Akkus verwendet werden und wenn die Spannung sinkt, kann man noch viele Stunden weiter hören, auch wenn die Tonqualität abnimmt.