Faktencheck im Auftrag von Facebook – voll daneben
Anfang November veröffentlichte die britische Ärztezeitung «British Medical Journal» (BMJ) einen Artikel über unhaltbare Zustände im Zusammenhang mit der grossen Impfstudie von Pfizer/Biontech. Diese Studie mit rund 44’000 Teilnehmenden an insgesamt 153 Studienorten bildete die Grundlage für die rasche Zulassung der Vakzine in westlichen Ländern.
Unter den weltweit bislang angeblich fast 800’000 Publikationen zu Covid-19 war dieser Artikel im «BMJ» derjenige, der laut der Datenbank «Dimensions» medial die meiste Aufmerksamkeit erregte.
Laut dem Bericht im «BMJ» hatte eine Vertragsfirma namens Ventavia, die in Texas an mehreren Orten im Auftrag von Pfizer/Biontech über 1’000 Studienteilnehmer mit Placebo oder mit der Vakzine impfte, im Herbst 2020 grobe Fehler gemacht. Das «BMJ» stützte sich dabei auf Aussagen von (früheren) Mitarbeiterinnen der Firma, auf interne Dokumente, Fotos und Audio-Aufnahmen.
Einige der Vorwürfe:
- Es wurden Daten gefälscht.
- Es gab nicht genügend Mitarbeiter, um alle Studienteilnehmenden mit Covid-ähnlichen Symptomen zu testen – obwohl es bei der Studie ja darum ging, festzustellen, in welchem Ausmass die Impfung Infektionen mit Sars-CoV-2 verhinderte.
- Der Impfstoff wurde nicht richtig gelagert.
- Mögliche (auch schwere) Nebenwirkungen wurden nicht sofort untersucht.
Obwohl die US-Behörde FDA über die Zustände informiert wurde, fand keine Kontrolle vor Ort statt. Pfizer habe die Vertragsfirma – in Kenntnis der Probleme – sogar für weitere Studien an Kindern und Schwangeren engagiert. So weit der Bericht im «BMJ», der vor der Veröffentlichung durch externe Gutachter geprüft worden war.
Aufgrund dieses Berichts zogen einige Menschen den Schluss, die Impfstudie von Pfizer/Biontech sei als Ganze nicht vertrauenswürdig. Doch die gefälschten Daten bezogen sich laut dem Bericht lediglich auf einen sehr kleinen Anteil der Studienteilnehmenden. Gegenüber dem «Science Media Center» ordneten Fachleute die Vorkommnisse als korrektur- und kontrollbedürftig ein, aber nicht als ausreichend, um die gesamte Studie oder die Studienresultate in Frage zu stellen.
Damit war die Geschichte aber noch nicht zu Ende. Denn auch Facebook spielte eine relevante Rolle.
Fragwürdige Rolle von Facebook
Als Leser den «BMJ»-Artikel über Social-Media-Kanäle teilen wollten, war das entweder nicht möglich, oder sie erhielten von Facebook Meldungen, dass es sich bei dem «BMJ»-Bericht um falsche oder teilweise falsche Informationen handle.
Facebook verwies auf «unabhängige Faktenchecker», die den Artikel im «BMJ» als «Falschmeldung» und als «fehlerhaft» taxiert hatten, und warnte davor, dass die Informationen in dem Artikel «Menschen in die Irre führen könnten». Dieser «Faktencheck» wurde im Auftrag von Facebook (das neu «Meta» heisst) durchgeführt.
«Inkompetent und unverantwortlich»
In einem offenen Brief an Mark Zuckerberg beschwert sich die Chefredaktion des «BMJ» nun über das Vorgehen von Facebook: «Wir finden den ‹Faktencheck› ungenau, inkompetent und unverantwortlich.» Nichts am Artikel im «BMJ» sei falsch, dennoch weigere sich die Firma, die den «Faktencheck» vorgenommen habe, ihre haltlosen Behauptungen zu korrigieren. «Wir wissen, dass wir nicht der einzige Anbieter von qualitativ hoher Information sind, der von der Inkompetenz von Metas System der Faktenchecks betroffen ist», heisst es in dem Brief.
«Fakten zu prüfen, ist seit Jahrzehnten ein fester Bestandteil des guten Journalismus», schreiben die derzeitige Chefredaktorin und der designierte Chefredaktor des «BMJ». Beide fordern Mark Zuckerberg auf, schnell zu handeln und seinen Ansatz von Faktenchecks zu überdenken.
Eigentlich müssten jedem Faktenchecker das «BMJ» und seine Arbeitsweise bekannt sein. Auch die Cochrane-Wissenschaftsvereinigung sollte Faktencheckern geläufig sein. Sie fasst relevante Studien zu allen möglichen medizinischen Themen zusammen und wird dafür weltweit geschätzt – Instagram aber, das zu Meta gehört, bezichtigte Cochrane kürzlich der Falschinformation.
Dass es sich lohnen könnte, wenn die Faktenchecker auch einmal Politiker oder behördennahe Experten unter die Lupe nehmen würden, zeigt der Blog eines deutschen Arztes: Er führt diverse Beispiele an, wie der neue deutsche Gesundheitsminister Karl Lauterbach Studienresultate falsch wiedergab oder eigenwillig interpretierte. Dennoch liessen die Social Media und die Faktenchecker Lauterbach schalten und walten.
Ansteckungen vor allem in geschlossenen Räumen
upg. Zu den häufigsten Ansteckungen kommt es, wenn sich viele Menschen in geschlossenen Räumen nahekommen, vor allem wenn noch viel geredet, gesungen oder gejubelt wird. Der unterschiedliche Nutzen verschiedener Klima- und Lüftungsanlagen ist noch wenig erforscht.
Weiter kommt es wesentlich darauf an, wie lange und wie nahe man sich in der Nähe von Ansteckenden aufhält.
Häufiges Lüften reduziert das Risiko in solchen Innenräumen. Auch Masken reduzieren das Risiko. [In schlecht belüfteten Innenräumen sind FFP2-Masken, die überall gut anliegen, sicherer als chirurgische Masken.]
Im Freien dagegen, vor allem wenn es noch etwas windet, ist es äusserst unwahrscheinlich, sich mit dem Virus anzustecken.
Achtung: Auch Geimpfte können ansteckend sein. Deshalb sollten auch Geimpfte in Innenräumen, wo sich viele Personen aufhalten, Masken tragen und Distanz halten. Und auch Geimpfte sollten sich testen lassen, wenn sie Personen mit Risikofaktoren besuchen.
Regelmässige körperliche Bewegung und ein gesunder Lebensstil sorgen dafür, dass das körpereigene Abwehrsystem besser schützt.
(Nach aktuellem Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse.)
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.
Mitnichten der einzige Beitrag der komplett falsch geflaggt wurde vom Ministry of Truth.
Ich wurde 24h gesperrt wegen postens einer PEER REVIEWED U N D VERÖFFENTLICHTEN STUDIE!! Die Studie kam im European Journal of Immunology heraus und war für Facebook wohl zuwenig auf Linie mit dem Narrativ. Absolute Frechheit wie die (dann noch im Namen der „Wissenschaft“!) mit sauberen wissenschaftlichen Studien umgehen – hätte nie zu wagen geträumt dass ich sowas noch mal erlebe.
Laut einer Studie von Forbes, veröffentlicht im Nature: Human Behavior, “Facebook ist bei weitem der schlimmste Täter, wenn es um die Verbreitung von Fake News geht. Schlimmer als Google. Schlimmer als Twitter. Und schlimmer als Webmail-Anbieter wie AOL, Yahoo! und Gmail.» (freie Übersetzung von mir).
Niemand nimmt sich jedoch Zeit, solche Studien zu verbreiten, nur ganz wenige interessieren sich dafür. Das breite Volk glaubt alles, was auf Facebook zu lesen ist. Es ist deshalb sehr willkommen, dass sich Infosperber dafür interessiert!
Wieder ein Text zu Covid-19, den ich in unseren Leitmedien nie lese. Kritik an Pfizer könnte ja als impfkritisch ausgelegt werden. Da lässt mam lieber die Finger davon, und bringt stattdessen alles, was das Boostern boostet. Beispiel Blick vom heute. Frontschlagzeile: «Booster schützt 25 mal mehr vor Omikron». Einzige Quelle: Die immer wieder mal befragte Schweiz-Chefin von Pfizer. Vermutlich bezieht sich dieser Faktor bloss auf die Zahl der Antikörper auf dem Booster-Hoch im Vergleich zu dem eines Uralt-Geimpften. Was das konkret für den Impf-Schutz bedeutet, wäre auch noch eine Frage wert. Doch der Blick will alle diese Details gar nicht genau wissen. Schlagzeile genügt. Da lob ich mir den Infosperber.
««Fakten zu prüfen, ist seit Jahrzehnten ein fester Bestandteil des guten Journalismus», schreiben die derzeitige Chefredaktorin und der designierte Chefredaktor des «BMJ». Beide fordern Mark Zuckerberg auf, schnell zu handeln und seinen Ansatz von Faktenchecks zu überdenken.»
Facebook ist aber eine Austauschplattform und keine Zeitung. Es geht hier ja gerade nicht um Journalismus. Facebook zensuriert, weil es zu den Wirtschaftsmächtigen gehört, bzw. sich keine Konfrontation erlauben kann. Wenn Illegales gepostet würde, was mir auf facebook noch nie begegnet ist, muss es einen rechtlichen Weg dagegen geben.
Das ist nicht korrekt. Das Schweizer Strafgesetzbuch und auch das Zivilgesetzbuch verbieten das VERBREITEN von rechtswidrigen Inhalten. Es spielt keine Rolle, ob die Inhalte von JournalistInnen oder von irgendjemandem stammen. Ehrverletzende Formulierungen gegenüber Personen oder Unternehmen sind rechtswidrig. Auch nicht ehrverletzende, aber falsche Tatsachen-Darstellungen können gegen das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb verstossen.
Nur in den USA werden Social Media lediglich als technische Verbeiter behandelt, wobei Facebook & Co unterdessen doch in die Inhalte eingreifen.
Einzig den Werbetreibenden ist es leider erlaubt, die KonsumentInnen mit Unwahrheiten und Halbwahrheiten einzudecken, weil angeblich alle Leute zwischen Werbung und Nicht-Werbung unterscheiden können.
Auf Facebook & Co werden regelmässig Inhalte verbreitet, die nach Schweizer Recht rechtswidrig, also illegal sind. Das Problem: Der Rechtsweg ist für betroffene Personen praktisch ausgeschlossen, weil man eine Klage am Firmensitz einreichen müsste. Es sind Bestrebungen im Gange, von diesen Konzernen einen Rechtssitz in der Schweiz zu verlangen. Aber bisher konnten sich die Konzerne mit Erfolg dagegen wehren.
Bei den «Faktencheckern», auf die sich Facebook/Meta im vorliegenden Fall beruft, handelt es sich um «leadstories.com». Ich staune schon ein wenig, wie amateurhaft ein Unternehmen von der Grösse und Bedeutung Metas bei der Auswahl seiner Quellen vorgeht. Jedem durchschnittlich erfahrenen Journalisten fällt doch sofort auf, dass LeadStories nicht in erster Linie der Wahrheit, sondern der Aufmerksamkeit verpflichtet ist. Aber vielleicht liegt genau da der Hund begraben. Meta ist ein riesiges junges Team von ambitionierten Mitarbeitern. Die haben wohl von Journalismus schlicht keine Ahnung.