Alle Jahre wieder…
«Ich muss lachen.» Das schreibt ein ehemaliger Detailhandels-Manager als Reaktion auf den Artikel «Das Gegenteil von Journalismus». Darin kritisierte Infosperber die Tageszeitungen Bund und Berner Zeitung. Denn statt zu recherchieren, hatten sie bei Ladeninhabern eine Umfrage zum Weihnachtsgeschäft durchgeführt. Fazit: Alles hervorragend!
Der Infosperber-Leser schreibt: «Schon vor 40 Jahren habe ich auf die Frage zum Weihnachtsgeschäft geantwortet: ‹Es läuft hervorragend. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Feiertage an den Wochenenden sind oder unter der Woche. Man gönnt sich und den Lieben etwas.› Auf die Frage, was denn so laufe: ‹Die neuen Elektronikspiele für Kinder und Jugendliche, neue Fernsehgeräte und Tonanlagen für die Erwachsenen. Auffällig: Man kauft sehr gezielt. Holzspielsachen verdrängen Plastik. Und man kauft nicht einfach drauflos, sondern gezielt nachhaltig, damit nichts verstaubt und dann weggeworfen wird. Selbstverständlich sind exotische Früchte sowie Lachs und Fondue chinoise Trumpf. Aber man achtet vermehrt darauf, einheimische Produkte zu kaufen.›»
Das habe er 30 Jahre lang so erzählt. «Und ich würde es immer noch so sagen», erklärt er, «ohne Zahlen zu nennen.» Er macht nur eine Einschränkung: «Ich dürfte nicht mehr von Super-Mario sprechen, sondern müsste Spielkonsolen erwähnen.»
Bei den Umfragen zu den Schneeverhältnissen sei es, so der Detailhandels-Manager, genau gleich. Und in der Tat. Trotz 48-stündigen Regens berichtete die Berner Zeitung an Heiligabend: «Die Skipisten sind in nassem, aber tadellosem Zustand.» Die Schneeverhältnisse seien «inklusive der Talabfahrten bestens.» Die Mediensprecherin der Jungfrau-Region durfte sagen: «Ab dem Wochenende sind alle Bahnen geöffnet und ebenfalls alle Pisten inklusive der Talabfahrten.»
Und wie sah es an Heiligabend tatsächlich aus? Nur ein Drittel der Pisten war offen, immerhin zwei Drittel der Bahnen, doch der Pistenzustand war nur «fahrbar». Auch in Zermatt war nur ein Drittel der Pisten offen, in Klosters-Davos sogar nur ein Viertel (siehe Bild oben).
Der Infosperber-Leser sagt: «Journalisten könnten glatt auf solche Umfragen verzichten. Das wäre ehrlicher. Und es würde die Mediensprecher nicht zum Lügen verführen. Denn wenn sie nicht lügen, verlieren sie ihre Jobs.»
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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Seit es Werbung gibt, verschiebt sich die Wahrheit mehr und mehr dorthin. Und mehr und mehr gibt es Werbung. Und fast alle wollen ihr glauben. Die Ökonomisierung der letzten 100 Jahre des westlichen Lebens frisst Tatsachen und kreiert Welten bis sie zu heiss werden.
Na ja, als Skilehrer bin ich täglich in Davos-Klosters unterwegs. Die DKB macht Unglaubliches möglich, auch wenn es auf technischem Schnee ist. Für mich sind es Superpisten und auch die Talabfahrten Klosters und Davos sind sehr gut! Es ist logischerweise nicht alles offen, aber ich habe keine Wartezeiten und viele glückliche Wintersportler erlebt. Und heute hatten wir Davoser-Farben: Blauer Himmel, Gelbe Sonne und Weisser Schnee. Was will man mehr?
Die Betreiber der Skigebiete geben sich in der Tat alle Mühe. Aber wenn sie behaupten, alle Pisten seien offen, obwohl nur ein Drittel tatsächlich offen ist, dann informieren sie falsch. Und gewisse Zeitungen geben diese Falschinformationen weiter, ohne sie zu kontrolliern. Genau das kritisiert Infosperber.