Was Anthony Fauci öffentlich sagte – und was er verschwieg
«Die proximale Herkunft von SARS-CoV-2» sei einer der einflussreichsten wissenschaftlichen Artikel der Geschichte, schreibt die Plattform «U.S. Right to Know», die sich der «Wahrheit und Transparenz in der öffentlichen Gesundheit» verschrieben hat. In einer Zeitschiene zeigt sie die zweifelhaften Vorkommnisse im Vorfeld der Covid-Pandemie auf.
Im Februar 2020 – rund einen Monat bevor die Pandemie ausgerufen wurde – versuchten fünf Top-Virologen dem Geheimnis des sich rasch ausbreitenden Corona Virus auf die Spur zu kommen. Im März 2020 publizierten sie ihre Erkenntnisse in einem Leserbrief im Magazin «Nature Medicine». Ihre Schlussfolgerung: «Wir glauben nicht, dass irgendein Labor-basiertes Szenario plausibel ist.»
Dieser Artikel war deshalb so wichtig, weil er Medien, das Parlament in Washington und zahlreiche Experten für ansteckende Krankheiten davon abhielt, sich die Labors im Epizentrum der Pandemie im chinesischen Wuhan genauer anzusehen. Insbesondere das Wuhan Institut für Virologie, das weitum bekannt ist für seine Forschung an SARS-ähnlichen Corona Viren, auch für sogenannte Gain-of-Function Forschung, was so viel heisst wie Zugewinn neuer Eigenschaften.
Es dauerte 15 Monate und benötigte ein Gerichtsverfahren unter dem «Freedom of Information Act», um öffentlich zu machen, dass jeder der fünf Autoren privat durchaus Bedenken geäussert hatte, was die Herstellung von oder die Vorräte an neuartigen Corona Viren im Wuhan Institut anging.
Interessenkonflikte verschwiegen
Nicht eben Vertrauen schaffte eine geheime Telefonkonferenz, organisiert von Jeremy Farrar, Direktor des Wellcome Trust – nach der Bill und Melinda Gates Stiftung die weltweit zweitgrösste Stiftung, die Forschung fördert «um die Gesundheit von Mensch und Tier zu verbessern». An diesem Geheimgespräch wurde festgelegt, wie der Sachverhalt in den ersten Entwürfen des Artikels dargelegt werden sollte. Zudem wurden Interessenskonflikte verschiedener Autoren verschwiegen.
Zwei der Autoren hatten nämlich mit dem Wuhan Institut oder seinem amerikanischen Partner, EcoHealth Alliance, zusammengearbeitet. Ein anderer Virologe, der die zentralen Ideen des Artikels formulierte, ohne als Autor genannt zu werden, war bekannt für umstrittene Virus-Konstruktionen.
An der Telefonkonferenz für «Rat und Führung» und ebenfalls ohne öffentlich gemacht zu werden, nahmen auch der Direktor des Nationalen Gesundheitsinstituts (NIH) Francis Collins sowie der Direktor des zugehörigen Instituts für Allergie und ansteckende Krankheiten (NIAID) Anthony Fauci teil. Das NIAID gewährte sogar finanzielle Zuschüsse an das Wuhan Institut für Virologie, was Anthony Fauci spätestens im Januar 2020 wusste.
Die enge Vernetzung der Wissenschaftler mit der Forschung des Wuhan Instituts an neuartigen Corona Viren lässt Zweifel an der Kernaussage ihres Artikels aufkommen: Dass SARS-CoV-2 nicht habe künstlich hergestellt werden können, weil es eben neuartig sei.
Der Direktor einer steinreichen Stiftung nimmt Einfluss auf die WHO
Wellcome Trust-Direktor Farrar liess verlauten, dass auch die Untätigkeit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) den Anstoss für den wegweisenden Artikel über die proximale Herkunft des Virus gegeben habe. Allerdings zeigen geheim gehaltene E-Mails, dass Farrar sowohl auf den Artikel wie auch auf die WHO Einfluss genommen hatte.
Die Zeitschiene, die «U.S. Right to Know» erstellt hat, schöpft aus verschiedenen Quellen, um die Geschichte eines enorm einflussreichen Artikels auszuleuchten, der weltweit über 2’500 Mal zitiert worden ist.
27. Januar 2020: Fauci erfährt, dass das NIAID, dessen Direktor er ist, das Wuhan Institut für Virologie mit Zuschüssen finanziert.
31. Januar 2020: Fauci und Virologe Andersen (der ebenfalls Gelder vom NIAID erhält) unterhalten sich privat. Vier Virologen, darunter drei Autoren des Artikels – Andersen, Holmes und Garry – befanden das Virus als «nicht übereinstimmend mit Erwartungen der Evolutionstheorie».
1. Februar 2020: Farrar organisiert eine geheime Telefonkonferenz zwischen den Virologen und dem NIH. Gleichzeitig versucht Fauci mehr darüber herauszufinden, welche Projekte des Wuhan Instituts vom NIAID finanziert werden.
2. Februar 2020: Die Virologen tauschen sich aus. Mehrere neigen zu einer Labor-Herkunft. Garry sagte, er könne nicht verstehen wie SARS-CoV-2 sich auf natürliche Weise herausgebildet haben könne, nachdem er es mit RaTG13 (ein anderes Coronavirus, das Fledermäuse befällt und das Sars-CoV-2 genetisch zu 96 Prozent ähnlich ist) verglichen hatte.
4. Februar 2020: Ein Entwurf wird zirkuliert. Andersen verwirft die Idee eines menschengemachten Virus als «Spinnerei» und schlägt die Formulierung «konsistent mit natürlicher Evolution» vor.
17. April 2020: Fauci sagt Journalisten gegenüber, COVID-19 ist «total konsistent mit dem Überspringen von einer Tierspezies auf Menschen» und zitiert den Artikel.
19. August 2020: Collins und Fauci diskutierten über die Labor-Theorie und darüber, die Zuschüsse an die EcoHealth Alliance zu streichen. Acht Tage später gewährt das NIAID der EcoHealth Alliance und Andersens Labor neue Zuschüsse aus einem Fördertopf mit rund 82 Millionen Dollar für fünf Jahre.
31. Juli 2022: Neue Einträge in eine NIH Datenbank deuten auf eine Beziehung zwischen Holmes (Mitautor des Artikels) und dem Wuhan Institut für Virologie hin, einschliesslich Forschung an RaTG13.
Viele Stellen in den Dokumenten, anhand derer sich diese Vorgänge rekonstruieren lassen, sind geschwärzt worden. Und weitere Dokumente, die wichtige Hinweise liefern könnten, werden von den Beteiligten noch unter Verschluss gehalten.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.
Wes Brot ich ess, des Lied ich sing.
Jacques Schiltknecht
Julian Assange sitzt seit Jahren im Gefängnis, die Teilnehmer der im Artikel beschriebenen Telefonkonferenz vom 1. Februar 2020 nicht. Mehr braucht man über den Zustand der westlichen «Wertegemeinschaft» und ihrer «Demokratien» nicht zu wissen.
Ich finde es erstaunlich, dass es den amerikanischen Wissenschaftlern nicht gelingt, die geheimsten Geheimtelefonate und Geheimmails nicht geheim zu halten. Wirklich sehr sonderbar.
@ Hrn. Lerch: Die Wissenschaftler hätten diese E-Mails natürlich selbst schon viel früher freiwillig publik machen können. Das geschah aber nicht. Nun werden sie halt mit Hilfe des «Freedom of Information Act» publik.