Sperberauge

Übersterblichkeit – und die Behörde sieht nur halb hin

Werner Vontobel © zvg

Werner Vontobel /  Schottland untersucht die Übersterblichkeit von Neugeborenen. Eine wichtige Frage – der Impfstatus der Mütter – wird ausgeklammert.

In Schottland sterben seit einiger Zeit viel mehr Neugeborene als normal. Deshalb hat die schottische Regierung jetzt einer nationalen Gesundheitsbehörde (Health-Care Improvement Scotland), den Auftrag erteilt, die Gründe für diesen Anstieg zu ermitteln. Die entsprechende Medienmitteilung ist relativ dürr. Sie erwähnt einen «signifikanten Anstieg der Neugeborenen-Sterblichkeit in ganz Schottland in den Jahren 2020 und 2021». Ferner erfährt man, dass eine Expertengruppe eingesetzt worden ist, und wer diese präsidiert.

Einige schottische Medien haben nachgefragt. So hat etwa die BBC erfahren, dass die langjährige durchschnittliche Sterblichkeit von Babys in den ersten vier Wochen nach der Geburt bei zwei pro 1000 Geburten lag und 2020 auf 3,1 gestiegen ist. 2021 betrug sie sogar 3,9 pro 1000 Geburten. Gemäss der Neonatal-Medizinerin Sarah Stock von der University of Edinburgh könne ein Zusammenhang mit Covid ausgeschlossen werden. 

Auch die Tageszeitung «Scotsman» fragte bei Sarah Stock nach und erfuhr: «Was wir sicher wissen, ist, dass es nicht mit Covid zu tun hat. Covid-Infektionen bei Babys sind zum Glück sehr, sehr selten.»

«Könnte das Vertrauen in die Impfung gefährden»

«The Herald» wollte es noch genauer wissen und fragte bei der zuständigen Gesundheitsbehörde Public Health Scotland (PHS)  nach, ob denn vielleicht die Impfstoffe ein Grund für die hohe Sterblichkeit sein könnten. Die Antwort stand schon im Titel: «Impfstoffe kommen als Grund für hohe Baby-Sterblichkeit nicht in Frage.» (Vaccines ruled out in neonatal death spike). Doch diesen Titel hat vermutlich nicht die Herald-Journalistin Helen McArdle gesetzt. Diese bohrte nämlich nach und wollte von PHS wissen, worauf diese Aussage beruhe. Die Antwort: Es gibt keinen plausiblen Grund für einen Zusammenhang zwischen der Neugeborenen-Sterblichkeit und der Impfung.

McArdle gab sich damit nicht zufrieden, erzwang mit Hilfe des «Freedom of Information Act» die Herausgabe von internen Dokumenten – und fand ihre Vermutung bestätigt. In einer E-Mail vom 24. November 2021 stand etwa: «Wir haben nicht vor, den Impfstatus der Mütter zu überprüfen, da es vom Gesichtspunkt der öffentlichen Gesundheit dazu keinen Grund gibt.» Und an anderer Stelle konnte man lesen: «Das Ergebnis einer solchen Analyse wäre nicht nur für die öffentliche Gesundheit unerheblich, sondern hätte in dieser kritischen Zeit auch noch das Potential, das Vertrauen in die Impfung zu gefährden.» 

Mit anderen Worten: Wir wissen, dass die Impfung sowieso nützlich ist, deshalb wollen wir gar nicht fragen, ob sie allenfalls auch schädlich sein könnte. Oder: Wir ahnen die Gründe für die erhöhte Sterblichkeit der Kinder sowieso schon, darum brauchen wir nicht nach allem Möglichen zu fahnden. Letzteres allerdings würde dem Zweck der Untersuchung widersprechen, bei der es darum gehen soll, zugrunde liegende Ursachen mit Blick auf klinische und systemische Probleme zu ermitteln.

Höhere Neugeborenen-Sterblichkeit nach Covid-Erkrankung der Mutter

Umgekehrt ist auch nicht bewiesen, dass die Impfung tatsächlich die Säuglingssterblichkeit erhöht. McArdle weist in ihrem Text auf widersprüchliche Signale hin: Etwa darauf, dass die Sterblichkeit schon im Jahr 2000 höher war, also noch vor der Impfkampagne. Zudem war das Sterberisiko in denjenigen Spitälern besonders hoch, in denen es in den Geburtsabteilungen an Personal fehlte.

Anderseits fällt auch auf, dass die beiden Spitzenwerte bei der Neugeborenen-Sterblichkeit jeweils etwa mit drei Monaten Verzögerung eintraten, nachdem die zweite und dritte Impfung von Schwangeren ihre jeweiligen Höhepunkte erreichten. 

Eine weitere von McArdle zitierte Auswertung von Baby-Todesfällen in Schottland zeigt, dass die Wahrscheinlichkeit eines Todesfalls mit 6,1 pro 1000 Geburten dann besonders hoch war, wenn die Mütter in den letzten 28 Tagen vor der Geburt geimpft wurden. Auf der anderen Seite war das Risiko bei Müttern, die innerhalb von 28 Tagen vor der Geburt mit Covid infiziert worden sind, mit 13,1 pro 1000 gut doppelt so hoch. Diese Daten zeigen jedoch auch, dass der Impfstatus der Mütter offenbar doch bekannt ist – und das wiederum weckt den Verdacht, dass PHS diese Daten deshalb nicht auswerten wollte, weil dadurch womöglich das Vertrauen in die Impfung beeinträchtigt worden wäre.

Da wird eine Behörde damit beauftragt, die Gründe für die zunehmende Säuglingssterblichkeit zu finden. Doch sie weigert sich, den Impfstatus der Mütter zu erfassen. Auch wenn sich herausstellen sollte, dass die deutlich erhöhte Säuglingssterblichkeit vor allem mit desolaten Verhältnissen im schottischen Gesundheitswesen zu tun hat, dürfte der – vorhandene oder nicht-vorhandene – Zusammenhang mit der Covid-Impfung einen erheblichen Teil der Bevölkerung interessieren.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine
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3 Meinungen

  • am 1.11.2022 um 09:14 Uhr
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    Ich bin immer kritisch gegenüber Statistiken. Beispiel: die neuste Vox-Analyse zur Parteistärke. Alle Aussagen (z.B.ParteiX + 0,5%) liegen im Fehlerbereich von 2%. Es könnte also auch minus 0.5% sein… Aber jetzt zu Schottland. Warum nur in Schottland? Wie sieht das in anderen Ländern aus? Da möchte ich doch mehr Zahlen sehen. Und vielleicht liegen ganz andere Gründe vor, die zu diesen Abweichungen geführt haben. Hausgeburten? Spitalgeburten? Was waren die Resultate der med. Untersuchungen nach den Tod? Der sattsam bekannte Spruch «Glaube nie einer Statistik, die du nicht selber verfälscht hast» hat eben schon etwas an sich…

    • am 2.11.2022 um 14:15 Uhr
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      Natürlich kommen auch andere Gründe in Frage, aber vorsätzliche Intransparenz ist nicht eine vertrauensbildende Massnahme.
      Es gibt nicht nur die Neugeborenen, bei welchen die Sterblichkeit zugenommen hat, in der Schweiz haben wir zum Beispiel eine Übersterblichkeit von ca. 3000 Fällen für die es scheinbar auch keine Erklärung gibt und auch hier wurde der Impfstatus nicht abgeklärt, oder zumindest nicht veröffentlicht.
      In der Corona-Geschichte wurde soviel gelogen und hinters Licht geführt, dass es mich nicht wundern würde, wenn dies weitergehen würde.

  • am 2.11.2022 um 15:08 Uhr
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    Es gibt ja zur Zeit auch in der Schweiz unter älteren Menschen eine Übersterblichkeit, die man sich nicht erklären kann. Panik wäre fehl am Platz, seriöse Forschung hingegen nicht. Dazu gehört, wie Robert Bleuler oben schon erwähnt hat, der Blick auf andere Länder. Tritt der Effekt dort auch auf?

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