Nesquik Frühstücksgetreide Nutriscore A

Seit Nestlé auf seinen Produkten den Nutri-Score aufdruckt, haben die Frühstücksflocken weniger Zucker und mehr Ballaststoffe. © Nestlé

So sorgt der Nutri-Score für gesündere Pouletsticks

Esther Diener-Morscher /  Die Migros schafft den Nutri-Score ab. Der Nutzen sei zu gering. Doch die Nährwert-Ampel sorgt für gesündere Produkte.

Eigentlich wollte die Migros vor drei Jahren den Nutri-Score auf allen Produkten aufdrucken, die sie selber herstellt. Doch dann kam vor vier Monaten die abrupte Kehrtwende: Der Nutri-Score wird – kaum richtig eingeführt – schon wieder abgeschafft.

Die Migros begründet das damit, «dass der Nutzen im Verhältnis zu den hohen Kosten zu gering» sei. So hoch können die Kosten allerdings nicht sein. Denn die Verwendung des Nutri-Score-Logos ist gratis.

Und der Nutzen ist – zumindest für die Konsumenten – gross. In Frankreich zeigt eine Studie der französischen Konsumentenschutzorganisation UFC-Que Choisir, dass der Nutri-Score insbesondere in den Kategorien Müesliriegel, Biskuits und Frühstücksflocken zu erheblich gesünderen Rezepturen geführt hat.

Das «Rezept» für einen besseren Nutri-Score ist einfach: Die Hersteller fügen weniger Salz, weniger gesättigte Fettsäuren und bei Süssigkeiten auch weniger Zucker hinzu. Dafür erhöhen sie den Anteil an Ballaststoffen und an Eiweiss.

Die französische Detailhandelskette Carrefour hat mittlerweile auf allen Classic-Eigenmarken-Produkten den Nutri-Score aufgedruckt. Und viele davon haben ein A, weil Carrefour die Rezepte angepasst hat.

Zum Beispiel Selleriesalat: Beim Carrefour-Produkt (links) ist die Sauce nur halb so fett wie beim Selleriesalat, den es in der Schweiz bei Coop und Migros zu kaufen gibt. Wäre der Nutri-Score aufgedruckt, hätte der Migros-Salat ein C – statt eines A wie das Carrefour-Produkt.

Selleriesalat

Ein weiteres Beispiel ist Zwieback: Der Carrefour-Zwieback hat gesünderes Fett und kein Salz. Daher ist er mit A bewertet. Der Coop-Eigenmarken-Zwieback würde nur B erreichen.

Zwieback

Auch bei den panierten Pouletsticks haben es die Hersteller in Frankreich geschafft, ein grünes A zu erreichen: Sie haben gesünderes Fett und weniger Salz verwendet. Die Prix-Garantie-Pouletsticks hätten nur ein B.

Pouletsticks

Ein weiteres Beispiel sind Kartoffelstock-Flocken: Der Carrefour-Kartoffelstock hat beim Nutri-Score eine A-Bewertung, der Budget-Kartoffelstock von der Migros nur ein C. Er enthält weniger Eiweiss und Ballaststoffe.

Zweimal Ratatouille in der Büchse: Das Carrefour-Produkt erreicht A. Das Coop-Produkt käme hingegen nur auf ein B. Es enthält mehr Salz und ist deshalb schlechter bewertet.

Ratatouille

Entgegen der Meinung der Migros hat der Nutri-Score für die Kunden durchaus einen Nutzen: Er liefert die Informationen, welche die Kunden benötigen, um ein gesünder zusammengesetztes Produkt zu kaufen zu können. Und die Produzenten bemühen sich, mit anderen Zusammensetzungen bessere Werte zu erzielen.

Der Bund empfiehlt den Lebensmittelherstellern den Nutri-Score. Migros und Coop ignorieren diese Empfehlung. Coop hat den Nutri-Score gar nie eingeführt. Dafür ein Umweltschutz-Logo, das dem Nutri-Score zum Verwechseln ähnlich sieht.

Aldi und Lidl hingegen drucken den Nutri-Score auf ihren Eigenmarken-Produkten ab.

Derzeit streiten sich die Länder der EU, ob der Aufdruck des Nutri-Scores obligatorisch werden soll. In der Schweiz gibt es jedoch gegenteilige Bestrebungen. Hier ist ein Vorstoss hängig, wonach der Nutri-Score freiwillig bleiben soll.

Das sagt der Nutri-Score aus

Der Nutri-Score zeigt auf einer Skala von A bis E und den Farben grün bis rot, wie ausgewogen Lebensmittel sind. Negativ ins Gewicht fallen ein hoher Energiegehalt, viel Zucker, gesättigte Fettsäuren und Salz. Einen positiven Einfluss haben Ballaststoffe, Eiweiss, Gemüse, Früchte, Nüsse, Hülsenfrüchte und gewisse Öle.

Je nach Zusammensetzung eines Produkts ergibt sich ein Nutri-Score zwischen A und E.

Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine
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