Affen hören nichts

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Weniger freie Betten auf Intensivstationen als während Corona

Urs P. Gasche /  In Deutschland ist die Belegung auf Intensivstationen laufend bekannt. Die Behörden in der Schweiz wollen es nicht mehr wissen.

In Deutschland fällt auf, dass in diesen Monaten weniger Intensivbetten leer stehen als während der ganzen Corona-Zeit. Mit «freien Betten» sind in Deutschland ausdrücklich Betten gemeint, die betriebsbereit sind. Unter «Notfallreserve» versteht das Robert-Koch-Institut zusätzliche Intensivbetten, die innerhalb von sieben Tagen aktiviert werden können (siehe Grafik unten). 

Die deutschen Spitäler müssen die Zahl der besetzten, der freien und der Notfall-Betten jeden Tag weiterhin dem DIVI-Intensivregister melden. Das DIVI ist ein Kooperationsprojekt zwischen dem RKI und der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin.

Während der Corona-Epidemie wurden Intensivbetten in den meisten Spitälern aufgestockt, was für Spitäler eine Herausforderung war. Doch Intensivbetten standen stets genügend zur Verfügung. Sowohl in Deutschland als auch in der Schweiz standen landesweit immer mehr als 10 Prozent aller Intensivbetten leer. Dies entspricht der auch in normalen Zeiten angestrebten Reserve. In Deutschland gibt es heute sogar weniger freie Betten als damals.

In der Schweiz hat der Bundesrat die Covid-Verordnung aufgehoben und damit auch das Erfassen der Intensivbetten-Statistik. Das jetzt zuständige Bundesamt für Bevölkerungsschutz schreibt Infosperber: «Die Erhebung wurde nach Entspannung der Situation im Mai 2023 wieder eingestellt, in Absprache mit dem BAG, der Schweizerischen Gesundheitsdirektorenkonferenz GDK und dem Spitalverband H+. Bei einer Verschärfung der Lage kann die Meldepflicht wieder reaktiviert werden.»

Als Folge davon kann heute niemand sagen, wie es um die schweizweite Auslastung der Intensivstationen steht. 

Anders in Deutschland: Dort wissen Fachleute, Behörden und die Öffentlichkeit beispielsweise, wie viele Corona-Fälle noch heute auf einer Intensivstation liegen. Deutschland zählt jedoch nicht mehr – wie während der Pandemie – einfach alle auf Corona positiv Getesteten als «Corona-Fälle». Damals wurden auch solche wegen Unfällen oder anderen Erkrankungen Eingelieferte als «Corona-Fälle» in die Statistik aufgenommen, sofern ein PCR-Test positiv ausfiel. Das war auch in der Schweiz so. Infosperber hatte darüber informiert (hier oder hier).

Heute nimmt Deutschland nur noch Patientinnen und Patienten als «Corona-Fälle» in die Statistik auf, wenn ihre Hauptdiagnose eine schwere akute respiratorische Infektion ist und sie zusätzlich eine Covid-Diagnose haben.

241120 D Intensivbettenbelegung


Auslastung der Intensivstationen während der Corona-Epidemie in der Schweiz

Auslastung Intensivbetten Schweiz
Während der ganzen Epidemie waren schweizweit stets genügend freie Betten vorhanden.


In Deutschland waren während der Corona-Epidemie viel mehr Intensivbetten belegt als in der Schweiz

In der Schweiz waren während der Corona-Zeit maximal rund 800 Intensivbetten belegt, in Deutschland maximal etwa 19’000 (siehe Grafiken oben). Unter Berücksichtigung der Einwohnerzahl hätte die Schweiz 2000 belegte Intensivbetten aufweisen müssen, um das Niveau in Deutschland zu erreichen. Also mehr als doppelt so viele.

Deutschland standen vor der Corona-Krise allerdings auch fast doppelt so viele Intensivbetten zur Verfügung als der Schweiz – sogar mehr als viermal so viele wie in Norwegen oder Dänemark (Quelle: Hans-Böckler-Stiftung).

Wenn es um eine optimale Versorgung, um die Kosten und um eine künftige Pandemie geht, sollten solche gewaltigen Unterschiede zu öffentlichen Debatten führen.

Die Schweiz verzichtet lieber auf die Statistik…


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine
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