Sperberauge

Onkologe attackiert Berufskollegen

Urs P. Gasche © Peter Mosimann

upg /  Brustkrebs-Screening: Ein Professor wirft einem Onkologen «unsachgemässes Pamphlet» vor und will ihn absetzen.

Das kommt selten vor unter Ärzten. Normalerweise verteidigen sie ihre Berufskollegen sogar wider besseres Wissen. Das gehört zu den Standesregeln.
Doch jetzt ist Onkologie-Professor Martin Fey ausgerastet wegen des emotionalisierten Themas «Früherkennung von Brustkrebs». Seinem Bülacher Onkologie-Kollegen Jürg Nadig, Präsident der «Schweizerischen Gesellschaft für Medizinische Onkologie» SGMO wirft Fey ein «unsachgemässes Pamphlet» vor. Man müsse sich fragen, ob Nadig als Präsident der SGMO «weise ausgewählt wurde». Es stehe dem Präsidenten einer Fachgesellschaft nicht zu, «seine Position für persönliche Stellungnahmen zu missbrauchen». Fey präzisiert seine Kritik nicht, wie es Gegendarstellungen vorschreiben würden.
Onkologe Martin Fey: «unsachgemässes Pamphlet»

Die kaum kaschierte Forderung nach Absetzung Nadigs als Präsident der SGMO publizierte Martin Fey in der neusten Ausgabe des «Schweizer Krebsbulletin».
Stein des Anstosses ist ein Artikel Nadigs in der vorletzten Ausgabe des «Krebsbulletin». Der Onkologe hatte festgestellt, dass flächendeckende Mammographie-Screeningprogramme «zu keiner nachgewiesenen Lebensverlängerung führen».
Onkologe Jürg Nadig: «Keine nachgewiesene Lebensverlängerung»

Nach Angaben der Krebsliga stirbt zwar eine Frau weniger an Brustkrebs, wenn sich 1000 gesunde Frauen im Laufe von zehn Jahren fünfmal röntgen lassen. Etwa vier der 1000 Frauen werden aber ohne Nutzen gegen Brustkrebs behandelt. Das hat zur Folge, dass wahrscheinlich eine der Frauen zusätzlich an einer andern Todesursache stirbt. Jedenfalls gibt es bis heute keinen wissenschaftlichen Nachweis, dass die Gesamtsterblichkeit der Frauen, die am Screening teilnehmen, abnimmt. Diese Meinung vertritt auch Professor Peter Jüni, Epidemiologe am Institut für Sozial- und Präventivmedizin in Bern.
Erinnerung an die propagierte und bezahlte sogenannte Hormonersatztherapie
Jürg Nadig stellte in seinem Artikel die Frage, ob das Screening aus dem Leistungskatalog der Sozialversicherung zu streichen sei. Er erinnerte an die kassenpflichtige Hormonersatztherapie, die nachweislich Brustkrebs verursachte. Weniger Medizin habe sich in diesem Fall als mehr erwiesen. Wahrscheinlich sei dies auch beim Screening gesunder Frauen der Fall.

Siehe:


  • «Brustkrebs-Screening: Das müssen Frauen unbedingt wissen», Infosperber vom 9.2.2014


Weiterführende Informationen


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine

War dieser Artikel nützlich?
Ja:
Nein:


Infosperber gibt es nur dank unbezahlter Arbeit und Spenden.
Spenden kann man bei den Steuern in Abzug bringen.

Direkt mit Twint oder Bank-App



Spenden


Die Redaktion schliesst den Meinungsaustausch automatisch nach drei Tagen oder hat ihn für diesen Artikel gar nicht ermöglicht.

2 Meinungen

  • Portrait_Pirmin_Meier
    am 19.07.2014 um 12:38 Uhr
    Permalink

    Zähle die Aufmerksamkeit für solche Themen zum Besten bei Infosperber. Da steckt kritisches Potential drin.

Comments are closed.

Ihre Meinung

Lade Eingabefeld...