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Die Verhütungs-Pille können Frauen ununterbrochen schlucken © meix

Monatliche Blutung für den Papst

Barbara Marti /  Frauen können die Verhütungs-Pille laut neuen Vorgaben pausenlos schlucken. Für den Unterbruch gibt es keinen medizinischen Grund.

Die britische «Fakultät der Gynäkologen und Geburtshelfer (FSRH)», die zur britischen Fachgesellschaft Gynäkologie und Geburtshilfe gehört, hält in aktualisierten Richtlinien fest, dass Frauen die Verhütungs-Pille durchgehend schlucken können. Damit haben sie keine Monatsblutung mehr.

Pause mit Blutung
Die Verhütungs-Pille schlucken Frauen in der Regel 21 Tage und setzen dann 7 Tage aus. In dieser Pillen-Pause kommt es zu einer Blutung. Dabei handelt sich um eine Abbruchblutung, die wegen des Entzugs der künstlichen Hormone erfolgt. Es wird also nicht wie bei einer gewöhnlichen Monatsblutung die Gebärmutterschleimhaut abgestossen.

Keine Pause, keine Blutung
Laut einer Studie des britischen Fachgremiums FSRH haben kürzere Pausen oder keine Pause im Vergleich zur Einnahme mit Pause keine Nachteile, sondern eher Vorteile: «Ohne die hormonfreie Zeit fallen auch die Beschwerden, die mit einer Regelblutung verbunden sind, weg», heisst es in der Studie. Und die Langzeiteinnahme erhöhe den Schutz vor einer Schwangerschaft, weil eine vergessene Pille weniger ins Gewicht fällt.

Katholik hoffte auf Akzeptanz
Es gibt unterschiedliche Erklärungen, weshalb Frauen ohne medizinischen Grund jahrzehntelang mit der Verhütungs-Pille eine monatliche Blutung in Kauf nehmen mussten. «Die Pause war dazu gedacht, den normalen Zyklus zu imitieren, damit die Pille besser akzeptiert wird», sagte der Reproduktionsmediziner John Guillebaud dem «Telegraph». Der US-Arzt John Rock, ein gläubiger Katholik und Miterfinder der Verhütungs-Pille, habe gehofft, dass die katholische Kirche ein Verhütungsmittel mit monatlicher Blutung akzeptieren werde.

Medizin nimmt Frauen weniger ernst
Pharmakologin Alice Howarth von der University of Liverpool führt im «Guardian» die Pillen-Pause darauf zurück, dass die Medizin gesundheitliche Probleme von Frauen weniger ernst nimmt. In den sechziger Jahren hatten die Pillen signifikant höhere Hormon-Dosen als die heutigen. Dies hatte zur Folge, dass Frauen Schwangerschaftssymptome zeigten. Deshalb sei damals eine monatliche Pause eingeführt worden, um den Frauen zu zeigen, dass sie nicht schwanger sind, schrieb Howarth.

Doch mittlerweile seien viel weniger Hormone in den Pillen. Trotzdem habe jahrzehntelang niemand die Pause hinterfragt. Stattdessen habe man Frauen weiterhin den unnötigen Blutungen und damit zusammenhängenden Symptomen wie Stimmungsschwankungen, Bauch- und Kopfschmerzen ausgesetzt. Der Grund dafür sei nicht der Papst, sondern ein medizinisches System, das Frauen weniger ernst nehme.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Die Autorin ist Redaktorin und Herausgeberin der Online-Zeitschrift FrauenSicht.

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