Infosperber deckte dies schon lange auf – Misere besteht weiter
Über die steigende oder fallende Zahl der «Hospitalisierten» oder der «Spitaleinweisungen» von Covid-19-Patientinnen und Patienten wird die Öffentlichkeit regelmässig informiert. Doch von Anfang an bedeuteten diese Zahlen nicht etwa, dass alle diese Patienten wegen den Folgen einer Covid-Erkrankung in ein Spital eingeliefert wurden. Vielmehr zählten alle Spitalpatienten mit einem positiven Testresultat dazu – selbst wenn der Covid-Test routinemässig erst im Spital durchgeführt wurde, auch bei Patienten, die wegen eines Beinbruchs, eines Blinddarms oder einer Krebserkrankung ins Spital gekommen waren.
«Covid-Patienten» in Spitälern müssen nicht einmal Krankheitssymptome von Covid-19 aufweisen. Es kann zwar gelegentlich vorkommen, dass erst im Spital positiv Getestete doch noch an Covid-19 erkranken und die vorgesehene Behandlung dadurch komplizierter wird. Doch wie häufig das vorkommt, darüber gibt es keine belastbaren Daten.
Genau will es niemand wissen
Bereits am 20. November 2020 informierte Infosperber darüber und titelte: «10 bis 20 Prozent aller Covid-19-Patienten in Spitälern sind nicht wegen Corona im Spital. Genau will es niemand wissen.» Mit «10 bis 20 Prozent» blieb Infosperber auf der vorsichtigen Seite. Am 5. Januar 2022 nun berichtete die TV-Station «Lémanbleu» in Genf aufgrund von Angaben des Genfer Universitätsspitals, dass dort «46 Prozent aller statistisch erfassten Covid-Patienten nicht wegen einer ernsthaften Covid-19-Erkrankung im Spital behandelt werden». Bei zwei Drittel dieser eigentlich Nicht-Covid-Patienten handle es sich um Geimpfte und bei einem Drittel um Ungeimpfte (auf der Intensivstation würden ausschliesslich Ungeimpfte wegen Covid-19 behandelt).
Einen Tag später, nachdem der Bericht von «Lémanbleu» grosse Wellen geschlagen hatte, relativierte Spitaldirektor Bertrand Levrat die Angaben des Universitätsspitals: Der Anteil der ausgewiesenen Covid-Patienten, die nicht wegen Covid-19 im Spital sind, sei «marginal» – ohne jedoch eine belastbare Statistik vorzulegen.
Im Universitätsspital Zürich (USZ) zeige sich ein ähnliches Bild, berichtete der «Blick». Auf Anfrage hiess es: «50 Prozent der positiv auf Sars-CoV-2 getesteten Personen im USZ sind wegen Covid-19 hospitalisiert, die anderen 50 Prozent werden wegen einer anderen Krankheit behandelt und haben als Nebendiagnose eine Corona-Infektion.» Eine Infektion bedeutet nicht, dass diese positiv Getesteten Krankheitssymptome haben.
Bei den Patienten auf den USZ-Intensivstationen sei die Zahl der positiv Getesteten, die wegen Corona hospitalisiert seien, höher – sie liege bei 78 Prozent.
Das Bundesamt für Gesundheit windet sich
Gegenüber dem «Blick» musste das BAG wie schon früher gegenüber Infosperber bestätigen, dass die «Hospitalisierten» tatsächlich auch erst nach ihrer Einlieferung ins Spital getestet sein können. «Doch», meinte das BAG, «könnten Covid-Patienten zwar zuerst wegen eines Unfalls eingeliefert worden sein, im Verlaufe aber wegen des Virus gar Intensivpflege benötigen». Dieser Fall kann vorkommen, doch das BAG versteckt sich hier hinter dem Wort «könnten». Wie selten dies vorkommt, weiss das BAG nicht, weil es über keine solchen Daten verfügt. Weiter wiederholt das BAG seine Standardantwort, dass positiv Getestete für die Spitäler einen Zusatzaufwand brächten, auch wenn diese keine Symptome haben. Doch sind Hygiene-Massnahmen, um Ansteckungen zu verhindern, in Spitälern ohnehin Standard. Der Mehraufwand wird sich in Grenzen halten.
Die Spitäler müssen im Meldeformular ans BAG zwar angeben, ob der Grund des Spitalaufenthalts «Covid-19» oder ein «anderer» sei. Bei der Auswertung macht das BAG diese Unterscheidung jedoch nicht. Deshalb werden beispielsweise auch Unfallopfer, die erst im Spital positiv getestet werden, als Covid-Patienten in die Statistik aufgenommen.
Im gleichen Meldeformular muss der Arzt zu Handen des BAG sowie des Kantonsarztes ebenfalls ankreuzen, ob der oder die positiv Getestete «keine Symptome» oder nur «Husten» oder «Kopfschmerzen hat, oder aber an «Atembeschwerden», «mindestens 38 Grad Fieber», «Pneumonie» oder sogar an einem «akuten Lungenversagen» leidet.
Eine detaillierte Auswertung dieser Meldeformulare nach diesen Kriterien ist beim BAG indessen nicht erhältlich. Die Zahlen seien zu wenig aussagekräftig, weil viele Meldeformulare mangelhaft ausgefüllt seien, begründete das BAG. Für Remedur sorgt das BAG offensichtlich nicht.
Bundesamt für Statistik: «Keine Aussage über die Ursache»
Im November 2021 veröffentlichte das Bundesamt für Statistik BFS die ausgewerteten Hospitalisierungsdaten des Jahres 2020: Covid-Patienten beanspruchten im Durchschnitt 4,2 Prozent aller Pflegetage in den Schweizer Akut-Spitälern. Dazu präzisierte das BFS ausdrücklich: «Zu beachten ist, dass aus den Daten keine Aussage dazu möglich ist, ob die Covid-19-Erkrankung oder eine andere Erkrankung die Ursache für den Spitalaufenthalt war.»
Aus der Statistik des BAG ist dies ebenso wenig ersichtlich. Denn ob schwere Covid-19-Symptome oder keine Symptome: Alle positiv Getesteten nimmt das BAG in die Statistik der hospitalisierten Covid-19-Patienten auf.
Für die Auslastung der Spitäler spielt es allerdings keine Rolle, welches die Ursachen der Hospitalisierungen sind, auch wenn der Anteil der Covid-19-Patienten zu hoch ausgewiesen wird. Doch die Statistik weist dadurch zu viele schwere Covid-Verläufe aus. Alle Hospitalisierten «Covid-Patienten» (= auch positiv Getestete im Spital mit wenig oder ohne Symptomen) gelten statistisch als schwer erkrankt, weil sie eben im Spital liegen.
Die gleiche Nonchalance bei den Kindern
Am 7. Januar 2022 titelte die NZZ über fünf Zeitungsspalten: «Mehr Kinder mit Covid-19 kommen in die Spitäler». Pech für alle diejenigen, welche nur diese Schlagzeile lasen. Irritation bei denjenigen, die wenigstens den Untertitel in viel kleinerer Schrift noch lasen: «Auf den ersten Blick scheint Omikron gefährlicher für Kinder – der Eindruck täuscht jedoch.»
Immer mehr Kinder würden wegen Corona in ein Spital eingewiesen, meldeten viele Medien. Nicht nur in den USA und in Deutschland, sondern auch in der Schweiz seien «die Kinder ebenfalls stark von der Omikron-Welle betroffen», zitiert die NZZ Alain Di Gallo, Mitglied der Corona-Task-Force.
Dann jedoch folgt die Entwarnung. Zwar steige die Zahl der Kinder mit einer Covid-Infektion (positivem Testresultat) in den Spitälern tatsächlich, erklärte Chefarzt Christoph Aebi vom Universitätskinderspital Bern, ergänzte aber gleich: «Doch das bedeutet nicht, dass diese Kinder aufgrund dieser Infektion behandelt werden.» Im Spital würden nämlich sämtliche Kinder auf Sars-CoV-2 getestet, doch «die allermeisten Kinder werden behandelt wegen eines Beinbruchs, einer Nierenentzündung oder einer anderen Infektion». Weil Kinder meistens nicht geimpft seien, befänden sich unter ihnen viel mehr, die mit dem Virus angesteckt wurden.
Der Chefarzt beruhigte: «Auch schwere Verläufe konnten wir bei Kindern bis jetzt nicht beobachten.» Nur in «sehr seltenen Fällen» käme es bei Kindern verzögert zu einer Reaktion mit Pims, dem «Pediatric Inflammatory Multisystem Syndrom» mit Hautausschlägen, Fieber und auch Entzündungen an den Organen. Betroffen sei etwa 1 von 5000 infizierten Kindern, meistens wegen einer genetischen Anfälligkeit.
Auch Ulrich Heininger, leitender Kinderarzt am Universitätskinderspital Basel, erklärte gegenüber der NZZ, er könne keine Zunahme der schweren Verläufe bei Kindern registrieren. Er sehe gegenwärtig sogar Anzeichen des Endes der Pandemie: «In einer endemischen Situation verlagert sich das Krankheitsgeschehen auf sehr junge und sehr alte Menschen». Dabei seien ungeimpfte Kinder der Krankheit stärker ausgesetzt als Erwachsene. Doch in der Regel kämen sie eher glimpflich davon.
Gleiche Misere bei der Statistik zu den Intensivstationen
Noch immer gibt es keine schweizweit aktuellen Zahlen darüber
- wie hoch unter den Covid-Patienten der Anteil der doppelt Geimpften, Geboosteten und Ungeimpften ist. Der Anteil der Ungeimpften wird auf über 80 Prozent geschätzt.
- wie alt die Covid-Patienten auf Intensivstationen sind (aufgeteilt nach Ungeimpften und Geimpften).
- an welchen und wie vielen Grunderkrankungen die Covid-Patienten auf Intensivstationen litten (aufgeteilt nach Ungeimpften und Geimpften).
Mit diesen Angaben würden die Behörden und die Öffentlichkeit wissen, welche Gruppen in der Bevölkerung das grösste Risiko haben, wegen Covid-19 auf eine Intensivstation zu kommen. Entsprechend könnte man aufklären und Schutzmassnahmen gezielt anpassen.
Auf ungenügende Vorgaben für relevante Statistiken hat Infosperber schon seit Beginn der Pandemie hingewiesen. Jetzt erklärte das BAG der Zeitung «Der Bund», entsprechende Zahlen zu den Intensivpatienten würden «ab dem zweiten Quartal 2022» vorliegen. Zuerst müsse der Bundesrat die Covid-Verordnung zur besonderen Lage anpassen…
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.
Ein rational richtiges Argument der «Corona-Kritiker», genauer Massnahmenkririker ist, dass die Schwere der Massnahmen in keinem Verhältnis zur Datenlage steht. Dass der Bundesrat im März 2020 aufgrund fehlender Daten ein «Worstcaseszenario» angenommen hat, wird ihm niemand ankreiden. Dass der Bundesrat, das BAG und die Taskforce trotz Sondervollmacht nicht fähig waren, in den folgenden 20 Monaten so wichtige Daten sauber zu erheben ist, – ja was nun? – skandalös, beschämend? Das Wort, um das zu beschreiben, muss wohl noch erfunden werden.
Entweder ist es Inkompetenz oder Absicht.
das wort dazu gibt es schon lange: peinlich
Ein Bundesamt, das verfügbare Informationen nicht auswertet und regelmässig zweckdienliche Statistiken abliefert, ist eigentlich untragbar. Auf welcher Informationsbasis wurde unsere Wirtschaft mit dem Lockdown abgewürgt, wurden viele Existenzen gefährdet oder zerstört?
Das eigentliche Problem liegt beim Bund selber: Weil zu viel Impfstoff eingekauft bzw. reserviert worden ist – zum Teil mit Verträgen, aus denen die Besteller nicht rauskommen können – ja den überflüssigen Impfstoff nicht mal an Nationen, welche sich einen Kauf nicht leisten können, verschenken dürfen. Und das nach dem Debakel mit dem zuviel eingekauften Tamiflu anlässlich der Schweinegrippe!
Es wäre an der Zeit, dass sich die Behörden nicht weiter in Ausflüchte verstricken und aufhören, mit unsinnigen Massnahmen die Wirtschaft sowie die Bevölkerung zu plagen und einfach Fehler eingestehen. (Wo gearbeitet wird passieren Fehler = alte Weisheit).
Teure Impfkampagnen, Abstrafung der Impfskeptiker und die vielen Pressionen, mit welchen der Bund die Impfstoffe unters Volk bringen will, entsprechen nicht der Fürsicht, welche eine Regierung an den Tag legen sollte.
Distanzhalten, gute Hygiene, Masken, keine Grossveranstatungen wären die wichtigsten Massnahmen, welche billig und sehr nützlich wären. Jene, die sich impfen lassen wollen, können und sollen das tun.
Man könnte mit kreativen Köpfen sogar lokal angesiedelte alternative Kulturprogramme auf die Beine stellen.
Man kann es nicht genug betonen dass «positiv getestet» (Inzidens) nicht automatisch heisst Erkrankt !
Gratuliere Herr Gasche und dem ganzen Team von Infosperber für die hervorragende Journalistische Leistung! Ihr seid ein journalistischer Leuchtturm in diesem Land.
Ich wünsche dem ganzen Team viel Energie und Elan für dieses Jahr und freue mich auf weitere spannende Artikel.
Den guten Wünschen schliesse ich mich gerne an.
Ich würde mich darüber hinaus freuen, wenn Herr Gasche in dieser Sache auch an den Pressekonferenzen des BAG und des Bundesrats teilnähme und dort seine Kritikpunkte äusserte. Hier in der Infosperber-Blase kann man sich nicht sicher sein, ob diese von den Entscheidungsträgern und Faktenhütern überhaupt gehört werden.
Danke!
Jetzt hoffe ich, dass auch die Verantwortlichen in Politik und Verwaltung diesen Artikel lesen.
Spannend wäre es, zu wissen, wieviele Personen denn gesamthaft aus anderen Gründen als Covid jeden Tag in ein Spital eingeliefert werden. Aus dem Verhältnis dieser Eingelieferten zu jenen, die dann beim Routinetest positiv sind, könnte man Anhaltspunkte für die Verbreitung des Virus in der Bevölkerung erhalten. Es wäre eine halbwegs brauchbare Stichprobe.
In meinen Augen deutet einiges darauf hin, dass wir im Übergang zum endemischen Zustand sind. 3G, 2G und alle Abkömmlinge davon sollten entsorgt werden. Der Schutz müsste sich auf die Risikopatienten fokussieren.
Der von Pietro Vernazza verfolgte Ansatz, ein qualitativ gutes Testverfahren für Antikörper einzuführen (siehe Infosperber 6.1.), müsste vom Bund voll unterstützt werden. Dann könnte man endlich aufhören, Leute, die schon immun sind, noch wegen einer Impfung zu drangsalieren. Und jene, die wirklich noch keine Antikörper gegen das Coronavirus haben, liessen sich wohl eher für eine Impfung überzeugen, denn es wird immer mehr klar, dass sich ein Kontakt mit dem Virus längerfristig nicht vermeiden lässt.
Auch hier verbreitet Herr Gasche zwischen den Zeilen wieder nicht belastbare Theorien:
1) schon 2020 seien mehr als die genannten 10 bis 20% im Spital positiv getestet worden. Ich bin sicher, dass erst jetzt im 2022 mit der Riesen-Positivität von Omikron so viele (50%) erst im Spital positiv getestet werden. Das ist eigentlich eine gute Meldung weil ihnen Omikron nicht viel geschadet hat.
2) Die Omikron Ansteckung hätte keinen Zusatzaufwand im Spital zur Folge – wer sagt das?
3) Die Zahlen könnten nach einem allgemeinen Aufruf durch das BAG in guter Qualität erfasst werden.
Mir ist wesentlich lieber die Ärztinnen und Pfleger kümmern sich um die Patienten als dauernd am PC irgend welche Daten zu pflegen.
Das wär mal ein Thema: wieviel Zeit wird im Spital am Computer gearbeitet und was hilft es?
Die Aussage, schon im 2020 seien 10 bis 20 Prozent der in Spitälern auf Sars-CoV-2 positiv Getesteten würden nicht wegen Covid-19 behandelt, war keine Theorie, sondern beruhte auf Angaben verschiedener angefragter grossen Spitälern. Lesen Sie doch den in meinem Artikel verlinkten Artikel von damals.
Wichtige Informationen dazu liefert der BAG Sentinelbericht hier herunterzuladen:
https://www.bag.admin.ch/dam/bag/de/dokumente/mt/k-und-i/aktuelle-ausbrueche-pandemien/2019-nCoV/sur-bericht-november-2021.pdf.download.pdf/Bericht%20zum%20spitalbasierten%20COVID-19-Sentinel%20%C3%9CberwachungssystemE.pdf
Hervorzuheben sind auch die Informationen auf Seite 11 Punkt 4. Nosokomiale Fälle und auch
auf Seite 17 unter Punkt 5.3
Gemäss diesem Bericht hatte das BAG durchaus Daten, wusste aber offenbar nichts davon, als Infosperber nachfragte. Laut Punkt 4 bekamen durchschnittlich 12.3 % der Patienten erst im Spital ihre Infektion, bei 5% ist es unbekannt, und der Rest kam schon positiv getestet, wobei die Statistik offenbar nicht angibt, ob diese Patienten wegen oder mit Covid-19 kamen. Die meisten der erst im Spital Infizierten waren im Winter 2020-2021 zu zählen, im Januar 2021 sogar 20.6%.
Punkt 5.3 hat relativ wenige Fallzahlen, aber diese scheinen mir brisant: «nur» 8% der Ungeimpften starben (bis Ende August 2021), hingegen 15% der unvollständig Geimpften und 9% der vollständig Geimpften. Kaum zu glauben, aber vielleicht übersehe ich etwas.
Interessant finde ich noch die Tabelle auf Seite 10: Von den auf die Intensivstation eingelieferten Patienten waren nur 12% normalgewichtig, 8% untergewichtig, 16% unbekannt, und der grosse Rest übergewichtig oder adipös.
«Das ist eigentlich eine gute Meldung weil ihnen Omikron nicht viel geschadet hat.»
Nur zu dumm, dass aufgrund dieser zu hoch angegebener Spitaleinlieferungen dann drastische Massnahmen gegen Ungeimpfte eingeführt wurden mit der Begründung der fehlenden Spitalkapazität. Dass dies damals nicht der eigentliche Grund war, ist doch allgemein bekannt und wird leider von der Mehrheit der Bevölkerung gutgeheissen.
Für mich bröckelt auch in der Öffentlichkeit langsam der Verputz des BR-Narrativs… Leider bisher ohne Auswirkungen für die Aufhebung des Zertifikats. Nein, im Gegenteil: Nun müssen auch noch 1.Klässler ab morgen mit einer Maske in die Schule (z.B. Kanton BE).
Wie ich im Artikel geschrieben habe, spielt es für die Auslastung der Spitäler keine Rolle, ob Patienten fälschlicherweise in die Gruppe der Covid-Patientinnen und -Patienten eingeteilt werden. Es ist richtig, dass schweizweit seit Beginn der Pandemie stets mehr als 15 Prozent aller Intensivbetten frei waren. Im 2020 allerdings nur dank starker Aufstockung mit nicht-zertifizierten Intensivbetten. Lokal oder regional ist es zu Engpässen gekommen.
Sehr geehrter Herr Meyer,
Ich habe Ihren Kommentar mit Interesse gelesen. Ihre persönliche Schlussfolgerung liegt bei näherem Überlegen tatsächlich nahe: Auch ich gehöre zu dieser Minderheit, für die «der Verputz des BR-Narrativs langsam bröckelt».
Ich bin jedoch ein unverbesserlicher Optimist, und ich will Ihnen erklären, warum. Ich muss Sie daran erinnern: Solch uneinsichtige, nichtautoritätsgläubige «Ketzer» wie wir , welche die göttliche (heute «wissenschaftliche»), einzig gültige religiöse Wahrheit (der jüngsten heute weltweit verbreiteten Religion: Vaccidivi = Vaccin dinine) einfach nicht annehmen wollten, gab es schon immer. Aber wenn ich ans MA denke, so muss ich zugeben, dass wir uns wirklich nicht beklagen dürfen. Was ist schon eine Dauerbeschimpfung und ein befristetes Vergnügungs-Verbot, verglichen mit der damaligen Zeit: Wer damals der kirchlich angeordneten Folter widerstand, wurde ohne Gewissensbisse verbrannt!
Und ich muss gestehen, zum ersten Mal in meinem Leben fühle ich mich als Patrioten, denn, wenn ich vergleiche, was in unseren Nachbarländern abläuft, bin ich dankbar, dass ich (seit 1945) in der Schweiz leben darf. Ich bin sehr kritisch gegenüber der politischen Realität in unserem Land eingestellt, aber – ehrlich – unser Regierungssystem müsste, trotz aller Mängel, weltweit nachgeahmt werden, denn überall sonst herrscht ein fast allmächtiger Chef mit den sich nun zeigenden «stichhaltigen» Folgen. Da haben wir hier doch paradiesische Zustände!
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Die Zahl 10-20% war 2020 durchaus möglich, auch bezweifle ich nicht, dass es heute 50% sind.
Ihre Formulierung impliziert aber, dass es auch vor 2 Jahren viel mehr als 10-20% waren.
Das entbehrt jeder Grundlage.
Wir haben heute eine viel stärkere Verbreitung und eine viel höhere Dunkelziffer, so dass die Chance mit Covid (Omikron) angesteckt zu sein ohne dass man es merkt (va. wenn man noch an etwas anderem leidet) viel grösser als vor 2 Jahren ist.
Ich habe nicht geschrieben, es seien im 2020 «viel mehr» als 10 bis 20 Prozent gewesen, sondern nur dass diese Schätzung aufgrund von Angaben einzelner Spitäler «auf der vorsichtigen Seite» gewesen sei.
Ich finde es erschreckend, dass die Gesundheitsbehörde eines Staates, der sich rühmt über eines der weltbesten Gesundheitssysteme zu verfügen, in einer Krisenphase wie der jetztigen, solche Erhebungen nicht schon längst eingeleitet hat. In meinen Augen eine unglaubliche Schlamperei. In der Privatwirtscheft würde ein CEO der sowas zulässt fristlos gefeuert. Wenn man bedenkt wie die Direktorin Anne Lévy, auf Grund von nicht fundierten Spekulationen über Ungeimpfte spricht, und die CH Taskforce offenbar auf nicht belegte Zahlen gestützt Horrorszenarien verbreitet, kommt man schnell zum Schluss, dass in der Schweiz die Entscheidungsgewlt in die falschen Hände geraten ist!
Eine unaufgeregte Betrachtung zeigt, dass es auf dieses Thema zwei unterschiedliche Blickwinkel gibt.
Blickwinkel 1: Für die Belastung der Spitäler ist es kaum relevant, ob jemand «wegen» oder «mit» Corona eingeliefert wird. Denn auch Patienten nur «mit» Corona verursachen einen höheren Aufwand mit Isolation, Sicherheitsmassnahmen des Personals etc.
Blickwinkel 2: Für die epidemiologische Beurteilung (Wie gefährlich ist das Virus für unsere Gesundheit?) ist es hingegen durchaus relevant, ob Leute «wegen» Infektion ins Spital müssen – oder ob eine Infektion nur nebenher festgestellt wird.
Kurz: «das Gesundheitswesen» und «die Gesundheit» sind nicht dasselbe.
Die BAG-Statistik fokussiert primär auf das Gesundheitswesen, d.h. auf die Spitalbelastung. Das ist zwar unvollkommen, aber falsch ist es nicht.
… für die Massnahmen ist es sehr entscheidend. Wenn nur wenige eine ‹Covid›-Beahndlung brauchen, braucht es keine ‹Covid› Massnahmen.
@Ursprung: 300 Leute auf den Intensivstationen sind nun mal nicht «wenige» – egal weshalb sie dort liegen. Der Anteil der Krebs- oder Unfallpatienten auf IP lässt sich nicht steuern – der Anteil der Covid-Patienten aber schon.
Herr Koller, da liegen sie aber ziemlich falsch mit Ihrer Aussage. Wenn man z.B. das Skifahren, Skaten, Biken im Wald, Vergnügungsfahrten mit dem Auto, oder allgemein Autofahren für Menschen unter 40 Jahren verbieten würde, wäre die Anzahl Unfälle schnell ziemlich wesentlich reduziert. Es gäbe auch die Möglichkeit die Bevölkerung zu gesünderem Leben zu zwingen, Rauchen zu verbieten etc. um Krebsfälle einzudämmen. Eine solche Massnahme würde zwar erst verzögert wirken, wäre aber nachhaltig, auch gegen Corona,.
Na klar, Herr Baumli: Unfall- und sogar Krebspatientenzahlen liessen sich mit allergattig Verboten – wenn überhaupt erwünscht – schon abwärts steuern. Das ist allerdings höchstens längerfristig realistisch. Covid erfordert und ermöglicht – wenn schon – einen kurzfristigeren Effekt. Nur von einem solchen war bei mir die Rede.
Danke für den Artikel. Dieser zeigt wie wichtig wirklich unabhängiger Journalismus ist. Selbst die meisten (zum Glück nicht alle) Exponentinnen und Exponenten meiner Grünen Partei teilen leider die Meinung, die Behörden würden nur eine evidenz- und faktenbasierte Coronapolitik betreiben. Hier einmal mehr ein Indiz oder sogar Beweis vom Gegenteil. Ist diese Manipulation berechtigt? Ich meine klar Nein. Das Vertrauen schwindet und schwindet….
Felix Lang, Lostorf, Altkantonsrat Grüne
Mit «Manipulation» hat das nichts zu tun – nur mit Unzulänglichkeit. Merke: Patienten mit Corona nehmen die Spitalressourcen ungleich mehr in Anspruch. Ob sie «wegen» oder bloss «mit» Corona im Spital liegen, ist dabei sekundär.
@Toni Koller. Offenbar wissen Sie, wie stark Patienten «mit Corona» die Spitalressourcen ungleich mehr in Anspruch nehmen. Dazu würden mich genauere Angaben interessieren. Welche zusätzlichen Hygiene- und Schutzmassnahmen sind nötig für positiv Getestete, die keine Symptome haben? Welche für positiv Geteste mit nur unbedeutenden Covid-Symptomen? Welche anderen Massnahmen sind für positiv Getestete mit keinen oder nur unbedeutenden Symptomen nötig? Wie viele Patienten in Akutbetten liegen in Schweizer Spitälern «mit Corona», aber mit keinen oder unbedeutenden Corona-Symptomen?
Ich bin kein Mediziner – also keine Details. Allerdings dürfte es einleuchten, dass Virenträger im Spital (solange positiv getestet) unter den Bedingungen der Isolation gepflegt werden müssen – unabhängig von der Schwere der Symptome. Das erschwert das Ganze. Im übrigen vertraue ich in solchen Dingen gerne den Journalisten, die näher am Sujet sind als ich und ähnliches schreiben (z.B. Edgar Schuler im «Bund» vom 11. Januar). Wieso sollte Schuler daran interessiert sein, faktenwidriges zu äussern?
«Ob sie «wegen» oder bloss «mit» Corona im Spital liegen, ist dabei sekundär.»
Nein, das ist keinesfalls sekundär.
Im Spital allgemein, besonders aber in einer Intesiv-Station müssen sowieso – auch bei Nicht-Covid-Fällen – ganz erhebliche Hygiene-Massnahmen ergriffen werden.
Vergessen wir dabei nicht: die schlimmste Geisel der Spitäler (und möglichst totgeschwiegen) ist die sogenannte «Spital-Infektion» mit mehr direkten und indirekten Todesfällen und schweren Gesundheitsfolgen als von allen anderen Komplikationen – gerade ältere Leute sterben dann ebenfalls «an und mit» solch einer Infektion.
Dass man zu Beginn mit Vollkörper- und/oder Bio-Schutzanzügen und Schleusen funktionierte, mag dannzumal mangels Wissen gut gewesen sein, seit Mitte 2021 ist das nur noch lächerlich – ganz normale Hygienemassnahmen + allenfalls Maske genügen da.
Dessen ungeachtet akzeptiere ich einen gewissen Mehraufwand bei Covid-Fällen, diese aber einfach denjenigen Fällen zuzurechnen, welche effektiv wegen Covid behandelt werden, ist unseriös bis betrügerisch, und verfälscht jegliche Aussage mit solchen Zahlen; das wussten aber sowohl das BAG wie auch die Spitäler ganz genau.
Seriös und ehrlich wäre gewesen, diese Fälle – solange sie nicht zu einem echten Covid-Fall werden – separat zu zählen.