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Vorbereitung zur Hausgeburt © southeast ohio magazine / flickr / cc

Hausgeburt ist nicht riskanter als Spitalgeburt

Barbara Marti /  Bei einer unkomplizierten Schwangerschaft ist eine Hausgeburt weniger riskant als eine geplante Entbindung im Spital.

Zu diesem Schluss kommt eine Studie der Universität Amsterdam, welche die Fachzeitschrift «British Medical Journal» veröffentlicht hat. Bei Frauen, die nicht zum ersten Mal Mutter wurden, waren Komplikationen bei einer Hausgeburt sogar signifikant seltener.
Noch viele Hausgeburten in den Niederlanden
Die Niederlande haben eine vergleichsweise hohe Hausgeburtenrate. Zwei von drei Schwangeren mit niedrigem Risiko entscheiden sich für eine Hausgeburt. Entsprechend gibt es viele erfahrene Hebammen und ein gutes Versorgungsnetz für den Notfall.
In der Kohortenstudie (Beobachtungsstudie) der Universität Amsterdam hatten sich während der Schwangerschaft 92’000 Frauen für eine Hausgeburt und 54’000 für eine Spitalgeburt entschieden. Ausgeschlossen von der Studie wurden Schwangere, die schwere Komplikationen befürchten mussten, Mehrlinge erwarteten oder früher einen Kaiserschnitt hatten. Die Geburt begann bei allen Teilnehmerinnen der Studie nach einer Schwangerschaftsdauer zwischen 37 und 42 Wochen.
Bei den Erstgebärenden war der Unterschied zwischen Haus- und Klinkgeburt statistisch nicht signifikant: Schwere Komplikationen mütterlicherseits wie der Verlust von mehr als einem Liter Blut, Gebärmutter-Risse oder die Notwendigkeit einer manuellen Plazentalösung gab es bei den Hausgeburten bei 2,3 von 1000 Frauen. Bei den Spitalgeburten traten solche schweren Komplikationen bei 3,1 von 1000 Erstgebärenden auf.
Grösser und damit statistisch signifikant war dieser Unterschied zwischen geplanter Haus- und geplanter Klinikgeburt bei denjenigen Frauen, für die es nicht die erste Geburt war. Hier kam es bei 1 von 1000 geplanten Hausgeburten zu schweren Komplikation. Bei den geplanten Klinikgeburten hingegen gab es mit 2,3 auf 1000 Frauen häufiger schwere Komplikationen.
Im Spital wird oft zu schnell medizinisch eingegriffen
Das Forschungsteam um die Hebammenwissenschaftlerin Ank de Jonge führt das gute Ergebnis für die Hausgeburt darauf zurück, dass im Spital oft zu schnell medizinische Eingriffe vorgenommen werden. Schwangere mit Wehen würden aus Unsicherheit häufig vorzeitig in die Klinik gehen. Dort würden sie an den Wehentropf angehängt, um die Geburt voranzubringen. Dies erhöhe das Risiko für weitere Eingriffe wie Saugglocke und Kaiserschnitt.
Vielleicht gehen Fettleibige eher ins Spital
Das Forschungsteam zieht aus der Studie nicht den wissenschaftlichen Schluss, dass eine geplante Hausgeburt für Frauen mit niedrigem Risiko sicherer ist. Eine solche Folgerung sei aufgrund einer Kohortenstudie nicht möglich. Gründe für die besseren Ergebnissen für die Hausgeburt könnten beispielsweise sein, dass sich Frauen nach schlechten Erfahrungen bei der vorangegangenen Geburt eher für eine Spitalgeburt entscheiden, oder dass Hebammen fettleibigen Frauen eher zu einer Spitalgeburt raten.

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Die Autorin ist Redaktorin und Herausgeberin der Zeitschrift «FrauenSicht».

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