Sperberauge

Christoffel Brändli ist der Falsche

Urs P. Gasche © Peter Mosimann

upg /  Vom SVP-Verwaltungsratspräsidenten der Santésuisse können Versicherte wenig erwarten. Ob sein SVP-Nachfolger anders auftreten wird?

So dreist hat schon lange keine Gesundheitspolitiker den Patientinnen, Patienten und Prämienzahlenden Sand in die Augen gestreut wie Christoffel Brändli, der seit 2012 Verwaltungsratspräsident der Santésuisse ist* und früher Bündner SVP-Ständerat.
Statt dass sich der Kassenverband zwei Jahre nach seinem Amtsantritt endlich dafür einsetzt, dass Spitalaufenthalte sicherer, vermeidbare Behandlungsfehler mit aller Konsequenz angegangen und nutzlose aber risikoreiche Überbehandlungen vermieden werden, beruhigt Brändli die Öffentlichkeit mit der Behauptung
«Die Schweiz verfügt über das beste Gesundheitswesen der Welt».
Und damit wirklich niemand daran zweifelt, fügt der neue Santésuisse-Präsident in einem Leitartikel dazu: «Im Gegensatz zur Armee stimmt diese Feststellung!» (Ausrufezeichen von Brändli)
Faktencheck
Christoffel Brändli stützt seine Behauptung der weltbesten Gesundheitsversorgung auf keine Vergleichsdaten ab. Die wenigen vorhandenen Daten über Behandlungsresultate und Komplikationen lassen vermuten, dass die Schweiz im europäischen Vergleich eher im Mittelfeld liegt. Die grösste Dichte an Akutbetten, Ärzten, MRIs, CTs etc sind keine Garantie für gute Behandlungsresultate.
«Jeder zehnte Spitalpatient erleidet einen gesundheitlichen Schaden und die Hälfte dieser Schäden wäre vermeidbar», erklärt das Bundesamt für Gesundheit BAG.
Das beste Gesundheitswesen der Welt?
«Es kommt zu 2000 bis 3000 vermeidbaren Todesfälle und rund 60’000 vermeidbaren Schadensfällen», erklärt das BAG.
Das beste Gesundheitswesen der Welt?
Über 5000 Frauen und Männer sterben jährlich, weil sie einen gefährlichen Mix an Arzneien einnehmen, schätzt Gerd Kullak, Professor für klinische Pharmakologie am Universitätsspital Zürich.
Das beste Gesundheitswesen der Welt?

In seinem Leitartikel im «info-santésuisse» beruhigt Brändli die Leserschaft: «In nächster Zeit werden wir uns intensiv mit Fragen der Qualität auseinandersetzen». Tönt schön und recht. Doch wie will einer, der die heutige Qualität für die beste der Welt hält, bestehende Schwachstellen intensiv angehen?

*Irrtümlicherweise hatten wir Brändli zuerst als «neuen» Santésuisse-Präsidenten bezeichnet. Ab 1.1.2015 wird SVP-Nationalrat Heinz Brand Nachfolger von Christoffel Brändli. Brand war früher Polizeivorsteher des Kantons Graubünden. Gemäss Communiqué der Santésuisse politisiert Brand «konsequent bürgerlich und mit grossem Einsatz für das Unternehmertum». Offensichtlich ist das Amt des Santésuisse-Präsidenten eine Domaine der SVP. Ob er die Meinung des jetzigen Präsidenten Brändli teilt, dass die Schweiz über das beste Gesundheitswesen der Welt verfüge, ist nicht bekannt.

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3 Meinungen

  • am 19.10.2014 um 05:25 Uhr
    Permalink

    Dreister Sand in die Augen streut nur jemand, der behauptet, unabhängige Informationen zu fördern und dabei ausnahmslos tendenziös gegen SVP und für EU berichtet.

  • am 19.10.2014 um 18:57 Uhr
    Permalink

    * Einfach mal losbashen und danach den Brand löschen – oder war es nur ein Brändli?

  • am 19.10.2014 um 22:59 Uhr
    Permalink

    Ich relativiere, nach einer kurzen Unterredung … 🙂

    Der IS muss nicht jeden verbalen Ausrutscher von SVP-Mitgliedern kommentieren.

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