Sperberauge
Patientensicherheit: Besser einen zufriedenen Doktor wählen
«Ausgebrannten» Ärztinnen und Ärzten passieren doppelt so oft Fehler, die das Patientenwohl gefährden. Das hat kürzlich eine grosse Analyse im «British Medical Journal» bestätigt. Die Autorinnen fassten 170 Studien zum Burnout bei Medizinern zusammen.
Der Mediziner-Burnout wirkt sich direkt auf die Patientinnen und Patienten aus. Sie sind bis zu dreimal weniger zufrieden mit ihrem Doktor oder ihrer Doktorin, verglichen mit der Behandlung bei Ärzten, die keine Burnout-Symptome verspüren. Jüngere Ärzte, Ärzte in Spitälern und auf Notfall- sowie Intensivstationen schilderten häufiger Burnout-Symptome als ältere und Hausärzte. Mediziner in Ländern mit niedrigen und mittleren Einkommen berichteten öfter von Burnout.
Selbsteinschätzung und Fremdwahrnehmung klaffen auseinander
Auch wenn die Diagnose Burnout sehr schwammig ist und in der Fachwelt auch kritisiert wurde, so widerspiegelt sie doch, dass sich die Betroffenen ausgelaugt fühlen. Ärztinnen und Ärzte mit Burnout wechseln die Arbeitsstelle häufiger, hadern oft mit ihrer Berufswahl, arbeiten weniger professionell – realisieren aber oft nicht, wie ihr Burnout die Patientensicherheit beeinträchtigt.
Burnout zeige sich zwar am einzelnen Menschen, schreibt der Bonner Professor für Patientensicherheit Matthias Weigl in einem Editorial, es wurzle aber in den Arbeitsbedingungen, die da wären: Übermässige Arbeitsbelastung, hohe Arbeitsintensität, Personalmangel, unzureichende Unterstützung, schlechte Führung, ein Ungleichgewicht zwischen Anstrengung und Belohnung und «moralische Verletzungen», weil die Betroffenen sich nicht so um die Patienten kümmern könnten, wie es angebracht wäre. Dasselbe dürfte genauso für die Pflegeberufe gelten, auch wenn die Meta-Analyse das nicht untersucht hat.
Für Patienten und Patientinnen lässt sich – zu ihrer eigenen Sicherheit – daraus ableiten: Gehen Sie dorthin, wo die Mitarbeitenden zufrieden sind, ihre Arbeit als sinnvoll empfinden und nicht gestresst wirken. Auch dort können zwar Fehler passieren, aber es scheint seltener vorzukommen.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
_____________________
Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.
Die Diagnose, ob ein Arzt durch chronischen Stress geschwächt ist, ist wohl nicht leicht zu stellen, umso schwerer, wenn der Patient chronisch gestresst geschwächt ist, insbesondere durch ständigen Lärm in der Mietwohnung (primär Indoor-Lärm).
Ich plädiere für die geografische Trennung von Lärmenthusiasten und Stillebedürftigen (zumal bei Dauerkopfschmerzen, Herz/Kreislauf, Stressfolgeerkrankungen etc.) als medizinisches Essential.