Mutmassliche Impfnebenwirkungen: Wogen gehen hoch
Anfang letzter Woche schickte die deutsche Krankenkasse «BKK ProVita» einen Brief an das Paul-Ehrlich-Institut (Infosperber berichtete). Darin wies sie auf eine eigene Auswertung hin, die den Verdacht nahelegt, dass nach der Covid-19- Impfung sehr viel häufiger Nebenwirkungen auftreten würden als offiziell bekannt.
Daraufhin gingen beim deutschen Verband der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte (Virchowbund) die Wogen hoch. Der Bundesvorsitzende des Virchowbunds unterstellte «peinliches Unwissen oder hinterlistige Täuschungsabsicht». «Die Schlussfolgerungen aus der Datenlage sind jedenfalls kompletter Unfug», heisst es in der Stellungnahme des Virchowbunds mit dem Titel «Schwurbel-BKK gibt falschen Alarm bei Impfnebenwirkungen».
Auch nicht-meldepflichtige Nebenwirkungen erfasst
Die Krankenkasse habe zwei völlig unterschiedliche Bereiche – die ärztliche Diagnose-Codierung mit ICD-Codes und die Meldung an das Paul-Ehrlich-Institut – vermischt. Unerwünschte Wirkungen würden auch erwartbare, milde und vorübergehende Impffolgen umfassen, die nicht an die Behörde gemeldet werden müssten. «Von einer ‹Gefahr für das Leben von Menschen›, wie die Kasse sich ausdrückt, kann […] also keine Rede sein», schreibt der Virchowbund.
Die «undifferenzierte Schwurbelei» passe aber in das Markenimage der Kasse, die mit Homöopathie und Osteopathie als Satzungsleistungen werbe und sich selbst als ,veggiefreundlichste Krankenkasse‘ tituliere. «Offenbar will man vor allem Werbung in der impfkritischen Klientel machen», urteilte der Virchowbund.
Das deutsche Bundesgesundheitsministerium halte die Analyse der Krankenkasse «BKK ProVita» ebenfalls für «hochgradig unseriös», berichtete die «NZZ» online am Freitagnachmittag.
Andere Krankenkassen sollten ebenfalls Analysen machen
Die «BKK ProVita» hingegen bleibt bei ihrer Darstellung, veröffentlichte vier Grafiken ihrer Auswertung (eine zu jedem ausgewerteten Code) und distanzierte sich von den «unseriösen Äusserungen des Virchowbundes». Sie weist darauf hin, der Bundesvorsitzende des Virchowbundes habe «sich zu keinem Zeitpunkt mit dem Vorstand der ‹BKK ProVita› ins Benehmen gesetzt oder Einblick in die Datenauswertung verlangt».
«Nur eine ernsthafte und sachorientierte Datenanalyse kann der Impfstoffsicherheit und somit der Gesundheit der Versicherten einen Nutzen bringen. Polemische Äusserungen lehnen wir als ungeeignetes Mittel der Auseinandersetzung ab», schreibt die «BKK ProVita» in ihren «erläuternden Auswertungen» und regt an, dass andere Krankenkassen ihrem Beispiel folgen und selbst ebenfalls Auswertungen bei ihren Versicherten machen sollten.
Diese Woche werden sich Vertreter der «BKK ProVita» und des Paul-Ehrlich-Instituts zu einer «eingehenden Datenbesprechung» treffen. Der «BKK Dachverband», dem unter anderem die «BKK ProVita» angehört, betonte, das «Ziel muss sein, einen differenzierten Blick auf Impfreaktionen beziehungsweise Impfnebenwirkungen und ihre Schweregrade zu erhalten und somit die Diskussion zu versachlichen».
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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Die Forderung der BKK ProVita, «dass andere Krankenkassen ihrem Beispiel folgen und selbst ebenfalls Auswertungen bei ihren Versicherten machen sollten.» ist wirklich vernünftig. Das gilt auch für dies schweizerischen Krankenkassen. Dem kritischen Beobachter der Corona-Szene fällt schon auf, dass nach kurzer Zeit viel über die Langzeitwirkungen der Erkrankung (long COVID), aber fast nichts über die Nebenwirkungen der Impfung geschrieben und diskutiert wird. Diese, und andere, Asymmetrien stärken das Lager der sogenannten Verschwörungstheoretiker.
Wenn der Virchow-Bund den Begriff «Schwurbel-BKK» einsetzt, dann ist er ganz offensichtlich nicht an einer sachlichen Analyse interessiert, sondern versucht, die Diskussion durch Polemisierung zu sabotieren.
Der Virchow-Bund empfiehlt Booster für alle, auch für 12-18-Jährige ohne jede Vorerkrankung. Wer solche Empfehlungen abgibt, ist in einer Diskussion über Impfnebenwirkungen hochgradig befangen. Denn eine solche Impfempfehlung für gesunde Jugendlich ist ja nur dann irgendwie vertretbar, wenn man davon ausgehen kann, dass die Impfnebenwirkungen garantiert kein bisschen gefährlicher sind als von den Herstellern behauptet.
Der Link auf die BKK Stellungnahme führt leider ins Leere. Auf die Schnelle habe ich auch keine Erläuterung auf der Website gefunden.
Eine sachliche Analyse würde nicht nur Meldungen nach Symptom / bzw schwere der Symptome als auch Nocebo umfassen. Alleine die weltweit extrem hohe Zahl an Impfungen spricht gegen eine starke Untererfassung an schweren Nebenwirkungen. Leichte Nebenwirkungen könnten – aus meiner Sicht als Laie – tatsächlich untererfasst werden. Hier spielt meiner Meinung nach aber sicher auch die persönliche Wahrnehmung eine Rolle.
Nun, zumindest in Deutschland scheint keinerlei Interesse an einer Analyse und Auswertung sämtlicher Daten zu bestehen. Gestern kam bereits auf Welt.de, dass der Vorstand der BKK ProVita Andreas Schöfbeck fristlos gekündigt wurde. Ob unter diesen Umständen andere Krankenkassen sich wagen, ihre Daten auszumachen bzw. ebenfalls zu veröffentlichen, das bezweifle ich.
Als Ergänzung zu Ihren Kommentar und den Artikel – die BKK hatte 125tsd Versicherte im 2.Quartal 2021 – von diesen haben 52 Tausend (42%) Impfnebenwirkungen gehabt die sie zu einer Behandlung/Konsultation mit einem Arzt veranlasst hat. Das erscheint sehr sehr hoch.
Wenn ich dies mit komplett nicht repräsentativen Eindrücken aus dem Kollegenkreis vergleiche, gab es dort oft lokale Rötungen oder Schmerzen an der Einstichstelle und relativ oft eine Impfreaktion in Form von grippalen Symptomen. Aber keine darüberhinaus gehenden Probleme oder Konsultationen mit Ärzten. Mit den 42% der BKK passt dies nicht zusammen.
Der Glaubwürdigkeitsschaden ist allerdings angerichtet – wenn die BKK nach dem gestrigen Treffen dem PEI zurückkrebst wird ihr nicht geglaubt und die Skeptiker glauben dem PEI etc sowieso nicht. Besser wäre eine methodisch saubere Impfstudie gewesen oder mehr Verantwortungsbewusstsein durch die BKK Provita vor Presserklärung eine interne Analyse mit anderen Krankenkassen und Gesundheitsbehörden vorzunehmen.
Das stimmt so nicht. Im verlinkten, ersten Artikel zu diesem Thema sind die Zahlen angegeben, welche die BKK ProVita genannt hat,
Solange die Impfbefürworter keine soliden, evidenzbasierten Daten bringen, die was anderes belegen, sind die BKK Daten der beste Beleg den wir haben- echte Daten unter realistischen Bedingungen und Kosten gesammelt. Und die sagen, etwas stimmt nicht. Rhetorisches Geschrei, Entlassungen und ähnliches ändern nichts daran: Etwas stimmt nicht.
Und alle Krankenkassen, die jetzt nicht anfangen ihren Daten anzuschauen, und uns erst nächstes Jahr die Rechnung präsentieren, machen sich der Fahrlässigkeit schuldig.
Es ist ein weiteres und hochwertiges Signal, neben den US Lebensversicherungen
https://www.forbes.com/sites/bobcarlson/2022/01/17/act-now-to-avoid-higher-life-insurance-rates/ und den Aktien von US Bestattungsunternehmen: https://www.zacks.com/stocks/industry-rank/industry/funeral-services-78