Sperberauge
USA: «Marihuana = Heroin und LSD»
In den USA gilt immer noch ein Gesetz von 1970, das Marihuana und andere Hanfprodukte als harte Drogen in der gleichen Kategorie wie Heroin oder LSD einstuft. Der «Controlled Substances Act» schliesst den Gebrauch zu medizinischen Zwecken aus und erschwert erheblich, dass die Wirkung bei Schmerzpatienten gründlich erforscht werden kann. Einzelne US-Bundesstaaten haben trotzdem einen eingeschränkten Gebrauch für Patientinnen und Patienten mit schweren chronischen Schmerzen erlaubt.
Verhinderte Forschung mit Kriegsveteranen
Die Psychiaterin Sue Sisley von der University of Arizona wollte die Wirkung von Marihuana an amerikanischen Kriegsveteranen erforschen, die an einem posttraumatischen Stress Disorder leiden. Sie sei ein «verrücktes Beispiel, mit welchen Hindernissen und Frustrationen Forscherinnen und Forscher der medizinischen Wirkung von Marihuana zu kämpfen haben», berichtet die New York Times unter dem Titel «Medical marijuana studies hit legal wall». Mehrere Behörden wie die «Food and Drug Administration» FDA, die «Drug Enforcement Administration» DEA, das «National Institute on Drug Abuse» und der «Public Health Service» hätten alle ihren Segen zum Forschungsprojekt geben sollen. Ein Ding der schieren Unmöglichkeit. Schliesslich hat die University of Arizona die Forscherin entlassen, angeblich weil ihre Arbeit nicht vorankam.
Im Juni verlangten dreissig Mitglieder des US-Kongresses, die Schikanen für die Marihuana-Forschung seien zu beseitigen. Eine Petition von 2011, Marihuana als Droge geringer einzustufen als Heroin und LSD, blieb bis heute schubladisiert.
Pillen wären genehmer als das Rauchen
Besonders kritisch zeigt sich die «Drug Enforcement Administration» zu Studien, welche das Rauchen von Marihuana untersuchen wollen. Die meisten der bisher bewilligten Studien betrafen die Wirkung von synthetischem oder natürlichem Cannabinoid in Pillenform. Fast die Hälfte der bisherigen Studien waren Versuche mit Tieren.
Volkswille zählt nicht
In einigen US-Bundesstaaten hat das Volk darüber abgestimmt, Marihuana für medizinische Zwecke freizugeben, zum Beispiel in Kalifornien. Der US-Bundesstaat versucht den medizinischen Gebrauch von Marihuana in Kalifornien trotz Volkes Wille zu verhindern. Vor drei Jahren stürmten Agenten der «US-Drug Enforcement Administration» mit Sturmgewehren und Kettensägen ins Anbaugebiet von Matthiew Cohen bei Ukiah nördlich von San Francisco und zerstörten die über drei Meter hohen Hanfpflanzen, die Cohen für den medizinischen Gebrauch angepflanzt hatte. Die 1700 Mitglieder seiner «Northstone Organic Collective» hielten sich strikt ans kalifornische Gesetz, das bereits seit 1996 gültig ist.
«Das kalifornische und das Bundesgesetz existieren wie zwei Welten nebeneinander», erklärte County-Sheriff Thomas D. Allman. Gegen den illegalen Marihuana-Handel schreite er so streng ein wie das überall in den USA üblich ist. Gruppierungen, welche sich gegen eine kontrollierte Legalisierung von Hanf-Produkten wehren, erhalten von der Pharmaindustrie finanzielle Unterstützung. Das berichtete die NYT.
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Siehe
- «Hinter Hanfverbot stehen wirtschaftliche Interessen» vom 13.12.2011
- «Marihuana verbessert die Lungenfunktion» vom 18.7.2012
- «Drogenpolitik: Ruth Dreifuss attackiert UN-Gremien» vom 12.3.2013
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine