Hirntoten Menschen Tierorgane transplantiert
Im Jahr 2019 schlugen US-Wissenschaftler am amerikanischen Transplantations-Kongress das «Modell eines hirntoten menschlichen Verstorbenen» vor. Sie planten, hirntoten Menschen Organe von absichtlich genetisch veränderten Schweinen zu transplantieren. Die hirntoten Menschen würden dabei künstlich am Leben erhalten werden, um zu schauen, ob das eingepflanzte Organ vom Körper angenommen wird.
Nach Versuchen an Affen seien Transplantationen an hirntoten Menschen der nächste Schritt, so das Argument der Wissenschaftler. Angesichts des grossen Mangels an Spenderorganen gaben Ethikkommissionen das OK.
Gentechnisch veränderte Schweine
Im Herbst 2021 war es soweit: Chirurgen in New York setzen zwei hirntoten Menschen jeweils eine Schweineniere ein. Die Angehörigen der Versuchspersonen hatten dem zugestimmt.
Schweine werden als Spendertiere für Nieren favorisiert, weil ihre Nieren ähnlich gross sind und funktionieren wie beim Menschen, weil diese schnell wachsen und sich leicht entnehmen lassen.
Den Spenderschweinen der Firma «Lung Biotechnology» fehlte ein bestimmtes Gen. Davon erhofften sich die Wissenschaftler eine schwächere Abstossungsreaktion. «Lung Biotechnology» gehört der Firma «United Therapeutics», deren Chefin die Transhumanistin Martine Rothblatt ist (Infosperber berichtete).
Angehörigen waren einverstanden
Nach 54 Stunden beendeten die Mediziner diese sogenannten Xenotransplantationen und entnahmen die Schweinenieren wieder.
Das bisher längste derartige Experiment fand im Juli 2023 ebenfalls an der New York University statt und erstreckte sich über zwei Monate. Der Kreislauf und die Atmung der Empfänger werden während solcher Experimente intensivmedizinisch aufrecht erhalten.
Obwohl klinisch tote Personen «ein nützliches Versuchsmodell» für die Xenotransplantation seien, wie «Nature» schrieb, sei ihr Nutzen jedoch auch begrenzt. Denn wenn das Hirn tot sei, komme es zu hormonellen Veränderungen im Körper.
Im März 2024 verpflanzten nun erstmals chinesische Ärzte in einer über sechsstündigen Operation einem hirntoten Menschen eine Schweineniere, die «exzellent durchblutet wurde und sofort Urin produzierte», wie «China Focus» berichtete. 10 Tage lang habe das Schweineorgan funktioniert, dann sei der Versuch auf Wunsch der Angehörigen der Versuchsperson abgebrochen worden.
Erst die Nieren transplantiert, dann die Schweineniere eingesetzt
«Die Xenotransplantation ist ein schnelllebiges Gebiet», schreiben chinesische Wissenschaftler in einem aktuellen Artikel in der Fachzeitschrift «Cell Reports Medicine». Sie gingen noch einen Schritt weiter.
Zuerst entnahmen sie ihren beiden hirntoten Versuchspersonen deren Nieren, um diese Menschen zu transplantieren, die eine Niere benötigten. Danach setzten sie den zwei 68 und 55 Jahre alten hirntoten Männern jeweils eine Gentech-Schweineniere in der Leistengegend ein.
Diese Organe stammten von zwei rund 60 Kilo schweren Minischweinen. Sie waren genetisch ein wenig an den Menschen angepasst und hatten Blutgruppe A bzw. Null. Drei typische Schweinegene fehlten diesen Tieren, dafür besassen sie ein respektive zwei menschliche Gene. Auf diese Weise will die Firma «Chengdu Clonorgan Biotechnology», die diese Schweine herstellt, die Abstossungsreaktionen beim Empfänger vermindern.
Schweineviren im Empfänger gefunden
Mit Hilfe von starken Medikamenten zur Unterdrückung von Abstossungsreaktionen funktionierten die Gentech-Schweinenieren etwa vier bis neun Tage lang zufriedenstellend. Am Tag 12, als die Organe wieder herausgenommen wurden, wiesen beide Nieren jedoch schwerste Schäden auf.
Ausserdem fanden die Mediziner zwei Virenarten, die normalerweise Schweine befallen, in mehreren Organen der Empfänger. Einem schwer herzkranken Mann in den USA, der im Januar 2022 ein Schweineherz bekam und zwei Monate später starb, wurde vermutlich ein solches Virus zum Verhängnis.
Neunstündige Operation für Schweineleber-Transplantation
Nebst den Nieren werden hirntoten Menschen auch Gentech-Schweineherzen und -lebern transplantiert. Im Januar verband ein Team um den Transplantationschirurgen Abraham Shaked in den USA eine solche Leber ausserhalb der Körpers drei Tage lang mit dem Kreislauf eines klinisch toten Menschen.
Im März machte wiederum ein chinesisches Team Schlagzeilen. In einem neunstündigen Eingriff transplantierte es die 700 Gramm-Leber eines Minischweins von «Clonorgan Biotechnology» mit sechs Genmodifikationen. Das Experiment dauerte zehn Tage.
Die Schweineleber habe angeblich täglich 30 Milliliter Gallenflüssigkeit produziert, ein Zeichen, dass sie ihre Arbeit aufnahm. «Das ist fantastisch», gratulierte Shaked dem chinesischen Team im Wissenschaftsmagazin «Nature». Es sei eine «wirklich spannende Studie», kommentierte ein anderer Transplantationsforscher in den USA das Vorgehen.
«Herzerwärmend»
Das chinesische Forschungsteam kündigte an, beim nächsten Versuch die Leber des Empfängers zuvor heraus zu nehmen – obwohl die tierische Leber zwar Gallenflüssigkeit produzieren und vermutlich «entgiften» kann, aber längst nicht in der Lage ist, all die lebenswichtigen Substanzen zu liefern, die eine menschliche Leber täglich produziert.
Die Xeno-Transplantationsmediziner lassen sich von solchen Bedenken nicht abhalten. «Nature» zitierte den Präsidenten der Internationalen Xenotransplantations-Gesellschaft, der selbst massgeblich bei der Transplantation von Schweineherzen in (damals noch lebende) Menschen beteiligt war: «Es ist ‹herzerwärmend› zu sehen, dass Forscher in der ganzen Welt Xenotransplantationen durchführen.»
Wie viele hirntote Menschen bisher als Versuchspersonen für Xenotransplantationen dienten, ist nicht bekannt. Die CEO der chinesischen Firma «Qihan Biotech», die ebenfalls Spenderschweine produziert, gab sich «Nature» gegenüber zuversichtlich, dass hirntoten Menschen in den USA, China und Europa künftig öfter artfremde Organe eingepflanzt werden.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.
Das ist ein interessanter Artikel zu einem mir bisher unbekannten Thema. Außer einem Hinweis auf die Einwilligung durch die Angehörigen finden sich leider wenig Gedanken zu den ethischen Aspekten, die ich doch ‹bedenklich› finde.
Entsetzlich diese Leichenfledderei.
Welch ein Zynismus des Präsidenten der Internationalen Xenotransplantations-Gesellschaft, das als «herzerwärmend» zu bezeichnen.
Wundern braucht so was nicht in diesen unseren Kriegs-Zeiten, in denen ‹unsere Raketen und Bomben als lebensrettend› propagiert zum Einsatz kommen.
Die Xenotransplantation ist nicht nur aus medizinischer Sicht bedenklich, sondern vor allem auch aus ethischen und christlichen Gesichtspunkten – vor zwei Jahren durfte ich auf der Website «reformiert.ch» ein Interview dazu geben /Titel: «Diese Fragen betreffen das ganze Leben auf der Erde». Dieses Thema müssen wir gesellschaftlich diskutieren und eine gemeinsame Position finden. Insofern bin ich dem Infosperber sehr dankbar, dass er solche Artikel bringt.
Was für ein Irrsinn!! Vom damit verbundenen Wahnsinnsaufwand für das Gesundheitswesen abgesehen.
Wenn immer mehr Menschen sich hemmungs- und grenzenlos vollfressen, vollsaufen, mit Nikotin und Drogen vollpumpen , dann brauchen die mit der Zeit sehr viele Ersatz-Organe, um weiterhin alles in grossen Mengen in den Magen und Körper zu stopfen und die Suchtlust ist befriedigt. Verständlich, dass die Hersteller der Suchtprodukte ein Interesse haben könnten, dass sehr viele Organspender-Schweine gezüchtet werden sollten mit dem Ziel Umsatzeinbussen zu vermeiden.
Es scheint wohl der Glaube vorhanden zu sein, ohne Schweine gibt es keine Zukunft.
Gunther Kropp, Basel