Sperberauge
Corona könnte aufzeigen, dass manche Ärzte zu viel behandeln
Falls Personen nach einem Herzinfarkt oder sonst einem lebensbedrohenden Grund nicht sofort ein Spital aufsuchten, weil sie Angst hatten, sich dort mit Corona anzustecken, haben sie meistens einen falschen Entscheid getroffen.
Doch wenn viele Operationen des Kreuzbands, des Meniskus, der Knie- und Hüftgelenke verschoben werden mussten, war dies in vielen Fällen zum Wohl der Betroffenen1). Auch Menschen mit Herzschwäche oder Herzinsuffizienz, deren Zustand insgesamt stabil ist («stable patients with coronary artery disease»), und denen wegen Corona keine Stents eingesetzt werden konnten, haben Glück gehabt. Denn Stents reduzieren bei ihnen weder das Risiko eines Herzinfarkts noch leben sie länger, als wenn sie nur Medikamente nehmen1).
Pandemie könnte unnötige Medizin sichtbar machen
Ungefähr jeder fünfte diagnostische und operative Eingriff in Spitälern bringe keinen Nutzen, sondern nur Risiken, schätzt Sebastian Schellong, Chefarzt in Dresden. «Die Pandemie macht diese unnötige Medizin jetzt sichtbar», erlärte er im «Spiegel». Konkret meinte er:
«Menschen mit Rückenschmerzen, die nicht an den Bandscheiben operiert werden konnten, wurden dank Wärmflasche und Gymnastik auch so wieder gesund. Zappelige Schüler, die keinen Termin beim Kinderpsychiater wahrnahmen, bekamen ihr Temperament ohne ADHS-Medikamente in den Griff. Erwachsene, die den Check-up ausfallen ließen, blieben von Zufallsbefunden und sinnlosen Folgeuntersuchungen verschont.»
Das Ausmass der nutzlosen Überbehandlungen könnte man jetzt aufgrund der verschobenen und nicht nachgeholten Eingriffe erforschen. Doch Forschungsgelder dürfte niemand dafür locker machen.
In der Schweiz, Deutschland und den USA unterscheidet sich die Häufigkeit von gängigen Operationen je nach Gegend – bei vergleichbaren Zusammensetzungen der Bevölkerungen – um das Zwei- bis Zehnfache. Ein entscheidender Faktor, der den Unterschied ausmacht, ist das Angebot an Spezialisten und Spitalbetten. Ob in diesen reichen Ländern ein Teil der Bevölkerung unter- oder vielmehr überversorgt wird, wurde bezeichnenderweise nie gründlich erforscht.
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DOK-FILM auf 3sat:
«Rund 15 Millionen stationäre Operationen haben die Deutschen letztes Jahr hinter sich gebracht. Dabei sind viele Eingriffe nicht nur teuer, sondern auch unnötig – und manche sogar schädlich. In keinem Land der Welt werden so viele künstliche Knie- und Hüftgelenke eingesetzt und so viele Herzkranzgefäße aufgedehnt wie in Deutschland. Rückenoperationen werden hierzulande dreimal so häufig durchgeführt wie in England und doppelt so häufig wie in Frankreich. Das tut weh. Den Patienten, aber auch den Krankenkassen, deren Ausgaben für Operationen jedes Jahr einen neuen Rekordwert erreichen. Der Nutzen ist oft fraglich.»
Hier Link zum Dokfilm.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine.
Guter Artikel, Herr Gasche.
Ein wunderbarer Artikel. Das Buch «Sehnsucht nach Unsterblichkeit» von Dr. Loewit sagt dasselbe aus, nämlich, dass es oft um Geld geht und nicht um Gesundheit. Ich selber gehe nur zum Arzt, wenn ich Beschwerden habe. Wie steht es aber mit andern Menschen für die ich verantwortlich bin? Bei meiner Tochter liess ich auch einen Herz-Untersuch zu weil ich nicht wusste, wie es wäre, wenn man den Untersuch unterlassen würde, da sie Schmerzen links angab. Oft ist es für einen Laien schwer abzuschätzen, was nötig ist und was nicht, wenn der Arzt etwas empfiehlt.
Nichts Neues ! Leider !
Ich möchte in der heutigen Zeit nicht Arzt sein oder werden,
weil man in der einen oder anderen Richtung aus NICHt-medizinischen Gründen gezwungen werden könnte,
nicht nur gegen ärztliche Ethik
sonder auch gegen eindeutige StrafGesetze zu verstossen:
Über-Behandlung könnte als «KörperVerletzung» geahndet werden –
zu wenig ärztlicher Beistand als strafbare «unterlassene HilfeLeistung» !
Alles Gute – und freundliche Grüsse !
Wolfgang Gerlach, Ingenieur
Nachtrag:
Vor Jahren fand ich noch einige deutsche Statitistiken zur durchschnittlichen Lebens-Erwartung bei verschiedenen Berufen. Heutzutage sind mir diese Statistiken nicht mehr greifbar. Verschwunden. -Aber ich erinnere mich:
Die durchschnittliche LebensErwartung eines Chirurgen lag deutlich unter 60 Jahren – unter der eines Gerüstbauers oder eines BergWerksArbeiters, die auch schon ziemlich «schlechte Werte» hatten.
Heutzutage frage ich mich, -und natürlich DEN, der dies weiss-
ob diese Mini-LebensErwartung deutscher Chirurgen
grundsätzlich berufsbedingt ist –
oder ob deren LebensVerschleiss auf dem konstanten Psychostress basiert,
Menschen -wider besseres ärztliches Wissen-
-rein aus finanziellen Vorgaben- – «von Oben» –
zwangsweise und schädigend -statt heilend- operieren zu müssen ?!
Alles Gute – und freundliche Grüsse !
Wolfgang Gerlach, Ingenieur
Ich finde die Überbehandlungen auf Kosten von anderen Menschen sind eine neue Form einer alten Unsitte: sagen wir mal: gut kaschierter, zivilisiert-abstrahierter Kannibalismus. Nicht dass Menschen real verspiesen würden, aber ein System mästet sich auf Kosten zahlreicher Menschenleben. Ich habe das Glück die Rückenübungen nach Dr. Paki aus Freiburg kennengelernt zu haben – ich habe überhaupt keine Angst mehr vor Rückenschmerzen! Wieviel Leiden könnte Menschen erspart bleiben wenn das Gesundheitssystem den Fängen der Pharma- und Gesundheitsindustrie entrissen würde…
Noch eine Information,
welche mir sagt, dass wir unseren Ärzten
deren Einsatz für unser Leben und Über-Leben viel zu «schlecht danken»:
die prozentuale Suizid-Rate deutscher Ärzte ist etwa 2,5 fach höher als durchschnittlich – und bei Ärztinnen deutlich höher als bei Ärzten.
Also – ! bitte ! -künftig wenigstens gelegentlich maldaran denken
ihren Arzt besonders höflich und freundlich zu grüssen
UND ihm gelgentlich auch mal herzlichst zu danken-
ihm vielleicht auch mal «ein paar Blümchen» oder «ein Tröpfchen» mitzubringen,
ihn vielleicht auch mal einzuladen ?!?
denn viele unserer Ärzte tun nicht nur ihre Pflicht –
sondern sind mit Leib und Seele Arzt und Helfer !
Alles Gute -und freundliche Grüsse !
Wolfgang Gerlach , Ingenieur
Ob das die Krise zeigen wird, bin ich leider nicht sicher. Die Spitäler lobbyieren für das Weiterführen des Lockdown; die Intensivstationen seien laut Lokalnews von gestern zwar fast voll ausgelastet, jedoch machten (günstige, zu meist allgemeinversicherte) Covid-Patienten momentan nur 20% dieser Auslastung aus. Nutzen die Spitäler den gegenwärtigen «präventiven» Lockdown, um die verpassten Einnahmen der letzten Monate durch überflüssige und teure Operationen von Privatversicherten zügig nachzuholen, oder: müssen wir im gegenwärtigen Lockdown, dessen Legitimation eine Hypothese über eine möglicherweise höhere Infektiosität von Virusmutationen ist, ausharren, damit die Spitäler Einnahmen gutmachen können?