Sperberauge

Impfstoffpreise durchgesickert

Daniela Gschweng. © Alexander Preobrajenski

Daniela Gschweng /  Eine belgische Ministerin hat versehentlich eine Preisliste der Corona-Impfstoffe veröffentlicht.

Die belgische Ministerin Eva De Bleeker hat auf Twitter eine Preisliste der momentan erhältlichen Corona-Impfstoffe gepostet. Die Staatssekretärin für Verbraucherschutz löschte den Tweet zwar gleich wieder, aber da war es schon zu spät. Findige Nutzer hatten bereits Screenshots gemacht. Auch die belgische Zeitung «Het Laatste Nieuws» veröffentlichte das Dokument.

Die Liste führt auf, zu welchen Preisen Belgien den Impfstoff von der EU kauft, die für die Mitgliedsstaaten Verträge abgeschlossen hat. Am teuersten ist demnach die Impfstoffdosis des mRNA-Impfstoffs von Moderna. Der auf konventioneller Herstellungsweise basierende Impfstoff von AstraZeneca kostet etwa ein Neuntel davon und ist damit der günstigste. Diese Grössenordnungen waren zuvor in etwa bekannt.

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Die belgische Ministerin Eva De Bleeker postete am 17. Dezember eine Preisliste der erhältlichen Corona-Vakzine auf Twitter.

In anderen Ländern, beispielsweise in den USA, sind die Preise anders. Zum einen deshalb, weil Preisabsprachen nationale Verhandlungssache sind. Zum anderen haben verschiedene europäische Länder die Hersteller bei der Impfstoffentwicklung unterstützt, was sich auf den Preis auswirkt. AstraZeneca hatte zudem im Vorfeld angekündigt, dass es seinen Impfstoff zum Selbstkostenpreis anbieten werde.

AstraZeneca verkauft seinen Impfstoff in den USA für rund vier Dollar, in der EU kostet er laut De Bleekers Liste nur 1,78 Euro. Allerdings ist es üblich, dass Medikamente in den Vereinigten Staaten teurer sind als in Europa. Der Moderna-Impfstoff, der im US-Bundesstaat Massachusetts entwickelt wurde, kostet die US-Regierung nur 15 Dollar statt 18 Dollar wie in Belgien, vergleicht der «Guardian».

Pfizer verärgert wegen Verletzung der Geheimhaltungspflicht

Bei Pfizer kam das Versehen, für das De Bleeker ihr Kommunikationsteam verantwortlich macht, gar nicht gut an. Das Unternehmen, das zusammen mit dem deutschen Hersteller Biontech einen Impfstoff vertreibt, sieht Verträge mit der EU verletzt. Die Veröffentlichung der vereinbarten Preise verstosse gegen die Geheimhaltungsklausel. Die Europäische Kommission wollte dazu keinen Kommentar abgeben.

Die Preisliste wird die Diskussion um die globale Verteilungsgerechtigkeit voraussichtlich stark befeuern. Ärmere Länder drohen beim Run auf den Impfstoff das Nachsehen zu haben. Rund 100 Staaten fordern deshalb eine temporäre Aussetzung des Patentschutzes, um Corona-Impfstoffe schnell in grösserer Menge herstellen zu können.


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2 Meinungen

  • am 9.01.2021 um 16:14 Uhr
    Permalink

    1. Dass jede dieser Firmen Gewinn machen möchte, ist in Ordnung.

    2, Dass Regierungen Preis-Unterschiede bis 1:10 akzeptiern, ist UN-fassbar.

    3. Dass auch die Hersteller mit 10-fachem Preis ?und Gewinn? keiner-lei
    Haftung tragen müssen/sollen spuckt jeglichem markt-wirtschaftlichem
    Denken und Handeln mitten ins Gesicht !

  • am 13.01.2021 um 11:14 Uhr
    Permalink

    Ja, ärmere Länder haben vielleicht zu ihrem Glück das Nachsehen.
    So hat Bolivien schon im letzten ClO2, das weltweit zur Wasserreinigung (gegen Viren, Bakterien und Pilze) eingesetzt wird. In den meisten Ländern werden damit – gesetzlich vorgeschrieben seit den HIV-Skandalen – Blutplasmabeutel behandelt. Das US-Militär verwendet für seine Soldaten zum Schutz im Fall von biologischen Waffen usw.
    In Bolivien ist seit einigen Monaten per Dekret vorgeschrieben als erstes Mittel der Wahl bei Covid. Bereits mehrere Städte sind seither völlig Covid-frei.

    Ob die neuartige mRNA-Impfung für die reichen Länder ein Segen oder Fluch ist, muss sich noch zeigen. Im Impf-Vorzeigeland Israel ist seit dem Impfstart die Zahl der Corona-Krankheitsfälle (nicht etwa symptomlose Infizierte) massiv angestiegen.

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