FFP2

Es ist unklar, ob die FFP2-Masken des chinesischen Herstellers «Shandong Shengquan New Materials» schädlich für den Menschen sind. Kanada und Frankreich haben sie zurückgerufen. © pixabay

Frankreich: Rückruf von potenziell gefährlichen FFP2-Masken

Tobias Tscherrig /  Das Ministerium für Öffentliche Gesundheit hat Millionen FFP2-Masken zurückgerufen, die an Pflegekräfte verteilt worden waren.

Wie französische Medien Ende Mai berichteten, musste das Ministerium für Öffentliche Gesundheit in Frankreich rund 17 Millionen potenziell gefährliche FFP2-Masken zurückrufen, die zuvor an Pflegefachkräfte verteilt worden waren. Als Ursache für den Rückruf gaben die französischen Behörden eine darin enthaltene Modifikation von Kohlenstoff – sogenanntes Graphen – an, das als potenziell giftig gilt. Der Inhaltsstoff sei zwar auf dem Beipackzettel der Masken aufgeführt gewesen, die Gesundheitsbehörden hätten den Vermerk aber nicht gesehen.

Gefährlichkeit nicht restlos geklärt

Mehr als ein Jahr nach Beginn der globalen Gesundheitskrise, hat Frankreich seine diversen Probleme mit Atemschutzmasken noch immer nicht gelöst. Am 25. Mai veröffentlichte die staatliche französische Organisation zur öffentlichen Gesundheitspflege, «Santé publique France» (SPF), ein Dokument der Nationalen Agentur für Arzneimittelsicherheit (ANSM), das zuerst nur wenig Beachtung fand. Das Dokument ist mit der Überschrift «Dringend – Sicherheitsinformationen» betitelt und richtet sich vor allem an die französischen Krankenhäuser.

Darin steht unter anderem: «Ihre Einrichtung hat wahrscheinlich Masken mit der Aufschrift ‹Biomasse Graphen› erhalten. Während des Wartens auf die Bewertung des möglichen Risikos im Zusammenhang mit dem Vorhandensein von Graphen in diesen Masken und als Vorsichtsmassnahme, bitten wir Sie, diese nicht mehr zu verwenden.»

Ob Graphen aber wirklich toxisch ist, ist nicht restlos geklärt. «Auch die Auswirkungen auf Mensch und Umwelt sind sehr unterschiedlich. Das macht einfache und allgemeingültige Aussagen fast unmöglich», schrieb zum Beispiel die Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) im 2019 veröffentlichten Bericht «Is Graphene Safe?».

Bei den in Frankreich zurückgerufenen Atemschutzmasken handelt es sich um FFP2-Masken, die zum staatlichen Lagerbestand gehören und die vom chinesischen Hersteller «Shandong Shengquan New Materials» geliefert wurden. Alle französischen Einrichtungen, die derartige Masken besitzen, müssen sie nun an die Behörden zurücksenden.

Masken wurden bereits im Jahr 2020 verteilt

In der französischen Region Île-de-France wird dieser Aufruf durch ein Schreiben der regionalen Gesundheitsagentur (ARS) begleitet, das sich an die ansässigen Krankenhausleitungen richtet. In diesem Dokument wird unter anderem erwähnt, dass «zum jetzigen Zeitpunkt 60,5 Millionen FFP2-Masken mit CE-Kennzeichnung identifiziert wurden, die potenziell Graphen enthalten könnten.» 16,9 Millionen dieser Masken seien bereits im Jahr 2020 verteilt worden, was 28 Prozent der total erhaltenen Bestände entspreche.

Weiter gibt die ARS an, dass «diese Masken hauptsächlich an Gesundheits- und medizinisch-soziale Einrichtung verteilt wurden.» Es sei auch nicht ausgeschlossen, dass medizinisches Fachpersonal im ambulanten Bereich die betroffenen Masken erhalten hätten.

Kanadisches Gesundheitsministerium schlug Alarm

Das Graphen, das bei der Herstellung der betroffenen Masken verwendet wurde, war zuerst vom kanadischen Gesundheitsministerium als «potenziell lungenschädigend bei Tieren» klassifiziert worden. Bereits vor mehr als zwei Monaten riefen die kanadischen Behörden Millionen dieser Masken zurück.

Anfang April veröffentlichten die kanadischen Gesundheitsbehörden eine Mitteilung, in der Kanadierinnen und Kanadier aufgefordert wurden, keine Masken zu tragen, die Graphen enthalten. Das Einatmen von Graphen könne ein Gesundheitsrisiko darstellen. Das kanadische Gesundheitsministerium rät in seiner Mitteilung dringend dazu, «einen Arzt aufzusuchen, wenn Sie eine Maske getragen haben, die Graphen enthält» und anschliessend gesundheitliche Beschwerden wie Kurzatmigkeit, Unwohlsein oder Atembeschwerden aufgetreten seien.

Erst zwei Monate nach den erstmaligen Warnungen der kanadischen Behörden, unternahm die französische Regierung Schritte, um die Masken zurückzurufen und die Bevölkerung so vor einem potenziellen Gesundheitsrisiko zu schützen.

Masken hätten nicht nach Frankreich gelangen dürfen

Die nationale französische Forschungsorganisation «Centre national de la recherche scientifique» hatte Graphen in ihrer Fachzeitschrift bereits früher als «revolutionäres Material» vorgestellt. Es sei «flexibel, leicht, ultra-resistent, transparent und vor allem ein hervorragender Leiter.»

In den betroffenen französischen Masken ist das potenziell gefährliche Graphen enthalten, weil es auch antivirale Eigenschaften besitzt. Damit fällt es allerdings unter die Kategorie der Biozide, wie sie von der Nationalen Agentur für Lebensmittel-, Umwelt- und Arbeitsschutz (Anses) definiert werden: «Stoffe oder Zubereitungen, die dazu bestimmt sind, als schädlich angesehene Organismen zu zerstören, abzustossen oder unschädlich zu machen.»

Der Einsatz derartiger Biozide ist für «Santé publique France» allerdings verboten. Die betroffenen Masken hätten also niemals in die Hände von Pflegefachkräften gelangen dürfen. Trotzdem gelangten im Total 60.5 Millionen potenziell gefährliche Atemschutzmasken nach Frankreich.

Maskenbeschaffung in Zeiten der Verknappung

Das französische Online-Portal «Mediapart» wollte von «Santé publique France» wissen, weshalb diese Masken überhaupt ins Land gelangt sind und dann an die Pflegefachkräfte verteilt wurden. «Santé publique France» erklärte, dass der Auftrag über die betroffenen Masken im April 2020 erteilt worden sei und dass es damals eine positive Stellungnahme der Nationalen Agentur für Arzneimittelsicherheit gegeben habe.

Allerdings sei das Vorhandensein von Graphen sowohl in einem Testbericht wie auch in einer Mitteilung des Herstellers als ‹Biomass Graphene› aufgeführt worden. Erwähnungen, die den Behörden anscheinend entgangen sind. Trotzdem bittet die staatliche französische Organisation zur öffentlichen Gesundheitspflege um Nachsicht: Die Erwähnung des potenziell gefährlichen Stoffes wäre wahrscheinlich offensichtlicher gewesen, wenn sie als Biozid-Aktivität deklariert worden wäre. Im Übrigen seien die Masken in einer Zeit der massiven Maskenanschaffungen gekauft worden. Hinzu sei noch die damalige Verknappung der begehrten Atemschutzmasken gekommen.

In der Tat haben die französischen Behörden damals auf die Schnelle Hunderte von Millionen Atemschutzmasken gekauft. In einem Bericht des französischen Senats vom Dezember, werden diese Käufe als «Eil-Käufe» zu «Wucherpreisen» bezeichnet.

NGOs forderten europaweiten Rückruf

Nach dem kanadischen Entscheid, graphenhaltige Masken zurückzurufen, forderten vier Nichtregierungsorganisationen am 6. April die Europäische Union auf, die betreffenden Masken europaweit zurückzurufen. Denn die Masken werden vom chinesischen Hersteller auf der ganzen Welt vertrieben. «Menschen benutzen diese potenziell giftigen Masken bereits jetzt, darunter Kinder, medizinisches Personal und Angestellte», heisst es im Brief der NGOs an die Europäische Kommission.

In der Zwischenzeit haben die EU-Mitgliedstaaten und die Europäische Kommission die Europäische Chemikalienagentur um eine Risikobewertung gebeten. Die Auswertung steht noch aus. Bis es soweit ist, erinnert «Santé publique France» daran, dass – auch wenn an Labortieren eine «akute Toxizität» durch das Einatmen von Graphen beobachtet wurde – dies beim Menschen noch nicht nachgewiesen wurde.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine
_____________________
Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.

Zum Infosperber-Dossier:

Coronavirus_1

Coronavirus: Information statt Panik

Covid-19 fordert Behörden und Medien heraus. Infosperber filtert Wichtiges heraus.

War dieser Artikel nützlich?
Ja:
Nein:


Infosperber gibt es nur dank unbezahlter Arbeit und Spenden.
Spenden kann man bei den Steuern in Abzug bringen.

Direkt mit Twint oder Bank-App



Spenden


Die Redaktion schliesst den Meinungsaustausch automatisch nach drei Tagen oder hat ihn für diesen Artikel gar nicht ermöglicht.

5 Meinungen

  • am 6.06.2021 um 12:22 Uhr
    Permalink

    Ich fasse zusammen:
    Was Genaues weiss man nicht –
    trotzdem es -eigentlich- mehr als reichlich Zeit für entsprechende Untersuchungen gab –
    die -aus Verantwortungs-Bewusstsein längst erledigt sein müssten !.

    Also bestellte man
    -ohne dass sich BIS HEUTE überhaupt wer zuständig fühlte,
    ohne so sorgfältig, wie sein MUSS,
    die Qualität / den «Beipackzettel» / zu beachten,
    erst mal für zig Millionen Medizin-Produkte «auf Verdacht» —
    um diese dann anschliessend wieder
    -mit gleichsamer Lässigkeit und Verantwortungs-Losigkeit-
    «auf Verdacht» zu verschrotten !

    Wir haben ES ja !
    Notfalls als Schulden unseren Kindern und Enkeln «vermachend».

    Die Corona-Krise
    zeigt vor allem auch, dass wir -weltweit-
    in der Krise verantwortungslos handelnder «Autoritäten» sind,
    was viel mehr hunderte Milliarden an Geld vernichtet
    und viel mehr zigtausende – machtlose – «Untertanen» tötet
    als alle Viren zusammen über die letzten Jahrzehnte !

    Ob ER auch DIE meinte, als er Iam Kreuz hängend- sprach:
    «Vater vergib ihnen, denn SIE wissen nicht, was SIE tun !»

    Ich denke:
    DIE (die ich meine) wissen zu genau, was SIE Übles tun
    – und sie tun es trotzdem – -so lässig, wie verantwortungs-los–
    und KEIN VATER, KEINE MUTTER, KEINE GÖTTER
    sollten DENEN jemals vergeben !
    Ganz egal, welchem Glauben -oder Un-Glauben DIE angehören !

    Zum Teufel mit DENEN !!!

    Wolf Gerlach, Ingenieur

  • am 6.06.2021 um 12:35 Uhr
    Permalink

    Ein kurzes googeln zeigt, dass in der Schweiz Masken vom erwähnten Hersteller angeboten werden. Ebenso wird in CH Maskenshops mit dem anscheinend giftigen und für Masken verbotenen Material „Graphen“ sogar explizit geworben. Wie sieht das in der Schweiz aus? Wer prüft unsere Masken? Unsere Spitäler wurden ja schon mit Gammelmasken aus abgelaufenen Armee-Beständen beliefert. Die Pflege hat inzwischen umfassende Maskenpflicht, zum grossen Teil FFP2 Pflicht. Und jetzt finde ich nachfolgend verlinkte Masken in CH shops?! Taugen wir Bürger nur noch als Versuchsobjekte?

    Masken Angebot Fa. Shangdong

    https://www.puravita.ch/de_ch/shangdong-ffp2-atemschutzmaske-40-stuck

    Masken Angebot mit „Graphen“

    https://shop.as-gesundheit.ch/de/schutzmasken-und-maskenbehaelter/138-ffp2-hygienemaske-mit-graphen-2-stk-im-beutel-premium-ffp2-atemschutzmaske-mit-graphen-40er-pakete-zertifiziert-nach-din-en14920-6970266961060.html

  • am 6.06.2021 um 12:52 Uhr
    Permalink

    Wir nähen Masken für uns selber, doppelschichtig, mit einer Filter Feistoffeinlage. Seither habe auch keine Pollenallergie mehr. Wäscht man diese mit Cdl300ppm, dann sieht man was da drin hängen bleibt. Erstaunlich in was für einer dreckigen Luft wir leben. Eigenverantwortung und selber lernen und denken schützt vor vielen Gefahren.

  • am 7.06.2021 um 00:09 Uhr
    Permalink

    Dazu werden diese Masken meistens an absolut virenfreien Orten und sogar im Freien getragen. Das heisst im Klartext: Gesundheitsrisiko durch Viren ist gleich null, Risiko durch FFP2 Maske erheblich bis sicher.

  • am 7.06.2021 um 20:31 Uhr
    Permalink

    Geehrter Herr Tscherrig. Haben nicht Sie den Artikel «Hirn an, Maske auf» verfasst? So einfach scheint die Sache also doch nicht zu sein. Zudem könnten uns so wichtige Mikroorganismen entgehen, auf welche unser Immunsystem angewiesen ist. Ich weiss, Herr Gasche, dass Sie damit nicht betonen wollten, Masken seien unnütz. Zugeben müssen Sie wohl beide, dass bei deren Nutzung zumindest Vorsicht angebracht ist.

Comments are closed.

Ihre Meinung

Lade Eingabefeld...