Durchbruch bei Gentechnik-Kennzeichnung in den USA
Einer der kleinsten Bundestaaten der USA macht es vor: seit dem 30. Juni müssen so gut wie alle Lebensmittel in Vermont gekennzeichnet sein, wenn sie genveränderte Bestandteile enthalten. Das Gesetz ist ein Durchbruch im Umgang der US-Hersteller mit gentechnisch veränderten Lebensmitteln.
Vermont ist der erste und bisher einzige Bundesstaat, in dem eine Kennzeichnungspflicht in Kraft tritt. Ein Durchbruch ist das Gesetz deshalb, weil es mittelbar die gesamten USA betrifft. Um nicht für jeden Bundesstaat ein eigenes Label drucken zu müssen, haben die meisten grossen Nahrungs- und Getränkehersteller die Verpackungsbeschriftungen bereits geändert, allen voran das bekannte Unternehmen «Campbell Soup».
Transparenz für so gut wie alles ausser Fleisch und Käse
Das Gesetz bezieht sich auf die meisten verpackten Lebensmittel sowie auf Gemüse und Obst, das mit Hilfe von Gentechnik erzeugt wurde. Lebensmittel, die Bestandteile von Mais, Zuckerrüben, Raps und Soja enthalten, müssen fast sämtliche gekennzeichnet werden. Diese Pflanzen werden in den USA meist aus genmanipuliertem Saatgut gezogen.
Ausgenommen von der Kennzeichnungspflicht ist Käse, da die Milchgerinnung meist nicht mit natürlichem Chymosin (Lab) aus Kälbermagen, sondern mit industriell hergestellten Enzymen erfolgt, sowie Fleisch von Tieren, die mit gentechnisch veränderten Pflanzen gefüttert wurden. Einige Produkte, berichtet die «New York Times», werden in Vermont vorerst nicht erhältlich sein.
Einer der ersten Hersteller, der seine Produkte umfassend labelte, ist das Unternehmen «Campbell Soup».
Hersteller, die sich nicht an die neue Kennzeichnungspflicht halten, haben sechs Monate Zeit, ihre Verpackungen zu ändern, danach droht ihnen eine Busse von täglich bis zu 1‘000 Dollar, wenn ein Produkt nicht korrekt gekennzeichnet ist. Händler, die Regale und Behälter nicht kennzeichnen, bekommen nach einem Verstoss 30 Tage Zeit, um zu reagieren. Das Gesetz ermächtige die Staatsanwaltschaft und die KonsumentInnen, fehlende Kennzeichnungen zu melden, schreibt die NYT.
Vermont nutzt ein nationalstaatliches Vakuum
Der Einführung des Kennzeichnungsgesetzes, das vor zwei Jahren beschlossen wurde, gingen heftige Auseinandersetzungen zwischen der US-Lebendmittelbehörde FDA, dem Landwirtschaftsministerium und Interessenvertretern der Hersteller und Händler voraus. Letztere lobbyierten für ein Bundesgesetz, dass nicht bindend und nicht für alle Bundesstaaten gültig ist. Befürworter sprachen sich für eine national bindende Kennzeichnungspflicht aus.
Den Herstellern verpackter Lebensmittel stehen drei verschiedene Kennzeichnungen zur Verfügung: «produced with genetic engineering», «partially produced with genetic engineering» und «may be produced with genetic engineering» or »produced with genetic engineering.»
Entsprechende Gesetzesvorlagen zur Kennzeichnungspflicht im US-Kongress wurden jedoch bisher abgelehnt oder verzögerten sich. Ein Gesetzesvorhaben, dass es einzelnen Staaten verboten hätte, eigene Regelungen zu erlassen, scheiterte im März.
Das Vermonter Gesetz schafft Tatsachen
Ein nationales Gesetz könnte die Vermonter Regelung ungültig machen. Obwohl es noch immer aussteht, hat Vermont Tatsachen geschaffen, die sich schwer ignorieren lassen. Die Kennzeichnung wieder zu entfernen, sei für Hersteller zumindest riskant, schreibt die «New York Times».
«In vielerlei Hinsicht hinkt Washington nun hinter dem Markt her. Vielen Herstellern wird es gleichgültig sein, was dort [im Kongress] passiert», sagte Gary Hirshberg, Produzent einer Bio-Joughurt-Linie und Leiter der Bewegung «Just Label It» der Zeitung.
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Diesen Beitrag hat Daniela Gschweng aufgrund von Berichten der «New York Times» und anderer Quellen erstellt.
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Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
keine