Sperberauge

Covid-19: Genesen und doch nicht genesen

Martina Frei © zvg

Martina Frei /  Die EU stellt absurde Regeln auf – die Schweiz folgt ihr. Zum Nachteil derer, die genesen sind, aber nicht als genesen gelten.

Frau Meier1 liess im letzten Winter ihr Blut untersuchen. Sie wollte wissen, ob sie vielleicht schon Corona hatte, ohne es bemerkt zu haben. Doch der Antikörpertest, den sie selbst bezahlte, war negativ. 

Einige Zeit später hatte Frau Meier Kontakt mit jemandem, der danach positiv auf das Coronavirus getestet wurde. Es ging nicht lange, und auch sie spürte ganz leichte Erkältungssymptome. Sie machte einen Schnelltest, den sie sich vorsorglich in einer Apotheke besorgt hatte. Er war negativ. 

Als ihre Beschwerden zunahmen, führte Frau Meier einen weiteren Nasal-Schnelltest durch – positiv. Fünf Stunden später – Frau Meier lag nun fiebernd im Bett – machte sie nochmals einen Selbsttest, diesmal im Rachen. Auch er war positiv. Da sie sich fühlte wie bei einer Grippe und draussen ein eisiger Wind blies, hielt Frau Meier es für vernünftiger, das Bett zu hüten und nicht 25 Minuten zur nächsten PCR-Teststation zu fahren. 

Diagnose Corona – aber kein Zertifikat

Nach der Infektion liess Frau Meier wieder ihr Blut (auf eigene Kosten) untersuchen. Sie hatte nun reichlich sogenannte S-Antikörper gegen Sars-CoV-2. Und sie besass auch N-Antikörper, die nur nach einer durchgemachten Infektion vorhanden sind. Mehrere Monate später wiederholte sie diese Untersuchung: Noch immer hohe Antikörperwerte.

Erst keine Antikörper, dann Symptome, die zu Covid-19 passen, plus zwei positive Corona-Schnelltests und anschliessend hohe Antikörperspiegel, inklusive Nachweis von N-Antikörpern – in normalen Zeiten würde das als durchgemachte Infektion gelten. Aus medizinischer Sicht ist Frau Meier nach einer Coronavirus-Infektion genesen. Trotzdem bekommt Frau Meier kein «Genesenen-Zertifikat» für ein Jahr.

Denn Antikörpertests im Blut werden vom Bundesamt für Gesundheit und vom deutschen Robert-Koch-Institut zur Diagnose einer durchgemachten Coronavirus-Infektion zwar anerkannt – aber nur, wenn es darum geht, zu entscheiden, ob jemand bloss eine Impfdosis erhalten soll, weil er oder sie schon Corona hatte. Oder wenn es darum geht, festzustellen, ob die Impfung bei Menschen mit bestimmten Erkrankungen «angeschlagen» hat. Nicht aber, um ein «Genesenen-Zertifikat» zu erhalten.

Der Bund spart Geld

Das Bundesamt für Gesundheit verwehrt Frau Meier dieses Zertifikat. Denn sie hat keinen PCR-Nachweis erbracht. (Nebenbei: Der PCR-Test hätte den Bund rund 150 Franken gekostet.) «Ein Covid-Zertifikat für Genesene wird nur beim Vorliegen eines positiven PCR-Testergebnisses ausgestellt. Dies gehört zu den Rahmenbedingungen für die Kompatibilität des Schweizer Covid-Zertifikats mit dem «EU Digital COVID Certificate», schreibt das BAG auf Anfrage. Im Klartext: Die Schweiz gehorcht in diesem Fall der EU, so unsinnig die Vorgabe auch sein mag.

Frau Meier hat insofern Glück, als sie in der Schweiz lebt. Denn hier kann sie immerhin ein «Drei-Monats-Zertifikat» erhalten. Solange sie alle drei Monate den Antikörpernachweis erbringt, kann es jeweils um weitere drei Monate verlängert werden. In der EU aber wird dieses Drei-Monats-Zertifikat nicht anerkannt.

Dass der Antikörper-Nachweis nicht genügt, um in der EU ein «Genesen-Zertifikat» zu erhalten, sei massgeblich der deutschen Regierung und dem deutschen Robert-Koch-Institut zu verdanken, berichtete das «Deutsche Ärzteblatt«.

Absurde Regelung europaweit

Angesichts der hohen Dunkelziffer bei Covid – der deutsche Gesundheitsminister schätzt, dass sich jüngst zwei- bis dreimal so viele Menschen mit Sars-CoV-2 ansteckten wie offiziell ausgewiesen – gibt es viele Frau oder Herr Meiers. Etliche davon könnten ihre durchgemachte Infektion zwar vielleicht anhand der Antikörper im Blut beweisen. Nur wird ihnen das nichts nützen, um ein Zertifikat zu erhalten.

Weil die EU medizinisch absurde Regeln aufstellt, wird Menschen wie Frau Meier europaweit weiterhin dieses und jenes verwehrt – obwohl Genesene bisher sehr selten erneut (schwer) erkrankten. Aber Frau Meier gilt eben nicht als genesen.

Impfstatus der Hospitalisierten Kanton Zürich
Von den Personen, die sich schon mit Sars-CoV-2 infiziert haben, musste bisher fast niemand mit einer Zweitinfektion hospitalisiert werden. Grafik aus dem aktuellen Lagebulletin des Kantons Zürich.

_____________________

1 Name ist d. Red. bekannt.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine
_____________________
Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.

Zum Infosperber-Dossier:

Coronavirus_1

Coronavirus: Information statt Panik

Covid-19 fordert Behörden und Medien heraus. Infosperber filtert Wichtiges heraus.

War dieser Artikel nützlich?
Ja:
Nein:


Infosperber gibt es nur dank unbezahlter Arbeit und Spenden.
Spenden kann man bei den Steuern in Abzug bringen.

Direkt mit Twint oder Bank-App



Spenden


Die Redaktion schliesst den Meinungsaustausch automatisch nach drei Tagen oder hat ihn für diesen Artikel gar nicht ermöglicht.

7 Meinungen

  • am 4.01.2022 um 11:47 Uhr
    Permalink

    Und dann gibt es noch Menschen, die schon lange eine Corona-Infektion hinter sich haben (bei mir Juni 2020), zu einem Zeitpunkt als man leicht Infizierte wie mich nicht einmal testen wollte. Auf eigene Kosten habe ich im Oktober 2021 meine T–Zellen messen lassen, mit dem Resultat einer signifikanten Stimulierung gegenüber SARS-CoV2-Spike- und Nucleocapsid-Proteinen (zweiteres ergibt sich nur aus einer natürlichen Infektion). Entsprechende Antikörper waren bei mir zu niedrig für ein 90-Tage-Zertifikat. Ich werde also dafür bestraft, mit 49 Jahren immer noch ein gutes Immunsystem zu haben, welches nicht einmal viele Antikörper produzieren musste, weil meine T-Zellen offenbar sehr fit sind und schnell und effizient durchgegriffen haben. Solches Wissen erwirbt man im Medizinstudium offenbar schon recht früh, Mitglieder der Taskforce haben es aber offenbar schon lange vergessen oder möchten es nicht wahrhaben ebenso wie unsere Regierung. In der Zwischenzeit haben sich übrigens alle in unserer Familie ebenfalls infiziert, ich habe keine Reinfektion durchgemacht und nicht einmal meine Antikörper wurden «geboostert» (2x nachgemessen). Ich finde es einfach nur bedenklich, dass robuste Genesene wie ich (und wir sind ja mittlerweile sehr viele) nach einem Jahr und im Ausland bereits schon nach einem halben als Gefährder gelten und wie Aussätzige behandelt werden. Dabei sind es gerade die Genesenen, die zu einer wirklich stabilen Herdenimmunität beitragen und als «Puffer» agieren.

    • am 7.01.2022 um 08:36 Uhr
      Permalink

      Wunderbar formuliert, Frau Rechsteiner!
      Man könnte echt denken, Corona hätte das Wissen über die T-Zellen aus den Gehirnen der Mediziner gelöscht. Bestehende Fachliteratur und ehrliche Menschen aus der der Medizin gehören offenbar schon in den Bereich von Schwurblern (das Unwort unserer Zeit).
      Die echten Schwurbler behaupten, Corona sei nur durch eine Impfung in den «Griff» zu bekommen, da unser Immunsystem in diesem Falle überfordert sei.
      Eine medizinisch unhaltbare Behauptung, welche von «Gesundheitsämtern», «Experten» und Politikern weltweit postuliert wird, notabene mit der Unterstützung vieler Mainstream-Medien.

  • am 4.01.2022 um 14:56 Uhr
    Permalink

    So ganz allmählich frage ich mich , ob die grundsätzlich negative Einstellung der SVP gegenüber der EU eventuell doch richtig ist, nach all dem Unsinn, den man von dort – im obenstehenden Artikel – vernimmt , oder wenn man die Aussenministerin, eine fanatische «grüne» Aufrüstungsfanatikerin und Russlandhasserin in Kanzler Scholzens Kabinett.
    Ich lese eben einen «ganz bösen» meiner 170 Sprüche, von Fatik Akin, Filmemacher:
    «Der Teufel sind die Unwissenden, jene, die eine Meinung haben, aber keine Ahnung.»

  • am 4.01.2022 um 18:16 Uhr
    Permalink

    Afrika hat kein Geld, weswegen es diese Wohlstandsprobleme nicht hat. Es ist hauptsächlich der ‹Westen› (Selbstbezeichnung: die 1. Welt), der Probleme mit dem Virus hat.

    Bei sämtlichen Massnahmen geht es darum, eine Durchseuchung zu verhindern (insb. widersinnige Kinderimpfung) und möglichst viel Geld an die Pharmakonzerne zu überweisen. Ist auch kein Wunder, denn die Hauptaktionäre der Pharmakonzerne gehören zusammen mit den Banken zu den mächtigsten Lobbyisten in den Parlamenten.
    Andersrum ausgedrückt: Die Politiker sind die Interessenvertreter der Pharma. Dies ist der Grund, warum auch Genesene geradezu zwang-, krankhaft ‹geimpft› werden müssen, nur damit die superreichen Hauptaktionäre nochmehr Geld verdienen.

  • am 5.01.2022 um 10:39 Uhr
    Permalink

    Freu Frei, ich bitte Sie. Man kann ja wohl nicht mit Steak essen seine Verdauung trainieren, sagt die Wissenschaft. Die Genesenen können also logischerweise auch nicht geschützt sein nach einer durchgemachten Infektion, sagt die Wissenschaft.
    https://reitschuster.de/post/der-haken-an-drostens-steak-these/

    Ungereimtheiten gibt es wie Sand am Meer:

    -Wieso darf ein geimpfter 70jähriger mit Übergewicht in’s Restaurant, nicht aber ein ungeimpfter, sportlicher 30jähriger? Denn das Risiko, dass der 70jährige Geimpfte ein IPS Bett wegen eines schweren Covid Verlaufs besetzt ist grösser als beim 30 jährigen Ungeimpften.

    – Wieso wird das Märchen, dass Geimpfte weniger ansteckend seien immer noch verbreitet obwohl es dafür keinen Beleg gibt?

    – Wieso sind jetzt, wo 2/3 der Bevölkerung geimpft sind, die Fallzahlen höher als jemals zuvor?

    – Wieso waren Tests, als sie einen Nutzen für Ungeimpfte hatten, kostenpflichtig und jetzt wo sie einen Nutzen für Geimpfte haben auf einmal wieder gratis?

    – Wieso werden Menschen die starke Impf-Nebenwirkunegne haben systematisch totgeschwiegen?

    – Wieso unterstützen Medien bedingungslos die Regierungen?

    – Wieso werden in Amsterdam bei Demonstrationen Hunde auf Menschen losgelassen?

    Passt das zum Narrativ das uns die Politik und Medienblase liefert? Ist das wirklich Gesundheitsschutz? Und wenn die Realität nicht zum Narrativ passt, ist dann die Realität falsch oder das Narrativ?

    Phuuu, so viele Fragen und nur eine Antwort: Impf dich! 😉

  • am 7.01.2022 um 21:53 Uhr
    Permalink

    An die Autorin:
    Die gezeigte Grafik ist sehr interessant. Für eine bessere Aussagekraft wär es noch entscheidend, den prozentualen Anteil der vollständig geimpften, der Genesenen, sowie der Genesenen + 1x/2x geimpften in der Gesamtbevölkerung gegenüberzustellen.

  • am 8.01.2022 um 03:30 Uhr
    Permalink

    Der Artikel von Frau Frei geht von einer gesunden Person aus, die als Folge der Covid-Erkrankung immun ist und nächstes mal sehr viel weniger schlimm erkranken wird. Sie würde im Fall einer Infektio jedoch das Virus weiter übertragen, weil ihre T-Zellen einen Moment Zeit brauchen, um aus dem Schlaf zu erwachen.
    Das Problem mit der bundesrätlichen Politik ist, dass die Zielsetzung nach politischem Bedarf unterschiedlich definiert wird:
    April 2020 ging es um «flatten the curve», die Spitaleintritte besser über die Zeit verteilen, um die Spitäler zu entlasten. Im Sommer und Herbst 2021, bei der Impfkampagne wollte man Herdenmmunität erreichen, um die Risikopatienten zu schützen.

    Beide Ziele kann man mit dem auf PCR-Testung abgstützten «Genesenen-Zertifikat» nicht erreichen. Wer PCR-positiv ist, ist deswegen noch lange nicht infiziert und schon gar nicht krank. In der Schweiz werden PCR auf SARS-CoV-2 mit einem cycle threshold (ct-Wert) von 40 durchgeführt. Mit diesen Tests werden zufällig vorhandene Trümmer von Viren-RNA als positives Testresultat ausgegeben. Diese Testpersonen sind weder infiziert, noch krank, noch können sie von einer nicht durchgemachten Krankheit wieder genesen.
    Das Zertifikat «Genesen» ist vom biologischen Standpunkt gesehen eine Farce. Es ist einfach das Zückerli, um den Corona-Hausarrest zu versüssen

Comments are closed.

Ihre Meinung

Lade Eingabefeld...