Tel Aviv Covid-Impfzentrum

Während der Pandemie eingerichtete Covid-Impfstation in Tel Aviv. © Depositphotos

Corona: Übersterblichkeit und Impfverlauf passen nicht zusammen

Martina Frei /  Das Impfen sei der Ausweg aus der Pandemie, hiess es. Doch manche Länder, die viel impften, hatten dennoch hohe Übersterblichkeit.

Am Ende einer Pandemie zählt, wie viele Menschen mehr gestorben sind als sonst. Beim «Euromomo» Projekt («European Mortality Monitoring Project») einigten sich die europäischen Länder auf eine einheitliche Definition und Berechnung der Übersterblichkeit. Es erlaubt deshalb Vergleiche. Euromomo wurde ins Leben gerufen, um rasch zu erkennen, wenn irgendwo in Europa eine gefährliche Krankheit ausbricht. Seit rund 15 Jahren melden die beteiligten Länder wöchentlich ihre Sterbedaten an Euromomo. Doch im Rückblick auf die Corona-Pandemie fallen Widersprüche auf.

Israel: Frühes Impfen – keine Übersterblichkeit

In Israel – dem Land, das am 19. Dezember 2020 als Erstes mit dem Impfen gegen Covid-19 begann – ist seit Ende 2019 fast keine Übersterblichkeit erkennbar, weder vor Beginn der Impfkampagne noch danach. Trotz mehr als 12’000 Corona-Toten in Israel gemäss der Johns Hopkins University, trotz deutlich erkennbarer Ausschläge bei den Todesfällen im Verlauf der Pandemie und trotz unterschiedlicher Sars-CoV-2-Virusvarianten kam es laut Euromomo insgesamt zu keiner Übersterblichkeit.

Ein einziger Ausreisser fällt in der Woche 40 im Jahr 2023 auf. In diese Woche fiel der 7. Oktober 2023, der Tag des Überfalls der Hamas. Bei dem Terrorangriff und in den Folgetagen starben über 1100 Menschen.

Euromomo Israel
Euromomo-Kurve für Israel ab Ende 2019. Die gestrichelte rote Linie markiert die Grenze zur Übersterblichkeit. Wenn die blaue Linie diese Grenze übersteigt, sterben mehr Menschen als zu erwarten war.

Eine naheliegende Erklärung, weshalb Israel während der Corona-Pandemie keine Übersterblichkeit hatte: Dort wurde früh und viel gegen Covid geimpft. Schon am 19. Dezember 2020 begann die Impfkampagne in Israel. Rund 18,6 Millionen Impfdosen erhielten die 9,6 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner insgesamt. 

Doch in der ersten Augusthälfte 2021 holte der «Impfweltmeister Portugal» Israel ein und überholte Israel laut «Our World in Data». Trotzdem kam es laut Euromomo danach in Portugal phasenweise immer wieder zur Übersterblichkeit, in Israel dagegen nicht. Mit der Anzahl der verabreichten Impfdosen ist der Unterschied nicht zu erklären.

Covid-Impfungen Portugal Israel
Insgesamt verabreichte Covid-Impfdosen pro 100 Personen in Portugal (rot) und Israel (grün) im Verlauf der Corona-Pandemie. (Hinweis: Gegen Ende der Impfkampagne liegen für manche Länder keine Daten mehr vor. Die Zeitachsen bei «Our World in Data» und Euromomo sind nicht identisch.)
Euromomo Portugal Israel
Verschiedene Medien bezeichneten Portugal als «Impfweltmeister». Trotzdem gab es deutliche Unterschiede bei der Übersterblichkeit in Portugal und Israel. Die gestrichelte rote Linie markiert die Grenze zur Übersterblichkeit. Wenn die blaue Linie diese Grenze übersteigt, sterben mehr Menschen als zu erwarten war.

Etwa an Weihnachten 2021 zog Deutschland mit Israel in puncto Covid-Impfdosen gleichauf und überholte Israel im Januar 2022 sogar. Auch Italien und Österreich überholten Israel bei der Anzahl der Impfdosen pro 100 Einwohner. Trotzdem kam es in Deutschland, Italien und Österreich danach noch mehrmals zu einer Übersterblichkeit, in Israel aber nicht – mit Ausnahme der Woche 40 im Jahr 2023. Mit der Anzahl der verabreichten Impfdosen ist der Unterschied nicht zu erklären.

Covid-Impfdosen Italien Deutschland Österreich Israel Schweiz
Etwa Mitte Dezember 2021 hatten Österreich, Deutschland und Italien Israel beim Impfen eingeholt. Die Schweiz verimpfte weniger Dosen pro 100 Personen.
Euromomo Österreich, Deutschland, Italien, Israel
Grosse Unterschiede bei der Übersterblichkeit zwischen Österreich, Deutschland, Italien und Israel (von oben nach unten).

Die Impfkurven von Dänemark und Italien verlaufen bis in den Herbst 2022 sehr ähnlich. Bei der Übersterblichkeit hingegen zeigten sich deutliche Unterschiede: In Italien kam es beispielsweise im Jahr 2022 zu mehreren und längeren Perioden von Übersterblichkeit, in Dänemark dagegen gab es höchstens kurze Phasen, selbst vor Beginn der Impfkampagne. Mit der Anzahl der verabreichten Impfdosen ist der Unterschied nicht zu erklären.

Covid-Impfdosen kumulativ Italien Dänemark
Über die Zeit verabreichte Impfdosen gegen Covid pro 100 Personen in Dänemark (rot) und Italien (grün).
Euromomo Italien Dänemark
Euromomo-Kurven für Italien (oben) und Dänemark (unten). Der Massstab der beiden Grafiken ist identisch. Die gestrichelte rote Linie markiert die Grenze zur Übersterblichkeit. Wenn die blaue Linie diese Grenze übersteigt, sterben mehr Menschen als zu erwarten war. 

Zypern: Spätes und geringes Impfen – geringe Übersterblichkeit

Zypern hingegen impfte spät und vergleichsweise wenig gegen Covid. Trotzdem zeigt die Euromomo-Kurve dort eine viel niedrigere Übersterblichkeit als beispielsweise für Deutschland oder Italien, die beim Impfen deutlich «weiter vorn» lagen.

Mit der Anzahl der verabreichten Impfdosen ist der Unterschied nicht zu erklären.

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Was die Impfdosen pro 100 Einwohnerinnen und Einwohner betraf, bildete Zypern in diesem Vergleich das Schlusslicht.

Die «Euromomo»-Kurve der Übersterblichkeit von Zypern sieht indes nicht sehr viel anders aus als jene von Dänemark, obwohl Zypern viel weniger gegen Covid impfte:

Euromomo Zypern, Deutschland, Portugal, Dänemark
Auf Zypern (oben) kam es zu weniger Übersterblichkeit als in Deutschland oder Portugal. Auch im Vergleich mit Dänemark (unten) fällt kein grosser Unterschied auf.

Euromomo wollte diese Statistiken nicht kommentieren. Die Pressestelle ignorierte bisher alle Anfragen.

Vergleich USA, Grossbritannien, Israel

Manchen Wissenschaftlern fiel schon früh auf, dass die Covid-Impfraten nicht zu den -Fallzahlen passten. Das führte dazu, dass sie in einem Gedankenexperiment durchspielten, welche relative «Wirksamkeit» ein hypothetischer Impfstoff mit keinerlei Wirkung in Beobachtungsstudien erzielen könnte: Es waren bis zu 67 Prozent (Infosperber berichtete).

Fallzahlen und Impfungen Israel, USA, UK
Die obere Grafik zeigt die Fallzahlen, die untere die Impfraten. In Israel (blaue Linien) war Ende März 2021 ein deutlich grösserer Anteil der Menschen geimpft als in den USA (violette Linie) und in Grossbritannien (rote Linie). Die Infektionswelle verlief in allen drei Ländern trotzdem recht ähnlich.

Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine
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11 Meinungen

  • am 29.10.2024 um 11:44 Uhr
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    Interessant wären mehr Vergleiche von nördlich gelegenen und südlich gelegenen Ländern. Es könnte sein, dass der offensichtliche Unterschied der Vulnerabilität im Süden im Zusammenhang mit der Sonneneinstrahlung und der damit verbundenen Auswirkungen des Sonnenhormons Vitamin D steht. Der Vergleich über mehrer Jahre von den Auswirkungen der jährlichen Grippewellen im Süden und im Norden könnten eventuell einen Hinweis zur Erklärung des oben geschilderten Phänomens geben.

    • am 30.10.2024 um 00:43 Uhr
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      Tatsächlich höchst interessant ist z.B. auch ein Vergleich mit der Übersterblichkeit in Grippejahren Norwegen vs. Schweden. In Norwegen gab es auch in starken Grippejahren praktisch keine Übersterblichkeit, aber in Schweden schon. In Norwegen sind die Menschen viel distanzierter, wohnen weniger eng aufeinander, bewegen sich sehr viel draussen in der Natur. Die Schweden sind viel geselliger, leben zu grossen Teilen urban in engeren Siedlungsgebieten. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Norwegen also wegen den Massnahmen wie Lockdown&Co weniger Übersterblichkeit hatte.

      Desweiteren ist im Norden Europas die Vitamin-Supplementation viel mehr verbreitet und im Bewusstsein, als im Süden – was im Winter die Vitamin-D3-Bildung durch Sonnenexposition sicher mehr als kompensiert. Das müsste in die Beobachtungen auch mit einfliessen.

  • am 29.10.2024 um 11:59 Uhr
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    Kann es sein, dass hier – egal welches Land – nicht immer korrekt gemeldet oder sogar verschwiegen wurde? Es kann nicht sein, was nicht sein darf? Die Faktenchecker waren damals ja sehr, sehr rege unterwegs, davon kann jeder ein Lied singen, der die Impfung und deren Wirkung in Facebook und anderen sozialen Medien kritisch betrachtet hat.
    Beim aufmerksamen Lesen diverser Medien – offizielle und freie – fiel mir auf, dass offiziell fast nichts über Nebenwirkungen / Uebersterblichkeit / Anstieg von Totgeburten berichtet wurde oder höchstens ein Nichtwissen hervorgehoben wurde. Bis heute wird ja eine Aufarbeitung weit von sich geschoben.
    Um mit Marco Rima zu sprechen – ich weiss es nicht……

  • am 29.10.2024 um 12:06 Uhr
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    Die Statistiken geben keine Auskunft darüb er, wo welche Stoffe wo verimpft wurden. – Wann wurde das im Zulassungsverfahren angewandte Produktionsverfahren auf das billigere, schnellere und weniger saubere umgestellt (DNA-Verunreinigungen)?

  • am 29.10.2024 um 12:09 Uhr
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    Euromomo ist leider ziemlich unbrauchbar für eine quantitative Analyse der Übersterblichkeit. Auch Our World in Data nutzt falsche Baselines. Professionelle Tools wie Mortality Watch und die Human Mortality Database zeigen, dass natürlich auch Israel 2020, 2021 und 2022 starke Übersterblichkeit hatte. Weltweit sieht man: je höher die Impfrate bei Senioren, desto geringer die Übersterblichkeit. Leider ging der hohe Schutz mit Omikron dann ziemlich verloren. Der sehr geschätzte Infosperber ist bei diesem Thema auf der falschen Spur.

    • am 30.10.2024 um 01:09 Uhr
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      Ihr sehr geschätzter Kommentar mit Hinweis u.a. auf Mortality.watch führt leider auf die falsche Spur der Vereinfachung. Es kann nicht sein, dass nur die Impfung Einfluss auf die Übersterblichkeit hatte. Z.B. Portugal hatte Ü60 99% mit zwei Dosen geimpft (Quelle ECDC) und Italien 94% gegenüber Luxemburg nur 91%, Schweden 92%; aber Portugal hatte 3.1% Übersterblichkeit (altersstandardisiert), Italien 5.6% gegenüber Luxemburg mit einer «Untersterblichkeit» von -2.5% und Schweden von -3.2% (europaweiter Rekord!)

      Es wäre wirklich förderlich, wenn Massnahmen inkl. Impfung aufgearbeitet würden, damit wir das nächste Mal zumindest mehr Daten erfassen, wenn der Staat dermassen viel Geld ausgibt und in die Grundrechte eingreift. Dann könnten wir ev. auch effektiv multikausal analysieren.

  • am 29.10.2024 um 15:43 Uhr
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    «Mit der Anzahl der verabreichten Impfdosen ist der Unterschied nicht zu erklären.»

    Und was ist mit den «Inhaltsstoffen» der Impfdosen?

    Waren die weltweit immer identisch?

  • am 29.10.2024 um 16:00 Uhr
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    Spätestens beim grossen Unterschied der Übersterblichkeit bei gleicher Impfrate im Beispiel Italien-Dänemark muss man die Zuverlässigkeit der Auswertemethodik hinterfragen. Die z-score-Kurve für Italien kommt in den gezeigten 240 Wochen so gut wie nie unter Null. Wenn man das ernst nimmt, dann ist mehr als 4 Jahre lang in Italien nie ein kleinerer Prozentsatz der Bevölkerung gestorben als ‹erwartet› (auf Grund früherer Daten). Das kann natürlich nicht stimmen. Wahrscheinlich ist bei der Berechnung einfach die Bezugsgrösse (Bevölkerung) zu klein eingesetzt.

  • am 29.10.2024 um 21:25 Uhr
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    Fr. Frei bezieht sich in dem Artikel nur auf die Anzahl der verabreichten Injektionen. DOCH: Nicht jeder erhielt die gleichen Produkte! Verschiedene Hersteller + verschiedene Technologien = Unterschiede in der Mortalität?!. Interessant wäre zu erfahren, handelte es sich in den einzelnen Ländern um Vektor- und /oder modRNA-Spritzen?
    Wir wissen, dass es zu Unregelmässigkeiten bei den Produktionen kam und von Verunreinigungen mit produktionsbedinger DNA. Gibt es eine Korrelation bzgl. der Produktionschargen und Sterblichkeit?

  • am 29.10.2024 um 21:35 Uhr
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    Wenn ein Forensiker diese Gegebenheiten überprüfen würde, und die Daten sich als wahr erweisen, dann würden einige Fragen aufkommen: Warum sterben in nahezu allen Nationen seit der Impfung mehr Menschen, aber nur in einer Nation nicht? Und dies bei einem Erreger welchen man im Labor künstlich herstellen kann? Meine Frage wäre: Eigenartig, warum hat es die Menschheit noch nicht geschafft, auf jede Form von Gewalt, welche jenseits von angemessener und deeskalativer Notwehr liegt, zu Verzichten? Warum gibt es noch kein globales Gewaltverbot und eine globale Exekutive, welche darüber wacht und handlungsfähig Fehlbare ahndet? Gegründet auf einem Weltethos, vor dem alle gleich sind? Solange es diesen Gewaltverbotsmechanismus nicht gibt, gibt es keine Chance, das dieser Planet überlebt. Die radikalisierten Psychopathen werden ihn komplett vernichten.

  • am 30.10.2024 um 09:41 Uhr
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    Da bei der Covid-Impfung die Pharmakovigilanz sträflich unterlassen wurde, bieten seriöse Sterbestatistiken die beste Möglichkeit, Wirksamkeit und Nebenwirkungen dieser Impfung zu beurteilen.
    Die Kurven, welche die Ausschläge Woche für Woche aufzeigen, sind sicher interessant, müssen aber durch langfristige statistische Erhebungen ergänzt werden.
    Die Covid-Todesfälle traten in Wellen auf. Bei Impfschäden ist das nicht der Fall. Denn die Impfung wurde, nur schon rein aus Kapazitätsgründen, über längere Zeiträume verteilt angewendet. Ausserdem haben Impfschäden mehrheitlich nicht zum sofortigen Tod geführt, sondern die Gesundheit längerfristig geschädigt, was dann mit einem anderen Vorkommnis als Auslöser zum Tod führen konnte. Impfschäden erscheinen nicht in Form eines auffälligen Peaks, sondern in Form einer längerfristig gleichmässig erhöhten Sterblichkeit.

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