Ärztekasse bringt Patienten in Schwierigkeiten
Am 11. April erhielt ein Infosperber-Leser, der nicht mit Namen genannt werden möchte, von der Ärztekasse eine Rechnung. Datiert war die Rechnung vom 30. März. Die Rechnung traf also erst nach 12 Tagen ein. Da lief die Zahlungsfrist natürlich schon lange. Schliesslich blieben ihm gerade noch 23 Tage, um die Rechnung zu begleichen.
Die Ärztekasse
1964 gründeten Ärzte die Ärztekasse. Sie ermöglicht es Ärzten und Ärztinnen, Therapeuten und Therapeutinnen, ihre Administration auszulagern. So verschickt sie Rechnungen im Auftrag von Arztpraxen und mahnt säumige Zahler.
Bei niedrigen Rechnungsbeträgen ist eine solche Zahlungsfrist kein Problem. Bei hohen Rechnungsbeträgen hingegen schon. Denn Patienten, die nur über geringe flüssige Mittel verfügen, sind darauf angewiesen, dass sie das Geld von der Krankenkasse erhalten, bevor sie die Rechnung zahlen müssen. Doch das ist bei einer Zahlungsfrist von gerade mal 23 Tagen nicht gewährleistet.
«Fast zwei Wochen»
Der Leser schreibt denn auch: «Die Ärztekasse ist nicht seriös. Ich erwarte eine Zahlungsfrist von 30 Tagen ab Erhalt und nicht ab einem fiktiven Datum.» Ferner fragt er: «Warum braucht die Ärztekasse fast zwei Wochen, um mir die Rechnung zu schicken?»
Langsamer als die B-Post
Die Ärztekasse antwortete ihm, sie verschicke die Rechnungen als B-Post-Massensendung. Diese ist noch langsamer als die normale B-Post. Sie braucht sechs Arbeitstage. Die Ärztekasse schreibt, bis zur Zustellung könne es daher wegen Wochenenden und Feiertagen «zirka zehn Tage dauern».
Ärztekasse macht Druck
Der Infosperber-Leser findet: «Viele Leute sind auf eine 30-tägige Zahlungsfrist angewiesen, weil sie nur bezahlen können, wenn sie das Geld von der Krankenkasse vorher erhalten.» Doch die Ärztekasse macht von Anfang an Druck. Schon auf der Rechnung droht sie mit Kosten von 5 Franken für die erste Mahnung und von mindestens 10 Franken für die zweite Mahnung.
800 bis 1600 Mahnungen pro Tag
Die Ärztekasse schreibt zur kurzen Zahlungsfrist: «Bei der Rechnungsstellung gibt unser Kunde die Zahlungsfrist vor und er definiert, ob eine Mahnung erfolgen soll. Unser Standardmodell sieht vor, dass eine Mahnung 45 Tage nach Rechnungsdatum verschickt wird.» Nur nützt das den Patienten nichts, wenn trotzdem nur 23 Tage fürs Zahlen übrig bleiben.
Die Ärztekasse verschickt jährlich vier Millionen Rechnungen direkt an die Patienten. Viele Patienten zahlen die Rechnung offenbar nicht rechtzeitig. Die Ärztekasse verschickt jedenfalls in fünf bis zehn Prozent der Fälle eine Mahnung. Das sind täglich 800 bis 1600 Mahnungen.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.
Ich war selber als Arzt langjähriger Kunde bei der Ärztekasse und finde, dass sich die Ärztekasse an die üblichen Zahlungsfristen von mind. 30 Tagen halten sollte. Besser wären 45 Tage.
Alles andere ist unmenschlich, denn so kurze Fristen bedeuten unnötigen Stress für alle, vor allem für ältere Patienten.
Ich hoffe doch sehr, dass die Ärztekasse noch andere Werte vertritt, als nur noch Optimierung der Rendite für Ärzte und sich selber.