Sperberauge

Wie eine US-Jungpolitikerin die Republikaner zerlegte

Daniela Gschweng. © Alexander Preobrajenski

Daniela Gschweng /  In einer engagierten Rede kritisierte Mallory McMorrow in Michigan die Politik der gegnerischen Partei – und traf damit einen Nerv.

Es passiert nicht allzu häufig, dass aus einer parlamentarischen Äusserung einer US-Provinzpolitikerin ein Social-Media-Hit wird. Noch seltener geschieht es, dass anschliessend der US-Präsident anruft, um zu gratulieren.

Mit dieser Rede schon: Am 19. April wehrte sich die demokratische Abgeordnete Mallory McMorrow im Parlament Michigans mit deutlichen Worten gegen die Verleumdung einer Senatskollegin und ging damit viral.

Die GOP mischt alte Erzählungen neu auf

Die republikanische Senatorin Lana Theis hatte McMorrow in einem Spendenaufruf namentlich beschuldigt «Kinder zu missbrauchen und zu sexualisieren».

Im Wortlaut schrieb Theis: «These are the people we are up against. Progressive social media trolls like Senator Mallory McMorrow (D-Snowflake) who are outraged they can’t teach can’t groom and sexualize kindergarteners or that 8-year-olds are responsible for slavery.»

Das Wort «grooming», das hier als «missbrauchen» übersetzt ist, ist das neueste Buzzword der US-Republikaner. Es bedeutet in etwa: Sich das Vertrauen von Kindern zu erschleichen, um sie später sexuell zu missbrauchen. Rechtsnationale Kreise wie QAnon und auch republikanische Abgeordnete werfen Angehörigen der demokratischen Partei schon länger Einschlägiges vor. Man denke an die Verschwörungserzählung, nach der Hillary Clinton angeblich einen Kinderpornoring leite.

Weder zahm noch zögerlich

Der demokratischen Partei wird oft vorgeworfen, mit politisch heissen Eisen zu zahm und zu ausweichend umzugehen. McMorrows Rede stellt das genaue Gegenteil dar – McMorrow ist wütend auf die Art, wie im gegnerischen Lager Politik gemacht wird, und sie zeigt es auch. Die Senatorin, welche in der ersten Amtszeit ist, weist die Vorwürfe in ihrer Rede nicht nur weit von sich. Die 35-Jährige zerlegt die Politik der republikanischen Partei in rund vier Minuten als bigott und unehrlich:

Theis hätte sie nur deshalb derart verleumdet, weil sie sich gegen die Marginalisierung der LGBTQ-Gemeinschaft wehre, beginnt sie. Als «heterosexuelle, weisse, christliche, verheiratete Vorstadtmutter», also genau dem Zielpublikum der Republikaner, wisse sie aus eigener Erfahrung, dass die Schreckensszenarien, welche die GOP an die Wand male, weil Kinder über Rassismus und Diversität unterrichtet würden, «völliger Schwachsinn» seien.

«Ich möchte, dass sich jedes Kind in diesem Staat gesehen, gehört und unterstützt fühlt»

Die römisch-katholische irischstämmige McMorrow bezieht sich dabei auf christliche Strömungen, die sich gegen «Frühsexualisierung», die Critical Race Theory, die Einschränkung von Rechten für Transgender-Kinder und mehr wenden. Für die Sklaverei sei von den jetzt Lebenden in den USA gar niemand verantwortlich, Anwesende eingeschlossen. Anders sehe es mit der Zukunft aus.

«Ich möchte, dass sich jedes Kind in diesem Staat gesehen, gehört und unterstützt fühlt und nicht ausgegrenzt und ins Visier genommen wird, weil es nicht heterosexuell, weiss und christlich ist», hält die Senatorin fest.

Menschen, die anders seien, seien nicht der Grund für vernachlässigte, kaputte Strassen, hohe Gesundheitskosten oder der Grund, dass Lehrpersonen in Scharen den Beruf verliessen. Die republikanische Partei behandle Scheinprobleme und suche Sündenböcke. Den Hass, der nicht zuletzt im Namen der christlichen Amerikaner gesät werde, werde sie nicht hinnehmen. «Wir werden Hass nicht gewinnen lassen», schliesst sie ihre Rede ab.

Nerv getroffen – Millionenpublikum sieht sich die Rede an

Die Rede der jungen Senatorin wurde von Millionen Menschen gesehen und in den US-Medien breit besprochen. «Wenn die Demokraten Mallory McMorrow in Flaschen abfüllen könnten, würden sie es tun», schrieb die «New York Times». Joe Biden gratulierte McMorrow anschliessend dazu, «gesagt zu haben, was gesagt werden musste».

Die republikanische Senatorin Lana Theis gibt derweil den Demokraten die Schuld für die «wütenden Mails», die sie bekommt.  


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Keine
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6 Meinungen

  • am 26.05.2022 um 11:27 Uhr
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    Hass macht blind überall auf der Welt. Sehr guter Speach der Frau. Wünschte mir in der Schweiz ähnliches.

  • am 26.05.2022 um 12:03 Uhr
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    Was für ein nutzloses Genöle in den Usa. Ein Land welches näher an einer Plutkratie ist als an einer Demokratie, wo Arbeiterfamilien auf der Strasse leben und es durch den nach Oben unregulierten Kapitalismus all zu oft nur um Geld, Macht und einem krankhaften Siegerzwang geht, es ist so traurig und tragisch, solange könnte man gar nicht weinen, um innere Ruhe zu finden darüber. Wer Wirklich ein Bewusstsein für die wahren Probleme schaffen möchte, wird klein getreten von den Grossen, welche darum fürchten, daß ihre Leichen im Keller zu Tage treten könnten. Ich hoffe das die Schweiz nicht auch in ein solches Fahrwasser kommt. Für 1000 USD kann jeder im DarkNet 10.000 Lykes für seinen Internetauftritt kaufen, mit real existierenden Namen. Game Over heisst die Show. So Schade für diese Nation.

  • am 26.05.2022 um 13:17 Uhr
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    Einfach dem redlichen und unaufgeregten Journalismus zu liebe : Der englische Wortlaut ist nicht die Beschuldigung des Missbrauchs (z.B. Du missbrauchst Dein Kind) sondern der Vorwurf der Empörung, nicht missbrauchen zu können (z.B. Du empörst Dich, dass Du Dein Kind nicht missbrauchen kannst.) Der Vorwurf eine verbrecherische Tat ausgeführt zu haben ist noch schlimmer als der Vorwurf sich darüber aufzuregen eine verbrecherische Tat nicht ausführen zu können. Deshalb : Bitte mehr Sorgfalt, auch wenn das reisserische Momentum deshalb etwas schwindet !

  • am 27.05.2022 um 12:58 Uhr
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    Republikaner und Demokraten haben gemeinsam ihr Land ausverkauft und betrogen. Eine Phalanx aus Anwälten, Propagandisten, Lobbyisten, Wirtschaftsleuten, Analysten usw. tut alles, damit die Macht in denselben Händen bleibt. Die meisten us-amerikanischen Politiker sind Millionäre und haben riesige Domizile in den besten Gegenden. Sie kassieren für jede Leistung hunderttausende Dollar und lassen sich im großen Stil von allen und jedem kaufen. Gesetze werden maßgeschneidert, wie Spender es wollen. Sie halten die Hand auf und kassieren Eintrittsgeld, für alle die pol. Unterstützung brauchen. In keinem anderen westlichen, demokratischen Industrieland gibt es mehr Obdachlose, mehr working poor, mehr Gefängnisinsassen, nirgendwo sind bereits junge Erwachsene vorerkrankter und übergewichtiger. Nirgendwo werden Mieter brutaler und schneller auf die Straße gesetzt. Nirgendwo ist Bildung mehr von Herkunft und Geld abhängig. Versagt haben beide: Republikaner und Demokraten.

    • am 28.05.2022 um 04:37 Uhr
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      Absolut richtig was Sie Schreiben, Danke. Die Schweiz hat leider viele welche auf der gleichen Spur sind. Welche genau dies auch wollen. Dahinter stehen Machtbegehren, Hass, Eitelkeit und die Unfähigkeit zum Mitgefühl. Sie zerstören die Demokratie und jegliche Menschlichkeit. Gute Werte und Gerechtigkeit sind diesen nichts Wert.

  • am 28.05.2022 um 02:50 Uhr
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    Für mich sind die USA schon seit vielen Jahren nicht mehr «das Land der unbegrenzten Möglichkeiten», sondern «das Land der unmöglichen Begrenztheiten». Echte Demokratie geht anders!

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