USA: Bei Nicht-Versicherten werden Maschinen rascher abgestellt
Wie rasch bei einem schwer verletzten Menschen in den USA die Behandlung abgebrochen wird, hängt auch davon ab, wie er krankenversichert ist. Das zeigen Spitaldaten aus den Jahren 2017 bis 2020.
Bei Patientinnen und Patienten in kritischem Zustand ohne Krankenversicherung wurden die lebensverlängernden Massnahmen nach durchschnittlich 6,5 Tagen beendet. Bei privat Versicherten stellten die Ärzte im Durchschnitt nach 7,8 Tagen die Maschinen ab, bei Patienten in der staatlichen Medicaid-Versicherung nach 8,9 Tagen.
Horrende Kosten als mögliches Motiv
Die Wahrscheinlichkeit, dass die Behandlung früher abgebrochen wurde, war signifikant grösser ohne Krankenversicherung – obwohl seit 1986 ein US-Gesetz verlangt, dass Kranke in kritischem Zustand die optimale Therapie erhalten sollen und zwar unabhängig von ihren finanziellen Mitteln oder ihrem Versicherungsstatus.
Die Spitäler und / oder die Angehörigen, welche den Entscheid mitfällten, hätten möglicherweise Bedenken gehegt, was an finanzieller Belastung auf sie zukomme, wenn sie die Behandlung der oder des Verletzten länger fortführten. Das vermuten die Autorinnen und Autoren der nun in «Jama Network Open» erschienenen Studie an 18- bis 64-jährigen Patienten. Diese Kosten könnten «katastrophal» sein.
Vor allem in den Südstaaten viele Nicht-Versicherte
2013 bezifferte eine Studie die jährlichen Kosten für nicht-krankenversicherte Traumapatienten in den USA auf 2,8 Milliarden US-Dollar. In den USA sind den 18- bis 64-jährigen Erwachsenen etwa 12 Prozent nicht krankenversichert. Ein Kommentar weist darauf hin, dass vor allem Menschen im Süden der USA Versicherungslücken hätten.
Zum Entscheid für oder gegen einen Behandlungsstopp könnten auch religiöse, kulturelle oder regionale Faktoren beigetragen haben, die in der Studie nicht erfasst werden konnten. Die Nicht-Krankenversicherten waren tendenziell jünger als die Versicherten und öfter alkohol- oder drogenabhängig.
Gewinnorientierte Spitäler behandelten länger
Auch das Spital, in dem die Schwerverletzten lagen, spielte eine Rolle: In Ausbildungsspitälern sowie in gewinnorientierten Kliniken wurde die Behandlung länger fortgesetzt als in anderen Spitälern. Die Studie macht aber keine Aussage, wie stark bei verschiedenen Spitaltypen der Versicherungsstatus hineinspielte.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.
Die Facts sind unbestritten, aber so what? Ich war jahrzehntelang in allgemeinen und privaten Abteilungen und Spitälern tätig. Gerade bei zahlungskräftigen Patienten kommt es vor, dass man sie nicht sterben lässt, man macht ihnen unbegründete Hoffnung und mit Chemotherpie verlängert man das Leben um ein paar elende Wochen oder Monate mit Schwäche, Schmerzen, Übelkeit und Erbrechen, nur damit man den Patienten weiter melken kann. Erst am Schluss sehen sie ein, dass es für nichts war. Wie oft habe ich mich darüber aufgeregt.