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Christoph Schaltegger. © unilu.ch

Ungleichheit in der Schweiz – statistisch weggebügelt

Werner Vontobel /  Die Einkommen seien in der Schweiz ähnlich verteilt. Der Staat müsse nicht eingreifen, sagt Christoph Schaltegger. Wirklich nicht?

Der Ungleichheit in der Schweiz kann man sich auf unterschiedliche Arten nähern. Der Journalistenkollege Marco Maurer hat es mit der direkten Anschauung probiert. Er ist für den «Tages-Anzeiger» nach Andermatt gereist, um dort für 100 Franken ein Geschenk für seine Mutter zu kaufen.

Ein Paar Socken für 219 Franken

Zunächst hat er es im «Retailstandort» von Sawiris versucht. Fehlanzeige: Das billigste Angebot waren ein Paar bunte Socken für 219 Franken, gefolgt von einem Schal für 270. Und weil er schon da war, hat er sich in der «Retail-Suite» auch noch nach der billigsten Wohnung erkundigt: 625’000 Franken für 34 Quadratmeter.

Nebenan im alten Dorfkern hatte Maurers Mutter mehr Glück: vier bunte, selbstgestrickte Sockenpaare und drei Gläser selbstgemachter Bergthymian-Gelee für insgesamt 92 Franken. Die Socken kosteten einen Zehntel.

Nicht repräsentativ

Ist diese Fallstudie repräsentativ? Nein, Maurer beleuchtet nur einen kleinen Ausschnitt aus der Realität, aber er macht die gleiche Erfahrung wie viele Normalschweizer: Er wird mit dem Gefühl konfrontiert, immer öfter nicht mehr dazuzugehören.

Das passiert nicht nur in den einstigen Familienferienorten wie Andermatt, Saas-Fee oder Crans-Montana. Auch Warenhäuser wie Jelmoli und viele einstige Quartierbeizen positionieren sich heute gern am High-End.

Wohnen muss man

Gut – dann geht man halt nicht hin. Aber wohnen muss man. Und auch da macht der Durchschnittsschweizer immer öfter die Erfahrung, dass er in «seinem» Quartier nicht mehr erwünscht ist beziehungsweise sich die Miete nicht mehr leisten kann.

Die Ungleichheit kann man aber auch rein statistisch ergründen, so wie dies der Ökonomen-Kollege Christoph Schaltegger von der Uni Luzern neulich getan hat. Im Finanzblatt «Finanz & Wirtschaft» brachte er die Erkenntnisse seiner Studie kürzlich so unter das Volk: «Entgegen den Unkenrufen hat die Ungleichheit hierzulande in den vergangenen Jahren nicht signifikant zugenommen.»

«Einkommensungleichheit ist stabil»

In Zahlen: «Die Einkommensungleichheit in der Schweiz ist über die letzten 100 Jahre sehr stabil geblieben. Die obersten 10 Prozent der Bevölkerung vereinen recht konstant rund 30 Prozent des Gesamteinkommens auf sich.»

Nachdem er diesen Punkt geklärt hat, wendet sich der Professor einer anderen Frage zu: «Wenn sich die Verteilsituation in der Schweiz also viel besser präsentiert, als von vielen Medien und NGO mit tendenziöser Stossrichtung verkündet wird, stellt sich die Frage nach dem Warum.»

Schaltegger weiss die Antwort: Dahinter steckt eine politische Absicht: «Wenn sich das Narrativ einer unsolidarischen Schweiz verfestigt, ist der Ruf nach immer weiteren Massnahmen des Staates unwiderstehlich.»

Nur die versteuerten Einkommen

Fassen wir zusammen. Schaltegger behauptet, dass die Verteilung stabil geblieben sei, und belegt das mit dem seit 100 Jahren stabilen Anteil der reichsten 10 Prozent am Gesamteinkommen. Das kann man so sehen, doch die Grafik, die dies belegen soll, zeigt seit 1991 einen kontinuierlichen Anstieg von rund 30 auf 35 Prozent.

Doch geschenkt: Ein bisschen journalistische Zuspitzung muss man auch einem Wissenschaftler zugestehen, wenn er in einer Zeitung schreibt. Wichtiger ist ein anderes Problem: Schaltegger stützt seine Analyse nur auf die versteuerten Einkommen. 2019 waren das insgesamt 298 Milliarden Franken. Doch damals beliefen sich die Primäreinkommen aller Haushalte gemäss der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung aber auf 516 Milliarden. Es bleibt ein unerklärter Rest von 218 Milliarden Franken.

Grosse Unterschied zwischen AHV und Pensionskasse

Um vernünftige Aussagen über die Einkommensverteilung zu machen, müsste man wissen, wie ungleich diese 218 Milliarden verteilt sind. Darunter fallen etwa die von der Einkommenssteuer befreiten Sozialbeiträge der Arbeitgeber. Die Beiträge an die AHV sind genau gleich ungleich verteilt wie die Löhne.

Die Pensionskassenbeiträge hingegen sind sehr viel ungleicher verteilt. Unten greift der Koordinationsabzug, oben fallen die grosszügigen, steuersparenden Bel-Etage-Zuwendungen ins Gewicht. Das gilt – aus genau diesen Gründen – erst recht für die Zunahme der betrieblichen Vorsorgeansprüche von rund 40 Milliarden Franken. Auch die 67 Milliarden Franken Vermögenseinkommen dürften zum grossen Teil unversteuert sein und überwiegend dem reichsten Zehntel zufliessen. Diesem gehören rund 80 Prozent aller Vermögen.

Die Sache mit den Mieten

Dazu kommt noch die Sache mit den steigenden Bodenpreisen und Mieten. Wenn – zum Beispiel – der Immobilien-Erbe Müller seinen zehn neuen oder alten Mietern die Miete um je 500 Franken erhöht, dann sinkt zwar deren verfügbares Einkommen um etwa fünf bis zehn Prozent, aber ihr Steuereinkommen bleibt unverändert.

Und wenn Müller die Möglichkeiten nutzt, die ihm das Steuerrecht und die Finanzmärkte bieten, dann nimmt auch sein steuerbares Einkommen nicht oder wenig zu. Dann hat zwar in der Realität die Ungleichheit massiv zugenommen, doch Schaltegger entgeht dieses Detail, denn er nimmt die Realität nur durch den Filter der von ihm sehr selektiv ausgewählten Statistiken wahr.

Braucht es wirklich keine Massnahmen?

Doch kommen wir nun zum eigentlichen Problem: Schaltegger argumentiert immer nur mit dem Anteil des reichsten Zehntels. Er erwähnt nirgendwo, dass auf der Gegenseite etwa die ärmsten 30 Prozent nur 6 Prozent aller Einkommen erhalten. Pro Kopf ist das ein 18-tel dessen, was reichsten 10 Prozent kassieren.

2003 lag der Anteil der unteren 30 Prozent immerhin noch bei 6,6 Prozent, also rund einen Zehntel höher. Schaltegger erwähnt dies wohl deshalb nicht, weil sonst «tendenziöse Kreise» nach «weiteren Massnahmen des Staates» rufen könnten. Doch braucht es solche Massnahmen wirklich nicht? Machen wir die Probe aufs Exempel.

Marktwirtschaft müsste für gerechte Verteilung sorgen

Die «tendenziösen Kreise» – und eine grosse Volksmehrheit – wollen, dass in der Stadt Zürich ein Mindestlohn von 23.90 Franken brutto pro Stunde eingeführt wird. Die neoliberalen Kreise um Schaltegger sehen darin einen gefährlichen Eingriff in eine bisher gut funktionierende Marktwirtschaft.

Doch von einer solchen würde man erwarten, dass sie ein so grosses Bruttoinlandprodukt produziert und dieses auch so verteilt, dass man auch mit einem nicht hoch qualifizierten Vollzeitjob anständig leben kann. Konkret sollte man damit eine Familie mit zwei Kindern gut durch- und sie in einer Wohnung von mindestens 80 Quadratmetern unterbringen können. Das war in den 1960er und 1970er Jahren noch üblich und sollte heute mit einer fast doppelt so hohen Produktivität erst recht kein Problem sein.

Höchstens 2500 Jahresstunden Arbeit

Ist das so? Rechnen wir: Eltern mit zwei Kindern unter 15 Jahren sind laut Statistik pro Woche rund 50 Stunden mit unbezahlter Hausarbeit beschäftigt. Dazu kommen gut 4 Stunden für den Arbeitsweg. Also insgesamt 54 Stunden. Das macht pro Arbeitstag rund 8 Stunden.

Mehr als zwei 60-Prozent-Jobs oder zusammen maximal 2500 Jahresstunden liegen da nicht drin. Bei einem Stundenlohn von 23.90 Franken ergibt das ein monatliches Familieneinkommen von 5000 Franken brutto oder 4300 netto. So viel zu den Einnahmen.

Das Geld ist gleich wieder weg

Punkto Ausgaben stützen wir uns auf die Haushaltsbudgeterhebung und dort auf die die Rubrik «Paare mit Kindern», ärmstes Fünftel. Allein die obligatorischen Transferausgaben für Steuern, Krankenkasse und Sozialversicherungen verschlingen – beziehungsweise verschlangen – schon vor sechs Jahren rund 2100 Franken. Dazu kommen 1450 Franken für Essen, Kleider und Schuhe und 564 Franken für Verkehr. Zwischentotal: 4114 Franken.

Rechnen wir die Teuerung von 6 Prozent dazu, sind die 4300 Franken bereits aufgebraucht und wir haben noch nichts bezahlt für die Miete, für Unterhaltung und Kultur, für Fernsehen und Internet, für den Zahnarzt und alles Weitere.

Es reicht nicht

Fazit: Es geht nicht. Es geht übrigens auch dann nicht – oder nur mit Müh und Not –, wenn das Paar auf Kinder verzichtet und das Arbeitspensum aufstockt, zumal in dieser Lohnkategorie Vollzeitstellen die Ausnahme sind. Und in allen Wechselfällen des Lebens – Arbeitslosigkeit, Unfall, Krankheit, Pensionierung – bricht das System erst recht zusammen.

In all diesen Fällen greifen die «weiteren Massnahmen des Staates», die Schaltegger verhindern will, schon längst: Wohngeld, Krankenkassenzuschüsse, AHV-Ergänzungsleistungen, Sozialhilfe. Diese ganze Bürokratie wird nötig, damit «unsereins» weiterhin an der Ladenkasse bedient, im Altersheim gepflegt, am Flughafen abgefertigt wird und damit wir im Restaurant und im Hotel nicht noch mehr bezahlen müssen.

Wenn man die Sache so – sprich lebensnah – betrachtet, drängen sich ein paar Fragen auf:

  • Warum löst oder entschärft der Staat das Problem nicht auf viel elegantere Art – indem er Mindestlöhne vorschreibt, von denen man leben kann?
  • Warum funktioniert der Markt punkto Verteilung heute viel schlechter als noch in den 1960er Jahren?
  • Warum gelingt es nicht mehr, den Produktivitätsfortschritt in ein besseres Leben für alle umzuwandeln?
  • Und schliesslich: Warum kommen unsere Ökonomen – Schaltegger ist nicht der einzige – schon gar nicht auf die Idee, sich solche Fragen zu stellen?

Letzteres dürfte daran liegen, dass Schaltegger der Meinung ist, dass tiefe Löhne die Folge einer tiefen Produktivität seien. Umgekehrt hält er die 18fach höheren Einkommen des reichsten Zehntels für das Ergebnis einer hohen Schaffenskraft.

«Starke Schultern»

Er benutzt in diesem Zusammenhang den Ausdruck «erwirtschaften» und spricht von «starken Schultern», die mehr leisten als «schwache». Damit will er offenbar sagen, dass die Reichen überproportional zum Bruttoinlandprodukt (BIP) beitragen.

Doch woher will er das wissen? Was die Ökonomen als «Produktivität» definieren, ist nicht das, was jemand zum gemeinsamen BIP beiträgt, sondern immer nur das, was er dafür kassiert. Letztlich: Wie viel er vom BIP für sich abschöpft.

Eine Frage der Definition

Ohne 100 Maurer, Plättlileger, Spengler und so weiter gäbe es keine Wohnung. Doch von den 1,5 Millionen Franken, die der Käufer dafür bezahlt, gehen 60 Prozent an den Landbesitzer und weitere 10 Prozent an den Promotor. Ob man das als Wertschöpfung bezeichnen soll, ist eine Frage der Definition. Aber als gelernter Ökonom könnte man diese hinterfragen.

Wir leben in einer Schweiz, in der viele trotz Arbeit sehr arm sind, während andere 219 Franken für ein Paar Socken oder 625’000 Franken für eine weitere Zweitresidenz ausgeben. Und in einer Schweiz, in der gut bezahlte Ökonomen die Statistiken finden, die das als neue Normalität erscheinen lassen.


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10 Meinungen

  • am 3.01.2025 um 11:51 Uhr
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    Leider wollen viele unserer gewählten Politiker/innen gar nicht im guten und fairen Sinne fuers Volk arbeiten. Solange genügend fuer sie selbst herausschaut, nur das ist wichtig. Was die Schweiz im sogenannten «Dienst der guten Dinge » ins Ausland an Geld verschiebt ist kriminell und total korrupt. Daheim schaut man weg um fuer die restliche Welt als glänzende Schweiz da zu stehen. Das ist eine totale Schande und zeigt die wahre Korruption.

  • am 3.01.2025 um 12:19 Uhr
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    Ich gratuliere: Endlich jemand, welcher Klartext spricht + einfache Kriterien findet, welche die Aussagen nicht krass verzerren.

  • am 3.01.2025 um 13:56 Uhr
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    Herr Schaltegger ist ja wahrscheinlich nicht dumm. Deshalb frage ich mich, ob er seiner eigenen Argumentation glaubt. Er weiss doch garantiert, dass noch kein Milliardär je eine Milliarde Einnahmen versteuert hat. Reiche werden eben auf andere Weise reich, nicht nur durch versteuerten Lohn. Zusätzlich zu den von Werner Vontobel geschilderten Wegen gibt es auch noch Kapitalgewinne auf Investments, Gewinne als Unternehmer (mit oder ohne Anführungszeichen) u.s.w.

    Man sollte neben den Einkommen auch die Vermögen anschauen. Da kann etwas weniger manipuliert werden, abgesehen davon, dass viele Superreiche mit ihrem Vermögen öffentlich angeben.

  • am 3.01.2025 um 14:53 Uhr
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    Selbstverständlich werden die Reichen immer reicher, da die Einkommenssteuern zu wenig progressiv sind und es kaum Erbschaftssteuern gibt. Und das bleibt im politischen Klima der Schweiz auch so, da viele Leute das nicht merken oder rechtsbürgerlich stimmen auch gegen ihre eigenen Interessen.

  • am 3.01.2025 um 16:49 Uhr
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    Danke für diesen sehr spannenden Artikel.
    Der Vergleich, was normal Arbeitende 1960 und heute mit dem verdienten Lohn anfangen können, ist für die reiche Schweiz beschämend.
    Der Mittelschicht geht es wohl immer noch zu gut, als dass diese merkt, dass da was nicht stimmt. Wer Kinder hat, hat oft nicht die Zeit oder Energie sich politisch zu engagieren. Wenn beide arbeiten, ist die Zeit knapp und das Alltagesgeschäft hat Vorrang.

  • am 3.01.2025 um 16:50 Uhr
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    Ich bin auch Wissenschafter. aber gehöre nicht zu einer ökonomischen Fakultät. Aber: Wenn Sie, Herr Vontobel, mit Ihrer Kritik recht haben, dann hat der Professor Schaltegger wissenschaftlich fehlerhaft und mit einseitiger politischer Absicht argumentiert. Beides gehört sich für einen Wissenschafter nicht. Wenn der Professor auch in seiner Forschung solche Fehler macht, gehört sich das dort diskutiert (sog. Gelehrtenstreit). Wenn er nur in Zeitungen so tendenziös argumentiert, sollten Sie, Herr Vontobel, ihn der gleichen Zeitung eine Kritik oder einen «Kommentar» unterbringen und sollte die Universität Luzern hellhörig gemacht werden.

  • am 3.01.2025 um 20:27 Uhr
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    Bravo Herr Vontobel. Gut auseinander gebeinelt die Wirtschaft fürs Volk und die Wirtschaft für die Milliardäre. Die Politik aber will davon nichts hören. Weil die meisten von ihnen glauben den Schalmeien von Blocher, Emil Frey oder den Kompass Milliardären aus Zug. Da bleibt nichts mehr übrig für den Mindestlohn und schweizweit wird Stimmung gemacht gegen alles Linke. Mit viel Patriotismus, denn das ist das, was man im Land und auf ihm versteht.

  • am 3.01.2025 um 23:57 Uhr
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    Statistiken sind kein Führungsinstrument, ausser für Politiker, weil sie rückwärtsorientiert sind. Diese in die Zukunft extrapolieren zu wollen, führen häufig zu falschen Ergebnissen (siehe BSV mit ihren kontroversen AHV-Hochrechnungen). Was nützt der statistische Mediallohn einer Branche denjenigen, die weniger verdienen? Rein gar nichts. Genauso ist es mit der versicherungstechnischen Lebenserwartung bei den Pensionskassen. Ob die Hochrechnung stimmt, wird sich noch weisen müssen. Aber der politisch gesenkte Umwandlungssatz, aufgrund der statistischen Hochrechnung, ist bereits Tatsache. Dies dank den Lobbyisten im Parlament und zugunsten der jammernden Versicherer (das Risiko soll gefälligst der obligatorisch Versicherte tragen). Leidtragend dann der Versicherte, der im Pensionsalter mit einer kleineren Jahresrente zurecht kommen muss. Und was zockt dabei die Teppichetage der Versicherer ab, die beim freiwilligen Teuerungsausgleich (gem. Regl.) bei den Renten die Augen verschliesst?

  • am 4.01.2025 um 16:24 Uhr
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    Herzlichen Dank, Herr Vontobel, für diese treffende Analyse. Schalteggers Institut (IWP) ist übrigens nur locker mit der Uni Luzern affiliiert und wird hauptsächlich privat finanziert, zu einem grossen Teil durch den ‹Lift-Fürsten› Schindler. In der WoZ vom 29.08.2024 und vom 23.12.2021 (woz.ch, «Schaltegger» eingeben) gibt es zwei gut recherchierte Artikel zum Thema, die zeigen «wie hochpotente Geldgeber:innen in der Schweiz die öffentliche Meinung zu beeinflussen wissen. Es geht um ((…)) Milliardäre, um Medien, die sich der Wirtschaftselite andienen, um die Käuflichkeit von Wissenschaft.» (WoZ, 29.08.2024)

    Leider wird dieser Herr Professor gerne für (Pseudo-)Studien beauftragt und in der Presse interviewt, wenn eine Bundesrätin zulasten der Ärmeren sparen oder ein Kantonsparlament die Steuern für Reiche senken will. (In Obwalden hat das sogar zu einer degressiven Besteuerung geführt. Vom Bundesgericht dann verboten, in einem Teilbereich (Eigenmietwertberechnung) wieder eingeführt…)

  • am 4.01.2025 um 16:35 Uhr
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    Die Aussage «Die obersten 10% der Bevölkerung vereinen recht konstant rund 30% des Gesamteinkommens auf sich.» mag stimmen. Das heisst aber nicht, dass die detaillierte Einkommensverteilung ebenso konstant ist. 2 Beispiele zeigen mögliche Szenarien, wo die obersten 10% jeweils 30% Einkommen aufweisen: Beim ersten liegt eine flache Einkommensverteilung vor, das zweite zeigt, wie eine aufstrebende Oberschicht neben einer starken Mittelschicht und einer armen Unterschicht die Einkommensschere weit öffnet. Bei den obersten 10% wird durch die Zusammenfassung eine weitere Einkommensschere vertuscht.

    Die Bevölkerung wird in 10 Gruppen (G) von je 10% eingeteilt, das jeweilige Gruppen-Einkommen wird mit einer fiktiven Zahl angegeben.

    Einkommen G1 bis G9: 70+70+70+70+70+70+70+70+70 = 630
    Einkommen G10: 270
    Gesamteinkommen: 900
    G10 verdient knapp 4x so viel wie G1

    Einkommen G1 bis G9: 10+10+10+80+80+130+130+160+160 = 770
    Einkommen G10: 330
    Gesamteinkommen: 1100
    G10 verdient 33x so viel wie G1

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