Depositphotos_16507887_L

Schwedinnen und Schweden sollen wieder mehr Bares im Portemonnaie haben. © Depositphotos

Nordische Länder wollen zurück zum Bargeld 

Daniela Gschweng /  Schweden und Norwegen wollen wieder mehr Bargeschäfte. Digitales Geld ist zu wenig krisensicher, stellen sie fest.

Schweden gilt als Vorreiter der bargeldlosen Gesellschaft. Bis 2025 werde das Land wahrscheinlich ohne Cash auskommen, sagte der Präsident der schwedischen Zentralbank 2018 voraus.

Im Alltag wird heute tatsächlich fast nur noch mit Kreditkarte oder Mobile-App bezahlt. Schweden und Norwegen haben gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) den geringsten Bargeldfluss weltweit, berichtet der «Guardian». Manche Bankfilialen in Schweden nehmen kein Bargeld mehr an und zahlen auch keines mehr aus. Das wird sich womöglich bald ändern.

Digitale Währung nicht krisensicher

Denn Schweden will wieder vermehrt Bargeschäfte. Dabei geht es nicht um Flohmärkte, Kioske oder Trinkgeld. Die schwedische Perspektive auf digitales Geld hat sich nicht zuletzt wegen des anhaltenden Konflikts in der Ukraine geändert. Es gilt als nicht mehr genügend krisensicher. Digitalisierung bedeutet eben auch, dass Bezahlen beim Ausfall eines Strom- oder Datennetzes oder einer anderen technischen Panne nicht mehr möglich ist.

Dazu kommt die zunehmende Kritik an den Big-Tech-Unternehmen, denen einige Bezahldienste gehören. Kritik an fehlender Inklusion und mangelndem Datenschutz gab es bei digitalen Bezahlmethoden schon immer.

Im November 2024 riet das schwedische Verteidigungsministerium den schwedischen Haushalten in einer Broschüre sogar dazu, regelmässig Bargeld zu verwenden und mindestens einen Wochenvorrat zu Hause zu haben, um auf «Krisen und Krieg» vorbereitet zu sein.

Schweden: Effizienz ist wichtig, Sicherheit ist wichtiger

Effizienz sei wichtig, dass jeder im Falle einer Krise bezahlen könne, sei wichtiger, zitiert der «Guardian» die schwedische Zentralbank. Eine öffentliche Untersuchung habe ergeben, dass einige öffentliche und private Stellen wieder zur Annahme von Bargeld verpflichtet sein sollten.

Newsletter Balken grün

Norwegen hat eine solche Bargeldpflicht im vergangenen Jahr für Einzelhändler eingeführt (Infosperber berichtete), mit dem Argument, bargeldlose Bezahlung sei zu anfällig für Stromausfälle und Cyberattacken. Wenn niemand mehr Bares akzeptiere, sei Cash keine Notlösung mehr, sagte die ehemalige norwegische Ministerin für Justiz und Notfälle, Emilie Mehl.

Auch die Deutsche Bundesbank mahnte in ihrem jüngsten Bericht, für den Krisenfall müsse «auch zukünftig eine intakte Infrastruktur für die Bargeldversorgung vorhanden sein». Aktuell sinke die Bargeldverfügbarkeit im Land, berichtete die «Tagesschau».

Behauptungen, dass Schweden und Norwegen digitale Banküberweisungen abgeschafft hätten, oder die EU die Abschaffung des Bargelds plane, seien allerdings Unsinn, betont der Kanal «Euro Verify».


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine
_____________________
➔ Solche Artikel sind nur dank Ihren SPENDEN möglich. Spenden an unsere Stiftung können Sie bei den Steuern abziehen.

Mit Twint oder Bank-App auch gleich hier:



_____________________
Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.

War dieser Artikel nützlich?
Ja:
Nein:


Infosperber gibt es nur dank unbezahlter Arbeit und Spenden.
Spenden kann man bei den Steuern in Abzug bringen.

Direkt mit Twint oder Bank-App



Spenden


Die Redaktion schliesst den Meinungsaustausch automatisch nach drei Tagen oder hat ihn für diesen Artikel gar nicht ermöglicht.

6 Meinungen

  • am 7.04.2025 um 11:25 Uhr
    Permalink

    Na ja, endlich haben auch sie gemerkt: Für eine Währung muss etwas oder jemand bürgen. Wofür bürgen aber heute ein Trump, ein Merz oder eine von der Leyen? Sicher nicht für Stabilität. Das liegt aber weniger an diesen Personen als am allgemeinen Werte-Durcheinander. Wetten, dass in einigen Monaten der Goldstandard wieder auflebt!

  • am 7.04.2025 um 15:15 Uhr
    Permalink

    Was die Gegner schon immer wussten und gemahnt hatten! Bin gespannt ob die Schweiz endlich mal was lernt und nicht wieder auf einen abgefahrenen Zug aufspringen will !

    • am 8.04.2025 um 06:50 Uhr
      Permalink

      Mal schauen.
      9.12.2022: «Die im Postulat vorgeschlagene zwingende Bargeldannahmepflicht lehnt der Bundesrat aber ab».

  • am 7.04.2025 um 17:21 Uhr
    Permalink

    Glücklicherweise ist in der Schweiz das Bargeld – noch – gerne gesehen. Denke, dass die bargeldlosen Zahlungsmittel am POS & Gastronomie in den vergangenen 5 Jahren sehr deutlich zugenommen haben – auch bei der älteren Generation.

    Störend finde ich, dass es in den urbanen Regionen zunehmend Detailhändler & Gastronomiebetriebe gibt, welche nur noch bargeldlose Zahlungsmittel zulassen. Das Bargeld soll und wird in Zukunft sicher noch erhalten bleiben.

    • am 8.04.2025 um 09:08 Uhr
      Permalink

      Hinzu kommt, dass das Bezahlen mit Bargeld nicht nur sicherer, sondern für Kundinnen und Geschäfte gratis ist.
      Hatte selber einen Buchladen und weiss wie viele Gebühren und Kosten für Anschaffung von Geräten mich die neuen Zahlungsmittel gekostet haben.

      Wer selber denkt und nicht einfach blind einem Trend folgt, dem waren die Auswirkung dieser Entwicklung schon immer klar.

  • am 9.04.2025 um 21:45 Uhr
    Permalink

    Apropos schneller:
    Ich kenne da ein Restaurant, welches Bestellung und Bezahlung voll digital über Tablets abwickelt. Zeitgemäss, würden manche da wohl sagen.
    Bezahlen dauert aber mindestens doppelt so lang wie auf die altmodische Art …

Comments are closed.

Ihre Meinung

Lade Eingabefeld...