Guterres: «Zur Rettung des Planeten gibt es keinen Impfstoff»
In einer Grundsatzrede über den «Zustand des Planeten» nimmt der UN-Generalsekretär kein Blatt vor den Mund. Die britische BBC hat Auszüge aus seiner Rede von heute, 2. Dezember, bereits veröffentlicht. Im Folgenden übersetzt Infosperber einige Originalzitate von Antonio Guterres auf deutsch:
Fünf nach zwölf
«Unser Planet ist kaputt. Wir stehen vor einer ‹Stunde der Wahrheit›.»
«Wir müssen die weltweiten Emissionen bis 2030 um 45 Prozent gegenüber dem Niveau von 2010 senken.»
Ganz konkret
«Jedes Land, jede Stadt, jedes Finanzinstitut und jedes Unternehmen sollte einen Plan für einen Übergang zu Netto-Null-Emissionen bis 2050 ausarbeiten und verabschieden.»
«Die Subventionen fossiler Brennstoffe müssen abgeschafft werden.»
«Die Einkommenssteuern sollen reduziert und dafür den Verursachern belastet werden.»
Appelle
«Wir müssen uns mit der Natur versöhnen und einen dauerhaften Waffenstillstand ausrufen.»
«Die Natur schlägt immer zurück, und zwar mit wachsender Kraft und Wut.»
«Helfen Sie denen auf der ganzen Welt, die bereits mit den schrecklichen Auswirkungen des Klimawandels konfrontiert sind.»
«Zur Rettung des Planeten gibt es keinen Impfstoff.»
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Und hier Originalzitate in englisch:
To put it simply, the state of the planet is broken. Dear friends,
Humanity is waging war on nature.
This is suicidal.
Nature always strikes back — and it is already doing so with growing force and fury. Biodiversity is collapsing. One million species are at risk of extinction. Ecosystems are disappearing before our eyes.
Deserts are spreading.
Wetlands are being lost.
Every year, we lose 10 million hectares of forests.
Oceans are overfished — and choking with plastic waste. The carbon dioxide they absorb is acidifying the seas.
Coral reefs are bleached and dying.
Air and water pollution are killing 9 million people annually – more than six times the current toll of the pandemic.
And with people and livestock encroaching further into animal habitats and disrupting wild spaces, we could see more viruses and other disease-causing agents jump from animals to humans.
Let’s not forget that 75 per cent of new and emerging human infectious diseases are zoonotic.
Today, two new authoritative reports from the World Meteorological Organization and the United Nations Environment Programme spell out how close we are to climate catastrophe.
2020 is on track to be one of the three warmest years on record globally – even with the cooling effect of this year’s La Nina.
The past decade was the hottest in human history. Ocean heat is at record levels.
This year, more than 80 per cent of the world’s oceans experienced marine heatwaves.
In the Arctic, 2020 has seen exceptional warmth, with temperatures more than 3 degrees Celsius above average – and more than 5 degrees in northern Siberia.
Arctic sea ice in October was the lowest on record – and now re-freezing has been the slowest on record. Greenland ice has continued its long-term decline, losing an average of 278 gigatons a year.
Permafrost is melting and so releasing methane, a potent greenhouse gas.
Apocalyptic fires and floods, cyclones and hurricanes are increasingly the new normal.
The North Atlantic hurricane season has seen 30 storms, more than double the long-term average and breaking the record for a full season.
Central America is still reeling from two back-to-back hurricanes, part of the most intense period for such storms in recent years.
Last year such disasters cost the world $150 billion.
COVID-19 lockdowns have temporarily reduced emissions and pollution.
But carbon dioxide levels are still at record highs – and rising.
In 2019, carbon dioxide levels reached 148 per cent of pre-industrial levels.
In 2020, the upward trend has continued despite the pandemic.
Methane soared even higher – to 260 per cent.
Nitrous oxide, a powerful greenhouse gas but also a gas that harms the ozone layer, has escalated by 123 per cent.
Meanwhile, climate policies have yet to rise to the challenge.
Emissions are 62 per cent higher now than when international climate negotiations began in 1990.
Every tenth of a degree of warming matters.
Today, we are at 1.2 degrees of warming and already witnessing unprecedented climate extremes and volatility in every region and on every continent.
We are headed for a thundering temperature rise of 3 to 5 degrees Celsius this century.
The science is crystal clear: to limit temperature rise to 1.5-degrees Celsius above pre-industrial levels, the world needs to decrease fossil fuel production by roughly 6 per cent every year between now and 2030.
Instead, the world is going in the opposite direction — planning an annual increase of 2 per cent.
The fallout of the assault on our planet is impeding our efforts to eliminate poverty and imperiling food security.
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Hier zum Video der ganzen Rede an der Columbia University, inkl. Vorredner und inkl. anschliessender Diskussion in Form eines Webinars. Antonio Guterres ab Minute 5.20.
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Hier zur vollständigen Rede: «The State of the Planet»
António Guterres auf BBC World
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Infosperber-DOSSIER: Die Klimapolitik kritisch hinterfragt
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Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
Erfreulich dass diese Einsicht auf höchster UNO-Ebene besteht und kommuniziert wird.
Aber die wichtigste Aufforderung fehlt: Die Menschheit muss sich in den nächsten 50 Jahren auf die Hälfte reduzieren. Sie überlebt mit 8 Milliarden nicht und mit 12 Milliarden schon gar nicht.
Soso, «wir müssen». Jährlich jetten jeweils 20’000 Teilnehmer zum jährlichen «Klimagipfel», Tendenz steigend. Doppelte Massstäbe?
@Schenk
Glauben Sie effektiv den wichtigsten Ansatzpunkt ("wichtigste Aufforderung fehlt") gefunden zu haben, angsichts diesen Tatsachen:
Pro Jahr 1 Milliarde Rinder, 700 Mio. Schweine, 800 Mio. Schafe und ca. 20 Milliarden Hühner mit einer Getreidemenge mästen (!), die 20 Milliarden (!) Menschen ernähren würde.
Bei Ressourcen dasselbe: Für uns pro Kopf locker das 20-Fache von dem, was die Ärmsten verbrauchen. Grössere Autos, laufend neue Möbel, Smartphones, Kleider usw. – solche «Grundrecht» lassen wir uns nicht nehmen, hierfür greifen wir rücksichtslos durch …
Verschmutzung/Zerstörung, dasselbe:
Die (global) Reichsten 10% (630 Mio.) waren von 1990 bis 2015 für über die Hälfte (52%) des CO2-Ausstosses verantwortlich. Allein das reichste 1% (63 Mio.) verbrauchte 15%. Die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung (50%, rund 3 Milliarden) hingegen nur 7%.
Es heisst: Wer mit dem Zeigefinger auf andere zeigt ("die haben zu viele Kinder"), hat vier Finger auf sich gerichtet.
Und richtig, dort ist das Problem zu finden!
Aber weiterhin schön, lauthals, und vor allem wiederholend, wiederholend Ihre ‹Einsichten› propagieren. Ihre Freunde, Nachbarn, Kinder usw. werden, da nichts anderes hörend, diese ‹Einsichten› dann Ihnen gegenüber äussern … und so hat man dann zusammen Wahrheit geschaffen. … Dann noch das Steak fertig gegessen, mit dem Auto zum Einfamilienhaus zurückfahren, um auf dem Internet noch was einzukaufen … und (weiter) träumen gehen.
@Kühne
Ja, da bin ich sicher! Wenn wir, der «Raubaffe Mensch» (Durrenmatt), auf 4 Milliarden reduzieren, dann braucht es von Ihren Zahlen nur noch die Hälfte. Elefant und sibirischer Tiger haben dann auch wieder Platz. Als ich geboren wurde, waren wir 4 Milliarden. Es gab höchstens einmal in der Woche Fleisch und wir gehörten zu Ihren anständigen «Ärmeren». Grüne und Vegetarier kannte man noch nicht.
Wir wissen längst wo die Reise hingeht: ‹Guidestones of Georgia› googeln und Artikel 1 lesen! Nur hat der Schöpfer der Welt auch noch ein Wort mitzureden… «Erstens kommt es anders, zweitens wenn man denkt».
@Schenk.
Hätten Sie sich, statt sich nur zu wiederholen, die Mühe gemacht, eine einfache Zweisatzrechnung zu machen, könnten Sie feststellen, dass Ihre einfache (Denk-)Formel nicht aufgeht, d.h. ein eklatantes «Loch» enthält.
Mit der Implikation dieses Satzes müssen Sie sich auseinandersetzen:
"Die (global) Reichsten 10% (630 Mio.) waren von 1990 bis 2015 für über die Hälfte (52%) des CO2-Ausstosses verantwortlich.» In etwa entsprechend verhält es sich mit der Ressourcenextraktion, dem -verbrauch und damit der Zerstörung unseres Planeten.
Somit:
10% Reichsten (630 Mio.) rund 50% des CO2-Ausstosses (bzw. Zerstörung des Planeten).
Nach Adam Riese daher:
Ihre 4 Mia. Menschen (rund 8x 630 Mio.) würden 400% (8x 50%) des heute jährlichen CO2-Ausstosses (bzw. Zerstörung des Planeten) erwirken.
Also 4x (!) mehr als die gigantische Zerstörung, die wir heute schon jährlich auf diesem Planeten veranstalten. Auch wenn wir an diesen Zahlen etwas «herumschrauben», also davon ausgehen, dass die Schweizer insgesamt nur in die Kategorie der Reichsten 20% und so sich der Faktor auf 2x vermindert, so bleibt es dabei: Es ist unser (!) Lebensstil, der nicht haltbar ist!
Wer dagegen, wie Sie, sein Augenmerk bzw. seinen Fingerzeig einfach generell (!) auf die Menschen richtet, betreibt Augenwischerei. Warum wohl? Vermutlich, weil ein Abrücken von der mit immensen Widersprüchen behafteten Erklärung eine zu tiefgehende Erschütterung des eigenen, liebgewonnenen Weltbildes erzeugt.
@Kühne Nr. 2
Ich unterschreibe alles, was Sie schreiben, sogar das eklatante Loch. Ob Sie ein ähnliches Loch auch bei Ihnen zulassen? Womit Sie sich auseinandersetzen sollten: Mit CO2 -Ausstoss, ob von Kühen, reiche oder armen Menschen, zerstören wir nicht den Planeten, höchsten das Leben auf ihm. Das ist aber dem Planeten völlig Wurst, er hat es dann etwas einfacher, etwa wie andere Planeten. Auch Prozentrechnungen wie die Ihren würden dann unterbleiben. Der Planet braucht den Menschen nicht, die Fehlkonstruktion (?) der letzten Sekunde, Millionen Jahre jünger als das Virus, das ihn so in Aufregung bringt.