Sperberauge

Ein Komma fehlt, und schon versinkt sie statt er

Daniel Goldstein © Grietje Mesman

Daniel Goldstein /  Selten hat mein Lieblingskomma so folgenreich gefehlt wie in dieser Frage der «SonntagsZeitung» an den Buchautor Tobias Haberl:

«Sie schreiben: Männer seien ‹wie Leonardo DiCaprio in Titanic, wenn er nicht mehr auf die schmale Holztür passt, weil da schon Kate Winslet drauf liegt und schliesslich tragisch, aber irgendwie auch ergreifend im Eismeer versinkt›. Das ist sehr lustig – wie viel davon ist Ihnen ernst?»

Fast könnte man meinen, die Interviewerin habe aus lauter Mitleid mit gekränkten Männern nach «drauf liegt» absichtlich kein Komma gesetzt, damit Winslets Rose untergeht und DiCaprios heldenhafter Jack weiterschwimmt. Dem befragten Autor von «Der gekränkte Mann» dürfte die Finesse aber entgangen sein, zumal er sie gar nicht bemerken konnte, wenn das Interview mündlich geführt wurde: Da war der eingeschobene Nebensatz «weil … liegt» gewiss im Tonfall so abgesetzt, als stünde am Schluss das obligate Komma.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine
_____________________
Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.

War dieser Artikel nützlich?
Ja:
Nein:


Infosperber gibt es nur dank unbezahlter Arbeit und Spenden.
Spenden kann man bei den Steuern in Abzug bringen.

Direkt mit Twint oder Bank-App



Spenden


Die Redaktion schliesst den Meinungsaustausch automatisch nach drei Tagen oder hat ihn für diesen Artikel gar nicht ermöglicht.

Eine Meinung zu

  • Portrait_Marcel1
    am 7.04.2022 um 11:29 Uhr
    Permalink

    Danke für das schöne Beispiel! Einer der häufigsten Kommafehler in der Schule – ich habe manchmal den Eindruck, die Schülerinnen und Schüler würden lernen, vor «und» dürfe gar nie ein Komma stehen.

Comments are closed.

Ihre Meinung

Lade Eingabefeld...