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Patrick Jerg: Das Spiel © zvg

Das Spiel: Wer reiht sich passend ein?

Patrick Jerg /  Fakten schafft man häufig mit klaren Aussagen. Im Spiel genügen bereits nackte Zahlen, die schön ordentlich in der Reihe stehen.

In das Genre der Partyspiele ordnet man Spiele ein, die man in grösseren Gruppen spielt. Dann darf es turbulent, hektisch und auch lustig zu und her gehen. «Fun Facts» wird schon auf der Spieleschachtel als Partyspiel angepriesen. Das ist mir allerdings zu oberflächlich, denn das Spiel kreiert mehr Diskussionsstoff, als man auf den ersten Blick vermutet. Dabei geht es im Grunde lediglich um Einschätzungen, die man trifft und am Ende ein wenig geraderücken möchte.

Die Spielenden erhalten einen grossen, beschreibbaren Plastikpfeil und einen Stift mit abwischbarer Schrift. Auf der einen Seite des Pfeils notiert man seinen Namen, die Rückseite beschriftet man später mit knallharten Zahlenwerten über die persönlichen Fähigkeiten. Die Themen kommen von kleinen Aufgabenkarten, die Runde für Runde einen neuen Input liefern, mit dem sich alle auseinandersetzen müssen.

Die persönliche Einschätzung

Die Fragensammlung ist sehr gut zusammengestellt. Es geht um alltägliche Dinge und Situationen. Niemand muss dabei Angst haben, sein Inneres nach aussen zu kehren, wie man das von anderen Partyspielen kennt. Da heisst es beispielsweise: «Wie lange hältst du es aus, ohne zu zwinkern?» oder «Wie sehr magst du Familienzusammenkünfte?». Während man die erste Frage mit der realen Zahl beantwortet, wählt man beim zweiten Fragentyp einen Wert von 0 bis 100.

Der Spielablauf ist ganz simpel. Nach dem Vorlesen der Frage notiert jeder seine Antwort auf die Rückseite seines Pfeils. Der Reihe nach legen die Spielenden nun ihren Pfeil mit der verdeckten Antwort in die Tischmitte und versuchen dabei einzuschätzen, an welche Stelle ihr notierter Zahlenwert kommt. Liegt David vor Susanne, oder sollte er doch besser ganz hinten sein mit seinem Wert? Die persönliche Ansicht zählt ebenso wie ein Gespür für die Mitspielenden. Harmoniert die Gruppe perfekt, müsste sich am Ende eine aufsteigende Zahlenreihe hinter den Pfeilen verbergen.

Die Wahrheit tut (manchmal) weh

«Fun Facts» ist ein kooperatives Spiel. Es geht nicht darum, jemanden blosszustellen, sondern mit der passenden Gruppeneinschätzung zu punkten. Je mehr Zahlen sich in aufsteigender Reihenfolge präsentieren, desto besser schneidet die Gruppe ab. Die Spannung steigt also mit jedem Pfeil, der bei der Auflösung gewendet wird. Für die Wertung entfernt man nun falsche Zahlen in der Reihenfolge. Jeder richtig einsortierte Pfeil bringt einen Punkt.

Mit der Offenlegung aller Zahlen steigt die Diskussionsbereitschaft der Spielgruppe. Da müssen Werte relativiert oder genauere Angaben nachgeschoben werden. Nachfragen sind jetzt erlaubt und so manche Unsicherheit klärt sich auf. Das Spiel wird für eine kurze Zeit zur Nebensache, bis eine neue Frage die Spielrunde an ihre Pfeile zurückruft. Schon sind alle mit ihrer nächsten persönlichen Einschätzung beschäftigt.

Mit Unterhaltung zur Unterhaltung

Jubel, Trubel, Heiterkeit sucht man in einem Partyspiel wie «Fun Facts» vergebens. Dafür erhält man viele Informationen über die Mitspielenden. So manche Anschlussdiskussion löst die gewünschte Heiterkeit aus. Das Spiel eignet sich für eine Gruppe bis zu 8 Personen. Je mehr sich daran beteiligen, desto schwieriger wird eine perfekte Zahlenreihe, desto interessanter der Nachgang. Bei «Fun Facts» lernt man seine Spielgruppe kennen.

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Fun Facts
Fun Facts

Fun Facts

Ein Partyspiel von Kasper Lapp
Illustrationen: keine Angaben

Für 4-8 Personen | Ab 8 Jahren | 30 Minuten
Verlag: Repos | ca. 25.- Fr. / 22 Euro


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Patrick Jerg betreibt seit 12 Jahren die Webseite brettspielblog.ch und veröffentlicht regelmässig Spielkritiken über Brett- und Kartenspiele.
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.

Zum Infosperber-Dossier:

Portrait Patrick Jerg 2

Das Spiel: Alle Beiträge

Spielen macht Spass. Und man lernt so vieles. Ohne Zwang. Einfach so.

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