Das Spiel: Romantisch durch die Dörfer
Ein Spiel mit dem Namen «Dorfromantik» weckt ja schon einige Assoziationen. Die Vorlage zum gleichnamigen Brettspiel liefert ein Computerspiel, bei dem man sechseckige Landschaftsplättchen auslegt. Es wird als reines Solospiel angepriesen. Da erscheint es schon sehr mutig, ein kooperatives Brettspiel daraus zu generieren. Nun ist das Brettspiel auch noch äusserst erfolgreich, es steht aktuell unter den drei Finalisten zum «Spiel des Jahres 2023». Wodurch entsteht der Spielreiz?
Die Landschaftsplättchen zeigen mehrere Gebiete an. So baut man bei «Dorfromantik» Gebäude, Wälder, Weizenfelder, Flüsse oder Schienen. Die Plättchen müssen angrenzend gelegt werden, nur Schienen und Flüsse müssen immer passend anliegen. Punkte holt man sich mit Aufträgen, von denen immer drei ausliegen müssen. Diese Auftragsplättchen fordern eine bestimmte Anzahl verbundener Landschaftselemente, beispielsweise fünf zusammenhängende Waldgebiete oder vier Flusselemente. Erfüllt man einen Auftrag, erhält man die Punkte dafür und legt gleich einen neuen Auftrag aus.
In der Ruhe liegt die Kraft
Ich muss gestehen, die erste Partie des Legespiels spielt man ziemlich belanglos vor sich hin, beinahe gelangweilt. Runde für Runde zieht man ein neues Landschaftsplättchen und legt es in die immer weiter wachsende Landschaft auf dem Tisch. Viel beachten muss man noch nicht, lediglich Flüsse und Schienen benötigen etwas mehr Aufmerksamkeit. Das kooperative Element wirkt bescheiden, es lassen sich gut Gespräche so ganz nebenbei führen, unabhängig von der Ausgangslage auf dem Tisch.
Und während man sich gemeinsam durch die Landschaft puzzelt, greift langsam das Prinzip von «Dorfromantik». Das Brettspiel ist nämlich jederzeit belohnend zu seinen Spielerinnen und Spielern. Auch wenn wenig gelingt, erhält man Fortschrittspunkte am Ende einer Partie. Dadurch spielt man sich neue Plättchen oder Spielziele frei. Und schon wird die Stimmung am Spieltisch deutlich romantischer.
Der Fortschritt in Schachteln verpackt
In 5 kleinen Spielschachteln findet man Zusatzelemente, die man bei «Dorfromantik» einstreuen kann. Dazu muss man sie aber erst freispielen. So spielt man schon bald um hohe Punktzahlen, um Plättchen, die rundherum perfekt angeschlossen sind oder Auftragspunkte in einzelnen Sparten. Das Spiel nimmt mit jeder Partie mehr Fahrt auf, und die Neugier auf die kommenden Aufgaben steigt. Gelingt eine Partie nicht nach Mass, weil die Plättchen gerade äusserst ungünstig erscheinen, nimmt man einfach einen neuen Anlauf. Früher oder später erreicht man seine Ziele und die Schachteln leeren sich.
Auch die Diskussionen am Spieltisch erhalten plötzlich mehr Inhalt. Oft geht es nur um wenige Punkte, damit ein nächster Erfolg winkt und ein neues Ziel freigeschaltet wird. Das lässt sich gut ausdiskutieren und abwägen. Wo holt man sich entscheidende Punkte? An welcher Stelle bereitet man schon die nächste Waldgruppe oder Weizenfeld vor? So funktioniert das Computer-Solospiel plötzlich auch als Gemeinschaftswerk auf dem Tisch. Nun breitet sich die Romantik vollends aus, in diesem Wohlfühlspiel, das immer eine Belohnung für seine Spielenden parat hält.
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Dorfromantik
Ein Legespiel von Lukas Zach und Michael Palm
Illustrationen: Paul Riebe
Für 1 – 6 Personen | Ab 8 Jahren | 30-60 Minuten
Verlag: Pegasus Spiele | ca. 34 Fr. / 29 Euro
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Patrick Jerg betreibt seit 12 Jahren die Webseite brettspielblog.ch und veröffentlicht regelmässig Spielkritiken über Brett- und Kartenspiele.
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.