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Patrick Jerg: Das Spiel © zvg

Das Spiel: Mit Wikingern ins Duell

Patrick Jerg /  Abstrakte Spiele lassen sich mit einem Thema aufwerten, wenn es nicht aufdringlich wirkt. Das kleine Kartenspiel «Odin» beweist es.

Der Schweizer Verlag Helvetiq ist bekannt für seine aussergewöhnlichen Spielideen und für seine ungewöhnlichen Schachtelformate. Vor einigen Jahren erschien das erste Kartenspiel in der kleinen, länglichen Spielbox und hat Aufsehen erregt. Nach einigen weiteren «kleinen» Spielen hat sich die Schachtel mittlerweile etabliert. Das Labyrinthspiel «Bandido» ist bisher das erfolgreichste dieser Reihe und hat sich weltweit sehr gut verkauft.

Das neueste Spiel in der kleinen Schachtel nennt sich «Odin». Der Verlag selber preist es als abstraktes Spiel an, das auch ohne Thema funktionieren würde. Helvetiq ist es aber wichtig, ihren Spielen ein Thema zu verleihen und so ziehen wir nun mit Wikingern in den Kampf, oder vielmehr in einen Zahlenvergleich, der ziemlich viel Spass macht.

Ein gewohnt schneller Spieleinstieg

Die Regeln von «Odin» finden auf einem gefalteten Papier Platz. Das Kartenset ist übersichtlich: 6 Spielfarben, Kartenwerte von 1 bis 9. Auch auf einen grossen Spielaufbau verzichtet man. Alle erhalten 9 Handkarten und schon kann es losgehen. Die einzelnen Spielmöglichkeiten sind schnell erklärt. Entweder man überbietet ein ausliegendes Kartenangebot oder man passt und überlässt die Bühne der nächsten Person.

Alles beginnt mit einer ersten Karte. Wer eine neue Runde startet, spielt eine beliebige Karte mit einem beliebigen Wert. Die nächste Person muss den Kartenwert überbieten. Entweder mit einer einzelnen Karte oder einer Karte mehr. Spielt man zwei Karten, müssen sie die gleiche Farbe oder den gleichen Wert haben. Aus den beiden neuen Zahlen bildet man den höchstmöglichen Wert. So wird aus einer 2 und einer 4 die Zahl 42, die es später erneut zu überbieten gilt.

Wer gibt, muss auch nehmen

Wer Karten auslegt, muss eine der bereits ausliegenden Karten zurück auf die Hand nehmen. So rotieren die Karten ziemlich wild hin und her und man verbessert seine Kartenhand, indem man Karten mit passender Farbe oder passenden Werten aufnimmt, um sie später mit hohen Werten abzulegen. Dadurch macht das Passen auch Sinn. Liegen gerade schlechte Karten aus, verzichtet man auf einen Spielzug. Das ist lohnenswerter, als eine schlechte Karte aufzunehmen.

Landet man mit einem hohen Wert in einer Sackgasse, nimmt man die Karten aus dem Spiel und startet eine neue Gebotsrunde mit einer Einzelkarte. Spielt jemand seine letzte Karte weg, folgt eine Zwischenwertung. Jede Karte auf der Hand zählt als Strafpunkt. Danach geht es mit 9 neuen Karten in die nächste Runde. Nach drei oder vier Spielrunden erreicht meist jemand 15 Strafpunkte und die Partie endet. Wer nun am wenigsten Strafpunkte besitzt, gewinnt das Spiel.

Durchdachte Kartenaufwertung

Die einzelnen Spielelemente bei «Odin» sind nicht neu. Doch das Spiel holt seinen Reiz aus zwei Aktionen. Zuerst einmal erhält das Passen eine ungewohnt wichtige Rolle. Es ist keine Verlegenheitslösung, sondern ein wichtiger Teil des Spiels, um an gute Karten zu kommen. Denn das Aufnehmen einer Karte sorgt für gute Kombinationen in der eigenen Hand. Man sucht gleiche Farben oder gleiche Werte, um möglichst lange mitzubieten und im Spiel zu bleiben.

Bei «Odin» spielt man also immer vorausschauend und baut sich seine Kombinationen der Zukunft in der Gegenwart. Das Thema der Vergangenheit, die Wikinger, sind tatsächlich nicht nötig. Die charmanten Illustrationen sorgen aber für ein viel angenehmeres Spielgefühl, wie wenn man mit reinen Zahlenkarten spielen würde. Daher ist «Odin» ein sehr kurzweiliges und knackiges Kartenspiel oder anders ausgedrückt: Viel Spiel in der kleinen Schachtel.

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Odin
Odin

Odin

Ein Kartenspiel von Gary Kim, Hope S. Hwang, Yohan Goh
Illustrationen: Crocotame


Für 2 – 6 Personen
Ab 7 Jahren | 15 Minuten
Verlag: Helvetiq | ca. 15 Fr. / 13 Euro


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Patrick Jerg betreibt seit 13 Jahren die Webseite brettspielblog.ch und veröffentlicht regelmässig Spielkritiken über Brett- und Kartenspiele.
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.

Zum Infosperber-Dossier:

Portrait Patrick Jerg 2

Das Spiel: Alle Beiträge

Spielen macht Spass. Und man lernt so vieles. Ohne Zwang. Einfach so.

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