SSS-DAS-SPIEL

Patrick Jerg: Das Spiel © zvg

Das Spiel: Mit wenigen Blicken zum Erfolg

Patrick Jerg /  Absprachen im Spiel sind oft notwendig. Doch was passiert, wenn man in einem kooperativen Spiel nicht sprechen darf?

Veränderungen gibt es auch bei den Spielverlagen hin und wieder. So haben sich wichtige Leute vom erfolgreichen Nürnberger-Spielkarten-Verlag (Qwixx, The Mind, The Game) verabschiedet und einen neuen Verlag unter dem Namen KENDi Games gegründet. Das bewährte Spielmuster haben die Macher gleich mitgenommen: Einfache, kleine Spiele mit ein wenig Tiefgang, damit der Wiederspielreiz gefördert wird.

Zum Start veröffentlichte der Verlag gleich drei kleine Spiele, die unterschiedlicher nicht sein könnten. «Durchmarsch» ist ein schnelles Würfelspiel, das zum Zocken einlädt. «The Choice» ist ein Roll & Write – Spiel, bei dem man würfelt und die Resultate in Form von Zahlen und Farben auf einem Wertungsblatt einträgt. Und «Get it!» ist schliesslich ein kooperatives Spiel ohne Worte. Zum Glück darf man darüber schreiben.

Blicke bringen den Erfolg

Die Aufgabe ist grundsätzlich nicht komplex. Zahlenkarten sollen von der Spielgruppe aufsteigend ausgespielt werden. Gelingt das, spielt man sich eine Stufe weiter. Es sind die Rahmenbedingungen, die bei «Get it!» für Unterhaltung sorgen. Im ersten Level startet man mit 10 Karten, die sich im Zahlenraum zwischen 1 bis 40 bewegen. Alle Spielenden erhalten einen verdeckten, sortierten Kartenstapel, bei dem der höchste Wert ganz unten liegt. Nun zeigen alle gleichzeitig ihre oberste Karte im Stapel den Mitspielenden, ohne sie selber zu sehen. Ich fasse noch einmal zusammen: Nicht reden und seine eigene Karte nicht sehen, wie kommt man so ans Ziel? Nur mit Blicken!

Nach einem schnellen Überblick starrt man die Person an, die den tiefsten Zahlenwert zeigt. Bemerkt sie das, spielt sie ihre Karte aus und zieht eine neue Karte nach. Erneut beginnt das Spiel mit den Blicken. Wer aufmerksam mitliest, hat bereits bemerkt: Während alle auf einen starren, starrt man selber jemand anderen an. Auch das muss man erst einmal herausfinden. In einem Zeitlimit von 60 Sekunden muss die Aufgabe mit den 10 Zahlenkarten korrekt gelöst sein, um ins nächste Level aufzusteigen.

Sonderkarten brechen die Regeln

Die weiteren Level erschweren die Aufgabe mit jeder Runde. Zum Einen spielt man mit immer mehr Karten, während das Zeitlimit, durch eine kleine Sanduhr überwacht, gleich bleibt. Zum Anderen bringen Sonderkarten frischen Schwung ins Spiel. Sonderkarten müssen immer zuerst ausgespielt werden, wenn sie erscheinen. Sieht man eine Lächeln-Karte, darf man die Personen nur noch anlächeln. Bei der Augen-Karte muss man an den Personen vorbeischauen, um ihnen einen Hinweis zu geben. Sieht man einen Spiegel, darf man sich die eigene Karte ansehen. Bei einer Sprechblase darf man alle Zahlenwerte nennen, die man bei den Mitspielenden sieht.

Bei Level 6 schliesslich gibt es einige Zahlenkarten doppelt. Zeigen zwei Personen dieselben Werte, muss man sich entscheiden, wen man zuerst eines Blickes würdigen möchte. «Get it» gehört zu den Partyspielen, doch Hektik ist hier fehl am Platz. Man muss die Ruhe bewahren und erkennen, wann man als Einziger gegen den Strom schwimmt. Reagieren alle Mitspielenden anders, hat man mit grosser Wahrscheinlichkeit die Karte in der Hand, die ausgespielt werden soll. Je schneller man das merkt, desto eher erreicht man das Ziel. Das Blickmuster kann übrigens im Laufe einer Partie stark ändern. Von belanglos bis vorwurfsvoll liegt bei «Get it» alles drin.

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Get it!
Get it!

Get it!

Ein Kartenspiel von Steffen Benndorf
Illustrationen: Christian Opperer

Für 3-6 Personen | Ab 8 Jahren | 20 Minuten
Verlag: KENDi Games | ca. 15 Fr. / 12 Euro


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Patrick Jerg betreibt seit 12 Jahren die Webseite brettspielblog.ch und veröffentlicht regelmässig Spielkritiken über Brett- und Kartenspiele.
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.

Zum Infosperber-Dossier:

Portrait Patrick Jerg 2

Das Spiel: Alle Beiträge

Spielen macht Spass. Und man lernt so vieles. Ohne Zwang. Einfach so.

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