Das Spiel: Hütet euch vor Drachen!
Michael Menzel ist längst kein Unbekannter mehr in der Brettspielszene. Mit seinem Spiel «Die Legenden von Andor» gewann er 2013 den Titel «Kennerspiel des Jahres», und «Die Abenteuer des Robin Hood» war ebenfalls in der Endausscheidung zum «Spiel des Jahres». Noch viel mehr Spuren hat er allerdings als Illustrator von Brett- und Kartenspielen hinterlassen. Michael Menzel ist ein gefragter Mann in der Szene. In seinem neusten Spiel «Drachenhüter» sorgt er mit niedlichen Drachen für einen kurzweiligen Kartensammelspass.
Die wahren Babysitter der frühen Drachenjahre waren wohl die Magierinnen und Magier. So sorgten sie mit ihren Zaubersprüchen für Ruhe unter den jungen Fabelwesen. Mit dem Magischen Buch bewegen wir uns auf ihren Pfaden. Um möglichst viele Drachen zu besänftigen, sammeln wir die passenden Karten und holen uns die zustehenden Belohnungen für unsere Dienste.
Blättern im Magischen Buch
Im Zentrum des Spiels steht das Magische Buch, dessen Blätter die Spielkarten sind. In einem Spielzug holt man sich bis zu drei neue Karten auf die Hand. Dabei entscheidet man sich vorderseitig für eine Drachenfarbe: Grün, blau, weiss oder rot. Doch auch die Rückseiten der Karten liefern wertvolle Informationen. Auf der linken Seite des Buchs stehen rückseitig Zahlen und die dazugehörigen Belohnungen, auf der rechten Seite des Buchs ist auf der Rückseite eine der Drachenarten abgebildet. Nach dem Ziehen der Karten bleibt im Magischen Buch also eine aktuelle Aufgabe stehen: 2 blaue Drachen. Kann man die entsprechenden Drachen in der gewünschten Anzahl auslegen, weil man sie gesammelt hat, erhält man die Belohnung.
Bei «Drachenhüter» sind immer alle Spielenden aktiv. So kann man sich auch bei den Aufgaben der anderen Magier beteiligen und sich Belohnungen sichern. Mit Amuletten, Perlen und Dracheneiern holt man sich Punkte. Kristalle ermöglichen das Ziehen einer zusätzlichen Karte.
Die Magie des Buches
Zwei spezielle Aktionen zeichnen «Drachenhüter» aus. Nach dem Ziehen der Karten darf man das Magische Buch manipulieren, indem man eine Karte zurücklegt. So verändert man das Buch nach seinen Bedürfnissen und sorgt dafür, dass man eine lösbare Drachenaufgabe erhält. Das Spiel mit den Vorder- und Rückseiten der Karten legt den Fokus auf das gezielte Sammeln der Karten, da sie jederzeit beidseitig eingesetzt werden können.
Das Ablegen der gesammelten Drachenkarten bei erfüllten Aufgaben erfolgt bei «Drachenhüter» auch nach einem eigenen Gesetz. Mit der ersten und der zweiten Drachenfarbe hat das noch keine Konsequenzen, man legt die Farben nebeneinander aus. Schon mit der dritten Farbe muss man in der eigenen Ablage eine Farbe einschliessen, die man ab sofort nicht mehr sammeln darf. Mit der vierten Farbe sind schliesslich zwei Farben in der eigenen Ablage gesperrt. Das erfordert ein gut getimtes Auslegen der Karten, damit man nicht zu früh eingeschränkt agieren muss.
Ausgefallene Ideen
Auch nach einigen Partien entdeckt man bei «Drachenhüter» immer noch Kleinigkeiten, mit denen man das eigene Spiel verbessern kann. Die Punkte für die Wertung sind so geschickt verteilt, dass man mit unterschiedlichster Spielweise belohnt wird. Oft ist die Frage, wann man sich an den Sammlungen anderer beteiligt oder ab wann man bei sich Drachenfarben sperrt. Das macht den Spielreiz bei «Drachenhüter» aus, denn erst beim Zählen der Punkte wird klar, wer die Drachen wirklich im Griff hatte.
Autor Michael Menzel ist immer auf der Suche nach speziellen Spielideen, Illustrator Michael Menzel lässt sich jederzeit von seiner Umgebung inspirieren. So verdankt der blaue Drachen sein Aussehen einer alten, rostigen Cutter-Messerklinge, die der Illustrator auf dem Aussengelände der grössten Spielmesse in Essen fand. Aus dem rostigen Teil lachte ihn ein Drachen an. So war es nur noch ein kleiner Schritt bis zum Thema seines Spiels.
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Drachenhüter
Ein Kartenspiel von Michael Menzel
Illustrationen: Michael Menzel
Für 2 – 4 Personen | Ab 8 Jahren | 20 Minuten
Verlag: Kosmos | ca. 22 Fr. / 18 Euro
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Patrick Jerg betreibt seit 13 Jahren die Webseite brettspielblog.ch und veröffentlicht regelmässig Spielkritiken über Brett- und Kartenspiele.
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.